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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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wiederhole es Ihnen, Sie haben mein ganzes Vertrauen.«
    Oberst Nicholson verließ seinen technischen Berater mit dem befriedigenden Gefühl, eine kurze Formulierung gefunden zu haben, die das angestrebte Ziel definierte.

5
    Shears – oder »Number One«, wie ihn die thailändischen Partisanen in dem einsam gelegenen Dorf nannten, wo die von der »Force 316« entsandten Agenten sich verborgen hielten – gehörte ebenfalls einer Sorte Menschen an, die viel Nachdenken und Sorgfalt auf die methodische Vorbereitung verwenden. Ja, die Achtung, in der er bei seinen Vorgesetzten stand, verdankte er seiner Umsicht und der Geduld, die er in der Zeit, welche der Aktion vorausging, an den Tag legte, und ebenso seiner Lebhaftigkeit und schnellen Entschlußkraft, wenn die Stunde zum Handeln gekommen war. Warden, der Professor Warden, sein Adjutant, stand ebenfalls in dem berechtigten Rufe, nichts dem Zufall zu überlassen, solange es die Umstände gestatteten.
    Was Joyce, den letzten Mann, den Benjamin des Trupps, anging, der die im Sonderlehrgang der »Plastic & Destructions Co. Ltd.« in Kalkutta absolvierten Schulungskurse noch im Gedächtnis hatte, so schien er trotz seiner Jugend einen gesunden Verstand zu haben, und Shears schenkte seinen Ansichten durchaus Beachtung. Denn im Verlauf der täglichen Besprechungen, die in der Eingeborenenhütte abgehalten wurden, wo man ihnen zwei Räume reserviert hatte, wurden sämtliche interessanten Gedankengänge durchgesiebt und alle Vorschläge bis auf den Grund geprüft.
    Die drei Gefährten saßen an diesem Abend diskutierend rings um eine Landkarte, die Joyce soeben an einem Bambuspfosten aufgehängt hatte.
    »Hier ist der ungefähre Verlauf der Bahnlinie, Sir«, sagte er. »Die Auskünfte stimmen ziemlich gut miteinander überein.«
    Joyce, im Zivilleben technischer Zeichner, war damit beauftragt worden, auf eine Karte großen Maßstabs die Auskünfte einzutragen, die man über die Eisenbahn von Burma und Thailand gesammelt hatte.
    Diese waren reichhaltig. Seit sie vor einem Monat ohne Unfall an der vorgesehenen Stelle mit dem Fallschirm abgesprungen waren, war es ihnen gelungen, sich zahlreiche Sympathien zu schaffen, die sich ziemlich weit erstreckten.
    Sie waren von thailändischen Agenten empfangen und in diesem kleinen, von Jägern und Schmugglern bewohnten Dorf untergebracht worden, das verloren mitten im Dschungel, fern von jeder Verbindungsstrecke, lag. Die Bevölkerung haßte die Japaner. Shears, von Beruf mißtrauisch, hatte sich nach und nach von der Ehrlichkeit seiner Gastgeber überzeugt.
    Der erste Teil ihres Auftrags verlief erfolgreich. Sie hatten heimlich Verbindung mit mehreren Dorfhäuptlingen aufgenommen. Freiwillige hielten sich bereit, ihnen zu helfen.
    Die drei Offiziere hatten angefangen, sie auszubilden. Sie machten sie mit dem Gebrauch der Waffen vertraut, die die »Force 316« verwandte. Die Hauptwaffe unter diesen war das »Plastic«, eine weiche, braune, teigige Masse, ebenso knetbar wie Lehm, in der mehrere Generationen von Chemikern der abendländischen Welt mit viel Geduld erfolgreich sämtliche Eigenschaften seither bekannter Explosivstoffe und darüber hinaus noch einige zusätzliche vereint hatten.
    »Es gibt eine sehr große Anzahl von Brücken, Sir«, fuhr Joyce fort, »doch meiner Meinung nach sind viele von geringem Interesse. Hier haben Sie die Aufstellung, die vorbehaltlich genauer Informationen von Bangkok bis nach Rangun reicht.«
    Die Anrede »Sir« war an den Major Shears, an »Number One«, gerichtet. Wenn auch die Disziplin im Innern der »Force 316« strikt war, so war doch bei den mit Sonderaufträgen ausgesandten Gruppen die Förmlichkeit nicht die Regel; überdies hatte Shears mehrmals den Offiziersaspiranten Joyce gedrängt, das »Sir« fortzulassen. Er hatte in diesem Punkt nichts erreicht. Eine, wie Shears meinte, vor seiner Einberufung liegende, alte Gewohnheit ließ ihn immer wieder auf diese förmliche Anrede zurückkommen.
    Shears hatte sich indessen bis jetzt nur loben können, daß seine Wahl auf Joyce gefallen war, den er sich nach den von den Instrukteuren erteilten Wertungen auf der Schule in Kalkutta, nach seinem körperlichen Aussehen und vor allem im Vertrauen auf seinen persönlichen Riecher hin ausgesucht hatte.
    Die Wertungen waren gut gewesen und die Charakterbeurteilungen lobend: der Offiziersaspirant Joyce, Freiwilliger wie alle Angehörigen der »Force 316«, hatte seinen Dienst immer zu vollster

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