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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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harmonisches Verhältnis von Ideal und Praxis aufrechterhält.
    Der Oberst hatte die einleitenden Versuchsarbeiten unter der Bedingung zugebilligt, daß sie schnell beendet würden. Er hatte in gleicher Weise wohlgefällig die Fertigstellung des Planes betrachtet und hatte sich im einzelnen die dem erfinderischen Genie von Reeves entsprungenen Neuerungen erklären lassen. Er hatte nur darauf bestanden, daß dieser sich nicht übernehme.
    »Wir werden es hübsch weit gebracht haben, wenn Sie dadurch plötzlich krank würden, Reeves! Die ganze Arbeit ruht auf Ihnen, denken Sie daran.«
    Auf jeden Fall fing er an, an dem Tage die Ohren zu spitzen und den gesunden Menschenverstand zu Wort kommen zu lassen, als Reeves ihn mit sorgenvollem Gesicht aufsuchte, um ihm gewisse Zweifel vorzutragen.
    »Es ist da ein Punkt, der mich plagt, Sir. Ich glaube nicht, daß wir ihn mit in Rechnung stellen müßten, aber ich lege Wert darauf, Ihre Zustimmung zu haben.«
    »Was ist denn los, Reeves?« fragte der Oberst.
    »Es handelt sich um das Austrocknen der Hölzer, Sir. Keine wichtige Konstruktion dürfte mit frisch gefällten Bäumen durchgeführt werden. Man müßte sie vorher an der frischen Luft liegen lassen.«
    »Wieviel Zeit würde es brauchen, um Ihr Bauholz austrocknen zu lassen, Reeves?«
    »Das ist je nach der Qualität verschieden, Sir. Bei bestimmten Sorten wartet man klugerweise damit achtzehn Monate oder gar zwei Jahre lang.«
    »Das ist ganz unmöglich, Reeves«, sagte der Oberst voller Heftigkeit. »Uns stehen im ganzen nur fünf Monate zur Verfügung.«
    Der Hauptmann senkte mit zerknirschter Miene den Kopf.
    »Ja leider, ich weiß es, Sir, und das ist es ja, was mich untröstlich macht.«
    »Und welchen Nachteil hat es, wenn man frisches Holz benutzt?«
    »Gewisse Substanzen ziehen sich zusammen, Sir, und daraus können Spalten und Spielraum entstehen, sobald das Gerüst einmal steht… Übrigens ist das nicht bei allen Holzarten der Fall; die Ulme zum Beispiel arbeitet fast gar nicht. Ich habe selbstverständlich Bäume ausgewählt, die Eigenschaften haben, die ihr ungefähr entsprechen . Die Brückenpfeiler aus Ulmen der >London Bridge<, Sir, haben sechshundert Jahre ausgehalten.«
    »Sechshundert Jahre!« rief Oberst Nicholson aus. – Eine Flamme leuchtete in seinen Augen auf, während er sich instinktiv nach dem Kwai-Fluß umwandte. – »Sechshundert Jahre, das wäre nicht so schlecht, Reeves!«
    »Oh, das ist ein Ausnahmefall, Sir. Hier kann man kaum mit mehr als fünfzig oder sechzig Jahren rechnen. Vielleicht noch mit etwas weniger, wenn das Holz schlecht austrocknet.«
    »Wir müssen dieses Risiko eingehen, Reeves«, versicherte der Oberst gebieterisch. »Verwenden Sie frisches Holz. Wir können nicht das Unmögliche schaffen. Wenn man uns irgendwelche Mängel vorwirft, dann genügt es, wenn wir darauf antworten können: das ließ sich nicht vermeiden.«
    »Ich verstehe, Sir . Da ist noch ein Punkt, nämlich das Kreosot, das die Pfosten gegen die Insekten schützt. Ich glaube, Sir, wir müssen ohne es auskommen. Die Japaner haben keines. Wir könnten selbstverständlich ein Ersatzmittel herstellen… Ich habe daran gedacht, ein Gerät zur Holzdestillierung herzustellen. Das ließe sich machen, aber es würde ein wenig Zeit verlangen . Bei längerer Überlegung möchte ich es nicht empfehlen.«
    »Warum das, Reeves?« fragte Oberst Nicholson, den diese technischen Einzelheiten entzückten.
    »Wenn auch die Ansichten darüber geteilt sind, so raten doch die besten Fachleute von der Verwendung des Kreosots ab, solange das Holz ungenügend getrocknet ist, Sir. Es konserviert den Saft, die Feuchtigkeit, und man riskiert dabei, daß das Holz schnell verschimmelt.«
    »Wir werden also den Kreosotanstrich wegfallen lassen, Reeves. Verstehen Sie mich recht. Wir dürfen uns nicht auf Unternehmungen einlassen, die unsere Mittel übersteigen. Man darf nicht vergessen, daß die Brücke sofort benutzt werden soll.«
    »Abgesehen von diesen beiden Punkten, Sir, bin ich jetzt sicher, daß wir hier eine vom technischen Gesichtspunkt aus vorschriftsmäßige Brücke bauen können, die ziemlich viel ertragen kann.«
    »Genau das ist es, Reeves! Sie sind auf dem richtigen Wege.
    Eine Brücke, die eine angemessene Tragfähigkeit hat und die vom technischen Gesichtspunkt aus den Vorschriften genügt. Also eine richtige Brücke und kein undefinierbares Gewirr von Bauhölzern. Schon das wird gar nicht so schlecht sein, ich

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