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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aus und
lege mir die genaue Form zurecht, die mein nächster Traum
für den guten Doktor annehmen soll.
    Als ich zu einem Schluß gekommen bin, richte ich mir meinen
Schreibtisch her. Dann gehe ich zu dem Fernsehschirm, der in die Wand
hinter dem Sitzplatz eingebaut ist. Ich kann besser arbeiten, wenn er
eingeschaltet ist und leise mit sich selbst redet. Die meisten
Programme sind Blödsinn, an die Nichtdenkenden gerichtet –
Quizveranstaltungen, Seifenopern und so weiter –, aber ich sehe
gelegentlich hin, immer in der Hoffnung, etwas zu entdecken, das
nicht die Brücke ist. Ich finde einen jetzt noch sendenden Kanal
– ein Fernsehspiel, das offenbar in einer Bergbausiedlung auf
einer der kleinen Inseln spielt –, drehe den Dialog zum Gemurmel
herunter, bis er zwar noch zu hören, aber nicht mehr zu
verstehen ist. Ich nehme an meinem Schreibtisch Platz, ergreife den
Stift.
    Der Fernseher beginnt zu zischen. Ich drehe mich um. Grauer Dunst
füllt den Schirm, statisches Rauschen kommt aus dem
Lautsprecher. Vielleicht ist der Apparat kaputt. Ich gehe hin, um ihn
abzustellen, doch da erscheint ein Bild. Zu hören ist nichts;
das Zischen ist verstummt.
    Der Schirm zeigt einen Mann in einem Krankenhausbett, umgeben von
Maschinen. Das Bild ist schwarzweiß, ohne Farbe, körnig.
Ich drehe den Ton auf, aber selbst bei höchster Lautstärke
erklingt nichts als ein sehr leises Zischen. Aus Nase und Mund und
Arm des Mannes im Bett kommen Röhrchen und Schläuche. Seine
Augen sind geschlossen. Ich kann ihn nicht atmen sehen, aber er
muß noch am Leben sein. Auf jedem Kanal bleibt das Bild das
gleiche, der Mann, das Bett, die Maschinen rundherum.
    Die Kamera blickt von oben schräg auf das Bett. Sie zeigt den
Teil einer Wand und einen kleinen freien Stuhl zu einer Seite des
Bettes. Der Mann sieht aus wie an der Schwelle des Todes; noch in
Schwarzweiß ist sein Gesicht schrecklich blaß, und seine
dünnen Hände – sie liegen bewegungslos auf der
weißen Bettdecke, und an der einen ist ein Röhrchen
angebracht – sind beinahe transparent. Sein Gesicht ist mager
und zusammengeschlagen wie von einer schweren Keilerei. Sein Haar
wirkt mausgrau, oben auf dem Kopf hat er einen kleinen kahlen Fleck.
Alles in allem ist es ein ziemlich kleiner, grauer, normal
aussehender Mann.
    Der arme Teufel. Wieder versuche ich, auf einen anderen Kanal
umzuschalten, aber das Bild bleibt. Vielleicht berührt meine
Leitung die von einer Klinik-Kamera, mit der sehr kranke Patienten
überwacht werden. Morgen früh werde ich die Reparatur-Leute
anrufen. Ich sehe mir das stille Bild noch ein Weilchen an, dann
schalte ich den Apparat aus.
    Zurück an meinen Schreibtisch. Ich muß
schließlich meinen nächsten Traum für den guten
Doktor vorbereiten. Eine Zeitlang schreibe ich, aber der Mangel an
einem Hintergrundgeräusch irritiert mich, und es ist mir ein
seltsames Gefühl, mit dem Rücken zu dem toten Fernseher zu
sitzen. Ich nehme Stift und Papier mit ins Bett, um meinen
nächsten Traum dort zu vollenden, bevor ich einschlafe. Falls
ich im Schlaf irgendwelche Träume haben sollte, erinnere ich
mich nie daran.
    Wie dem auch sei, ich schreibe folgendes:

 
Zwei

----
     
     
    DEN GANZEN TAG HATTEN WIR GEKÄMPFT, unter einem topasfarbenen
Himmel, der sich langsam bewölkte, als verdunkele ihn der Rauch
von unseren Kanonen und von den sich ausbreitenden Feuern. Bei
Sonnenuntergang wurden die Wolken dunkelrot; unter unseren
Füßen war das Deck schlüpfrig von Blut. Doch wir
kämpften weiter, verzweifelt jetzt, obwohl das Licht schwand und
unsere Zahl nur ein Viertel von dem betrug, was sie gewesen war. Die
Toten und Sterbenden lagen wie Splitter umher, Farbe und Vergoldung
unseres stolzen Schiffes waren geschwärzt und verbrannt, unsere
Maste waren gefällt, und unsere Segel – ehemals
gebläht und geschmückt wie eine militärische Brust
– hingen jetzt als halbverbrannte Lumpen von den
Maststümpfen oder bedeckten das mit Abfall bestreute Deck, wo
Feuer brannten und sterbende Männer stöhnten. Unsere
Offiziere waren tot, unsere Boote waren verbrannt oder
zerschmettert.
    Unser Schiff sank und brannte; die Art seines unvermeidlichen
Schicksals hing nur davon ab, ob das steigende Wasser die
Pulver-Magazine vor den züngelnden Flammen erreichte. Das
feindliche Fahrzeug, das sich auf dem von Wrackteilen bedeckten
Wasser wälzte, war anscheinend in kaum besserem Zustand als
unseres. Ein einziges durchlöchertes und vom Feuer
verrußtes Segel hing von dem

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