Die Brücke
stößt.
Ich hätte mier beinahe in die Hose geschissen ehrlich aber
der Schutzgeist löste sich wie der Blitz fon meiner Schulter unt
fuhr der Königin ins Gesicht traf sie wie eine Kanonenkugel unt
schleuderte sie in den Sessel zurück. Sie ließ die Kugel
fallen unt sie rolte über den Fußboden unt fing an zu
glühen unt die Königin fersuchte den Schutzgeist fon ihrem
Gesicht zu reißen. Sie schrie unt heulte unt kratzte unt schlug
ihn.
Ich konte kaum an mein Glück glauben. Entlich wahr ich den
kleinen Halunken fon meiner Schulter los. Sah dem Kampf der beiden
eine Sekunde lank zu. Dann dachte ich nein das ist nichts für
einen Soldaten. Ich fersuchte die Kugel aufzuheben die die
Königin fallengelassen hatte. Aber sie wahr rotglühend. So
stieg ich die Treppe wieder hinunter unt keine Minute zu früh.
Oben gap es einen fürchterlichen Knall unt es riß mich fon
den Füßen unt Staup und große Brocken krachten
herunter. Ich dachte ich hätte mier alle Knochen gebrochen aber
ich wahr okay weil mich nichts getroffen hatte. So kuckte ich
vorsichtich nach oben wo die Treppe gewesen wahr aber da wahr jetzt
nur leere Luft und keine Spur von den beiden.
Das ferdamte Golt habe ich nie gefunden. Statt dessen fickte ich
die Frauen unt ging. Nichts als Zeitferschwendung aber wenigstens bin
ich den kleinen Schutzgeist losgeworden. Seitdem habe ich nicht mehr
fiel Glück gehapt, unt manchmal fehlt mier das Scheusal richtig
aber was soll’s. Ich bin ein Schwertkämpfer und kein
Magijer.
Nein nein nein nein, es war schlimmer als das (dies später,
dies jetzt, als ich aufwache und das wässerige graue Licht durch
die Vorhänge dringt. Meine Augen brennen, in meinem Mund, der
ganz verklebt ist, habe ich einen schlechten Geschmack, und der Kopf
tut mir weh.) Ich war dort, das war ich, und es gelüstete mich
nach diesen verkrüppelten Frauen, und sie erregten mich; ich
vergewaltigte sie. Dem Barbaren bedeutete das nichts, es bedeutete
ihm weniger als ein weiterer Blutstreifen auf seinem Schwert, aber
ich wollte diese Frauen; ich hatte sie gemacht, und sie waren mein.
Ekel erfüllt mich wie Eiter. Mein Gott, besser überhaupt
kein Begehren als eines, das durch Verstümmelung, Hilflosigkeit
und Vergewaltigung geweckt wird.
Ich taumle aus dem Bett. Mein Kopf schmerzt, mir ist übel,
auf meiner Haut liegt der Schweiß wie schmutziges Öl, und
die Knochen tun mir weh. Ich reiße die Vorhänge auf.
Die Wolken haben sich gesenkt. Die Brücke ist –
jedenfalls auf dieser Ebene – in Grau gehüllt.
Drinnen drehe ich alle Lampen an, die Heizung und den Fernseher.
Der Mann in dem Krankenhausbett ist umgeben von Schwestern. Sie
rollen ihn auf den Bauch. Sein blasses Gesicht verrät nichts,
aber ich weiß, er hat Schmerzen. Ich höre mich
stöhnen; ich schalte den Apparat ab. Der Schmerz in meiner Brust
kommt und geht mit einem eigenen Rhythmus, beharrlich, nagend.
Ich schwanke wie ein Betrunkener ins Bad. Dort ist alles
weiß und konkret, und es hat kein Fenster, aus dem man den
haftenden Nebel draußen sehen könnte. Ich kann die
Tür schließen, weitere Lampen einschalten und mich mit
präzisen Widerspiegelungen und harten Oberflächen umgeben.
Ich lasse Wasser in die Wanne laufen und betrachte lange Zeit mein
Spiegelbild. Nach einer Weile ist es, als ob alles wieder dunkel
würde, als ob alles verblasse. Die Augen, so fällt mir ein,
sehen nur, indem sie sich bewegen; ganz geringe Vibrationen
erschüttern sie und erwecken so das aufgenommene Bild zum Leben.
Man lähme die Augenmuskeln oder befestige etwas so an der
Hornhaut, daß sie sich mit dem Auge bewegt, und das
Sehvermögen verschwindet…
Ich weiß das, ich habe es irgendwann, irgendwo gelernt, aber
ich weiß nicht, wann oder wo. Mein Gedächtnis ist eine im
Wasser versunkene Landschaft, und ich blicke von einer engen Klippe
dahin, wo einmal fruchtbare Ebenen und Hügel lagen. Jetzt ist es
eine einförmige Wasserfläche mit ein paar Inseln, die Berge
waren, Faltungen, die von einer unergründlichen tektonischen
Kraft des Gehirns erzeugt wurden.
Ich reiße mich aus meiner kleinen Trance, nur um zu
entdecken, daß mein Spiegelbild tatsächlich verschwunden
ist. Das Badewasser ist heiß, und die Dampfschwaden haben sich
auf dem kalten Spiegelglas niedergeschlagen, haben mich maskiert,
bedeckt, ausradiert.
Nachdem ich mich sorgfältig angezogen und frisiert, nachdem
ich gut gefrühstückt und – fast zu meiner
Überraschung
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