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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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riß ihn, stieß ihn, schlug ihn sogar. Doch nachdem er sich etwa fünf Minuten lang wiederum vergeblich abgemüht hatte, kehrte er in ohnmächtiger Verzweiflung zu seiner Bank zurück und setzte sich hin.
    »Zu dumm!« rief er aus. »Und wie ehrlos das alles ist!« fügte er noch hinzu. Der Kopf begann ihm furchtbar weh zu tun. ›Soll ich aufgeben und zurückfahren?‹ überlegte er. ›Nein, nun will ich auch bis zum Morgen bleiben. Jetzt bleibe ich erst recht, jetzt erst recht! Wozu wäre ich sonst überhaupt hergekommen? Und es ist auch kein Fuhrwerk da, mit dem ich fahren könnte! Wie soll ich jetzt von hier wegkommen? O diese absurde Lage!‹
    Sein Kopfschmerz wurde immer schlimmer. Er saß da, ohne sich zu rühren, und merkte nicht, wie er im Sitzen einschlief. Er mußte zwei Stunden oder noch etwas länger geschlafen haben, als er von einem unerträglichen Kopfschmerz erwachte, so unerträglich, daß er hätte schreien mögen. In den Schläfen hämmerte das Blut, der Scheitel tat ihm weh, noch längere Zeit nach dem Aufwachen konnte er nicht recht zu sich kommen und begreifen, was eigentlich mit ihm vorgegangen war. Endlich merkte er, daß sich in der überheizten Stube ein furchtbarer Kohlendunst befand und daß er davon vielleicht hätte sterben können. Der betrunkene Bauer aber lag immer noch da und schnarchte; das Licht war nahe daran auszugehen. Mitja schrie auf und eilte schwankend durch den Flur in die Stube des Waldhüters. Der erwachte schnell; als er hörte, daß in der anderen Stube Kohlendunst war, ging er zwar, das Erforderliche zu tun, nahm die Tatsache jedoch so seltsam gleichmütig hin, daß Mitja sich wunderte und gekränkt fühlte.
    »Wenn er nun gestorben wäre, was dann?« schrie Mitja ihn zornig an.
    Tür, Fenster und Ofenröhre wurden geöffnet. Mitja schleppte aus dem Flur einen Eimer Wasser herbei und befeuchtete zuerst sich selbst den Kopf; dann tauchte er einen Lappen ins Wasser und legte ihn dem schlafenden Ljagawy auf den Kopf. Der Waldhüter aber behandelte den ganzen Vorfall weiterhin mit Geringschätzung und sagte, nachdem er das Fenster geöffnet hatte, mürrisch: »Na, nun wird's wohl gut sein!« Und ging wieder schlafen; eine Blechlaterne, die er noch angezündet hatte, ließ er Mitja zurück. Mitja mühte sich mit dem Betrunkenen, der vom Kohlendunst halb vergiftet war, noch ungefähr eine halbe Stunde lang ab, indem er ihm fortwährend den Kopf naß machte, und nahm sich ernstlich vor, die ganze Nacht nicht mehr zu schlafen. Ermattet setzte er sich nur für einen Augenblick hin, um sich zu erholen, schloß jedoch die Augen, streckte sich sofort unbewußt auf der Bank aus und schlief im nächsten Moment wie ein Toter.
    Er erwachte erst sehr spät. Es war schon ungefähr neun Uhr morgens.
    Die Sonne schien hell in die beiden kleinen Fenster.
    Der kraushaarige Bauer saß auf der Bank und hatte bereits sein ärmelloses Wams angezogen. Vor ihm stand ein zurechtgemachter Samowar und eine neue Flasche Branntwein. Die von gestern war schon ausgetrunken und die neue schon wieder über die Hälfte geleert. Mitja sprang auf und erriet sofort, daß der verdammte Bauer erneut betrunken war, schwer betrunken, kaum zu ernüchtern. Er musterte ihn etwa eine Minute lang mit großen Augen. Der Bauer sah ihn schweigend mit einer schlauen beleidigenden Ruhe an, ja sogar mit geringschätzigem Hochmut, wie es Mitja vorkam. Er stürzte auf ihn los.
    »ErIauben Sie, sehen Sie ... ich ... Sie haben es sicher schon von dem Waldhüter gehört. Ich bin Leutnant Dmitri Karamasow, ein Sohn des alten Karamasow, mit dem Sie wegen des Waldes verhandeln.«
    »Du lügst!« erwiderte der Bauer mit ruhiger, fester Stimme.
    »Wieso lüge ich? Sie kennen doch Fjodor Pawlowitsch?«
    »Ich kenne deinen Fjodor Pawlowitsch nicht«, sagte der Bauer und bewegte schwerfällig die Zunge.
    »Sie stehen aber doch mit ihm in Verhandlung wegen des Waldes! Wachen Sie doch auf, sammeln Sie Ihre Gedanken! Der Pope Pawel aus Iljinskoje bat mich hierher begleitet ... Sie haben doch an Samsonow geschrieben, und er hat mich zu Ihnen geschickt ...«
    Mitja rang mühsam nach Luft.
    »Du lügst!« versetzte Ljagawy wieder.
    »Aber ich bitte Sie, die Sache ist kein Scherz! Sie sind vielleicht betrunken, aber Sie können doch reden und verstehen ... Sonst ... sonst verstehe ich gar nichts mehr!«
    »Du bist ein Färber!«
    »Aber ich bitte Sie, ich bin Karamasow, Dmitri Karamasow. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen ... einen

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