Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
Vom Netzwerk:
unterwegs. Obgleich unsere Gegend verarmt war, viele Gutsbesitzer weggezogen waren und der Handel am Boden lag, blühte dieses feine Geschäft doch wie früher, ja sogar von Jahr zu Jahr mehr. Für solche Dinge gab es allezeit Käufer. Mitja wurde im Laden mit Ungeduld erwartet. Man erinnerte sich noch sehr gut, wie er vor drei, vier Wochen auf dieselbe Weise alle möglichen Waren für mehrere hundert Rubel ausgesucht und bar bezahlt hatte – auf Borg hätte man ihm allerdings auch nichts gegeben – und wie er, ebenso wie jetzt, ein ganzes Päckchen Hundertrubelscheine in der Hand gehabt und das Geld unbedacht ausgegeben hatte, ohne zu handeln und zu überlegen, wozu er so viele Waren überhaupt brauchte. In der ganzen Stadt erzählte man später, er sei damals mit Gruschenka nach Mokroje gefahren, habe in einer Nacht und an dem folgenden Tag auf einen Schlag dreitausend Rubel vergeudet und sei von dem Gelage ohne eine Kopeke zurückgekehrt. Es hieß, er habe eine ganze Zigeunerhorde, die sich damals bei uns herumtrieb, mitgenommen, und die habe ihm in den zwei Tagen – betrunken wie er war – eine Unmenge Geld abgenommen und eine Unmenge teuren Wein getrunken. Man spottete über Mitja, er habe in Mokroje dumme Bauern mit Champagner betrunken gemacht und Bauernmädchen und Bauernfrauen mit Konfekt und Straßburger Pasteten gefüttert. Man lachte auch, und zwar besonders im Restaurant – allerdings nur hinter seinem Rücken, denn ihm ins Gesicht zu lachen, war etwas gefährlich –, über Mitjas eigenes offenherziges Geständnis, daß er von Gruschenka für diese ganze »Eskapade« keine andere Belohnung erhalten habe als die Erlaubnis, ihr Füßchen zu küssen; weiter habe sie ihm nichts gestattet.
    Als Mitja und Pjotr Iljitsch zum Laden kamen, fanden sie am Eingang schon eine fahrbereite Troika vor, mit einem Wagen, der mit einem Teppich bedeckt war, mit Schellen und Glöckchen und dem Kutscher Andrej, der auf Mitja wartete. Im Laden war eine Kiste bereits mit Waren vollgepackt, und man wartete nur auf Mitja, um sie zuzumachen und auf den Wagen zu laden.
    Pjotr Iljitsch war erstaunt.
    »Wo hast du denn so schnell eine Troika herbekommen?« fragte er Mitja.
    »Als ich zu dir lief, traf ich diesen Andrej und befahl ihm, direkt hierherzufahren. Es ist keine Zeit zu verlieren! Das vorige Mal fuhr ich mit Timofej, aber Timofej ist diesmal vor mir mit einer Zauberin davongefahren ... Andrej, werden wir sehr viel später ankommen als sie?«
    »Höchstens eine Stunde sind die früher da als wir, und auch das kaum! Kaum eine Stunde!« antwortete Andrej eilig. »Ich habe Timofej beim Anspannen geholfen – ich weiß, wie der fährt. Wir fahren anders als die, Dmitri Fjodorowitsch! Die können mit uns nicht mithalten. Keine Stunde kommen die früher an!« sagte Andrej eifrig. Er war noch nicht alt, ein magerer Bursche mit rötlichem Haar, in einem ärmellosen Wams, den Schoßrock über dem linken Arm.
    »Fünfzig Rubel Trinkgeld, wenn wir nur eine Stunde später ankommen!«
    »Nur eine Stunde, das garantiere ich Ihnen, Dmitri Fjodorowitsch! Ach was, keine halbe Stunde sind die früher da, geschweige denn eine Stunde!«
    Mitja entwickelte zwar eine große Geschäftigkeit im Anordnen, doch was er da sagte und befahl, kam alles etwas sonderbar heraus, abgehackt und ungeordnet. Er fing etwas an und vergaß, es zu beenden. Pjotr Iljitsch hielt es für nötig, einzugreifen und sich der Sache anzunehmen.
    »Für vierhundert Rubel, nicht unter vierhundert Rubel! Es soll genauso sein wie damals!« kommandierte Mitja. »Vier Dutzend Flaschen Champagner, nicht eine Flasche weniger!«
    »Wozu brauchst du denn so viel? Was hat das für einen Sinn? Halt!« schrie Pjotr Iljitsch. »Was ist das für eine Kiste? Was ist da drin? Sind hier wirklich für vierhundert Rubel Waren drin?«
    Die geschäftigen Gehilfen setzten ihm sofort mit den liebenswürdigsten Ausdrücken auseinander, in dieser ersten Kiste befände sich nur ein halbes Dutzend Flaschen Champagner und »alle übrigen für den Anfang erforderlichen Dinge«: Imbiß, Konfekt, Montpensier und so weiter; der »Hauptbedarf« jedoch werde erst noch eingepackt und solle dann wie beim vorigen Mal gesondert geliefert werden, auf einem besonderen dreispännigen Wagen; er werde zur rechten Zeit eintreffen, höchstens eine Stunde nach Dmitri Fjodorowitsch.
    »Nicht mehr als eine Stunde später, ja nicht später! Und packt recht viel Montpensier und Sahnebonbons ein, das mögen die jungen

Weitere Kostenlose Bücher