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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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spuckte aus und begab sich in sein Restaurant, um dort Billard zu spielen.
    ›Ein Dummkopf ist er, wenn auch ein guter Junge!‹ brummte er unterwegs in Gedanken vor sich hin. Von diesem Offizier, Gruschenkas Verflossenem, habe ich gehört. Na, wenn der gekommen ist, dann ... Pfui Teufel, diese Pistolen! Aber bin ich etwa sein Hüter? Soll er mit ihnen machen, was er will! Es wird überhaupt nichts geschehen. Das sind Maulhelden, weiter nichts. Sie betrinken sich und prügeln sich, sie prügeln sich und versöhnen sich. Tatkräftige Menschen sind sie nicht. Was will das schon besagen: »Ich trete beiseite, ich bestrafe mich selbst!« Gar nichts wird geschehen! Tausendmal hat er im Restaurant mit solchen hochtrabenden Ausdrücken um sich geworfen, wenn er betrunken war. Jetzt war er nun allerdings nicht betrunken. »Seelisch betrunken« – solche Phrasen lieben sie, die Schufte. Bin ich sein Hüter, wie? Er muß sich jedenfalls geprügelt haben, seine ganze Visage war ja voll Blut. Aber mit wem? Das werde ich im Restaurant erfahren. Auch sein Taschentuch war voll Blut ... Pfui Teufel, das ist bei mir auf dem Fußboden liegengeblieben ... Doch was schert mich das?‹
    In der verdrießlichsten Stimmung kam er in das Restaurant und begann sogleich eine Partie. Die Partie heiterte ihn wieder auf. Er spielte eine zweite und begann dabei einem seiner Partner zu erzählen, Dmitri Karamasow habe wieder Geld, an die dreitausend Rubel, wie er selbst gesehen habe, und er sei wieder nach Mokroje gefahren, zu einem Gelage mit Gruschenka. Die Zuhörer nahmen das mit größerem Interesse auf, als er erwartet hatte. Und alle sprachen darüber sonderbar ernst, ohne zu lachen. Sie unterbrachen sogar ihr Spiel.
    »Dreitausend Rubel? Wo will er denn dreitausend Rubel herhaben?« Sie fragten ihn weiter aus. Die Nachricht über Frau Chochlakowa wurde mit starken Zweifeln aufgenommen.
    »Er wird doch nicht den Alten beraubt haben? Na, das wäre vielleicht ...«
    »Dreitausend Rubel? Da stimmt was nicht!«
    »Er hat sich laut gerühmt, er würde seinen Vater totschlagen, das haben hier alle gehört. Ausgerechnet von dreitausend Rubeln hat er gesprochen ...«
    Pjotr Iljitsch hörte das mit an und antwortete auf weitere Fragen nur trocken und wortkarg. Von dem Blut, das Mitja im Gesicht und an den Händen gehabt hatte, sagte er keine Silbe, obgleich er, als er auf dem Weg ins Restaurant war, beabsichtigt hatte, auch dies zu erzählen. Man begann die dritte Partie, und das Gespräch über Mitja verstummte allmählich. Als die dritte Partie dann zu Ende war, mochte Pjotr Iljitsch nicht weiterspielen, legte das Queue beiseite und verließ das Restaurant, ohne dort zu Abend zu essen, wie er eigentlich vorgehabt hatte. Auf dem Marktplatz angelangt, blieb er unentschlossen stehen und mußte sogar über sich selbst staunen. Er erinnerte sich plötzlich, daß er zuerst zum Haus von Fjodor Pawlowitsch hatte gehen wollen, um sich zu erkundigen, ob dort etwas vorgefallen war. Doch er sagte sich: ›Soll ich wegen einer Dummheit in einem fremdem Haus die Leute aufwecken und einen Skandal hervorrufen? Zum Teufel, bin ich etwa ihr Hüter?‹
    In höchst verdrießlicher Stimmung schlug er den direkten Weg zu seiner Wohnung ein; da fiel ihm plötzlich Fenja ein. ›Zum Teufel, die hätte ich vorhin ausfragen sollen‹, dachte er ärgerlich. ›Dann wüßte ich jetzt alles.‹ Und auf einmal wuchs in ihm ein so ungeduldiges, hartnäckiges Verlangen, mit ihr zu reden und sich bei ihr zu erkundigen, daß er auf halbem Weg zum Haus von Frau Morosowa abbog, wo Gruschenka wohnte. Er klopfte ans Tor, der laute Schall, der durch die Stille der Nacht hallte, schien ihn jedoch jäh zu ernüchtern und zu ärgern. ›Auch hier werde ich einen Skandal anrichten!‹ dachte er, peinlich berührt, doch statt nun endgültig zu gehen, begann er auf einmal, abermals zu klopfen, und zwar aus Leibeskräften. Der Lärm schallte durch die ganze Straße. »Wollen mal sehen, ob ich sie nicht doch wachklopfe!« murmelte er. Mit jedem Schlag wurde er wütender, steigerte aber zugleich die Wucht seiner Schläge.
6. Ich komme selbst!
    Dmitri Fjodorowitsch flog inzwischen die Landstraße dahin. Bis Mokroje waren es etwas über zwanzig Werst, doch Andrej jagte sein Dreigespann dermaßen, daß sie in fünf viertel Stunden am Ziel sein konnten. Die schnelle Fahrt schien auf Mitja erfrischend zu wirken. Die Luft war rein und ziemlich kalt, an dem klaren Himmel glänzten große Sterne. Es

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