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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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fragte er auf einmal zerstreut den Gehilfen, als er in einer Ecke einen hübschen kleinen Bologneserhund mit schwarzen Augen bemerkte.
    »Das ist das Hündchen von Warwara Alexejewna, der Hausherrin«, antwortete der Gehilfe. »Sie hat es vorhin mitgebracht und hier vergessen. Wir werden es ihr zurückbringen müssen.«
    »Ich habe schon einmal so einen Hund gesehen, beim Regiment ...«, sagte Mitja nachdenklich. »Nur hatte der ein gebrochenes Hinterbein ... Apropos, Pjotr Iljitsch, ich wollte dich fragen: Hast du in deinem Leben mal was gestohlen?«
    »Was ist das für eine Frage?«
    »Nun, ich frage nur so. Jemand anderem aus der Tasche, fremdes Eigentum? Ich rede nicht von der Staatskasse, die Staatskasse bestehlt ihr alle, und du natürlich auch ...«
    »Scher dich zum Teufel!«
    »Ich rede von fremdem Eigentum. Direkt aus der Tasche, aus dem Geldbeutel, verstehst du?«
    »Ich habe einmal meiner Mutter ein Zwanzigkopekenstück gestohlen, als ich neun Jahre alt war. Ich nahm es vom Tisch und hielt es in der zusammengedrückten Hand.«
    »Und dann?«
    »Weiter nichts. Ich behielt es drei Tage lang, dann schämte ich mich, gestand es und gab es zurück.«
    »Nun, und dann?«
    »Natürlich bekam ich Prügel. Aber warum fragst du danach? Hast du etwa selbst gestohlen?«
    »Ja, ich habe gestohlen«, antwortete Mitja und zwinkerte schlau mit den Augen.
    »Was hast du denn gestohlen?« erkundigte sich Pjotr Iljitsch neugierig.
    »Meiner Mutter ein Zwanzigkopekenstück, ich war neun Jahre alt, nach drei Tagen gab ich es zurück.«
    Nach diesen Worten erhob sich Mitja plötzlich von seinem Platz.
    »Dmitri Fjodorowitsch, täten wir nicht gut daran, uns zu beeilen?« rief auf einmal Andrej an der Ladentür.
    »Ist alles bereit? Dann wollen wir gehen!« versetzte Mitja, der zusammengefahren war. »Noch ein letztes Wort ... Und gebt Andrej schnell noch ein Glas Schnaps auf den Weg! Und ein Glas Kognak, außer dem Schnaps! »Er deutete auf den Pistolenkasten. »Diesen Kasten stellt mir unter den Sitz! Leb wohl, Pjotr Iljitsch! Gedenke meiner nicht im Bösen!«
    »Aber du kommst doch morgen zurück?«
    »Unbedingt.«
    »Belieben Sie jetzt die Rechnung zu begleichen?« fragte ein hinzueilender Gehilfe.
    »Ja, richtig, die Rechnung! Gewiß!«
    Er holte wieder das Päckchen Banknoten aus der Tasche, nahm drei Hundertrubelscheine, warf sie auf den Ladentisch und verließ eilig den Laden. Man begleitete ihn unter Verbeugungen, höflichen Worten und guten Wünschen hinaus. Andrej räusperte sich nach dem Kognak und sprang auf den Bock. Gerade wollte Mitja einsteigen, als völlig unerwartet Fenja außer Atem angelaufen kam. Sie faltete laut schreiend die Hände vor ihm und fiel ihm zu Füßen.
    »Väterchen, Dmitri Fjodorowitsch, Täubchen, bringen Sie das gnädige Fräulein nicht um! Ich, ich bin es ja gewesen, die Ihnen alles erzählt hat! ... Und bringen Sie auch ihn nicht um, er ist ja ihr Früherer! Jetzt will er Agrafena Alexandrowna heiraten, dazu ist er aus Sibirien zurückgekommen ... Väterchen, Dmitri Fjodorowitsch, vernichten Sie ein fremdes Leben nicht!«
    »Aha, so steht das! Na, du wirst ja jetzt etwas Schönes anrichten!« murmelte Pjotr Iljitsch vor sich hin. »Jetzt ist alles klar, wie sollte man das jetzt nicht verstehen? Dmitri Fjodorowitsch, gib mir sofort die Pistolen zurück, wenn du ein vernünftiger Mensch sein willst!« rief er Mitja laut zu. »Hörst du, Dmitri?«
    »Die Pistolen? Warte, mein Täubchen, ich werde sie unterwegs ins Wasser werfen«, antwortete Mitja. »Steh auf, Fenja, lieg nicht vor mir auf den Knien! Mitja wird niemanden umbringen. Dieser dumme Mensch wird künftig niemanden mehr umbringen. Noch eins, Fenja«, rief er ihr zu, als er sich bereits gesetzt hatte, »Ich bin vorhin grob zu dir gewesen. Verzeih mir das und sei mir nicht böse, verzeih mir schlechtem Menschen ... Wenn du es mir aber nicht verzeihst, dann ist es auch egal! Denn jetzt ist schon alles egal! Vorwärts, Andrej! Fahr so schnell du kannst!«
    Andrej trieb die Pferde an, das Glöckchen klingelte.
    »Lebe wohl, Pjotr Iljitsch! Dir gilt meine letzte Träne!«
    ›Betrunken ist er nicht, aber was für einen Unsinn schwatzt er zusammen!‹ dachte Pjotr Iljitsch, als er allein zurückgeblieben war. Er hatte eigentlich noch dableiben und zusehen wollen, wie die übrigen Waren auf den zweiten Wagen verladen wurden, denn er argwöhnte, daß man Mitja übers Ohr hauen würde. Doch auf einmal ärgerte er sich über sich selbst,

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