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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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abgewonnen hatten, waren schnell draufgegangen. Gruschenka hatte sich jedoch besonders darüber gewundert, daß die beiden Polen sie mit hochmütiger Grandezza, stolzem Selbstbewußtsein, größter Etikette und aufgeblasenen Phrasen empfingen. Gruschenka hatte darüber nur gelacht und ihrem »Früheren« zehn Rubel gegeben. Sie hatte diese Geschichte sofort lachend Mitja erzählt, und er war nicht im geringsten eifersüchtig geworden. Seitdem nun hatten sich die Polen an Gruschenka geklammert und sie tagtäglich mit Bettelbriefen bombardiert, und sie hatte ihnen jedesmal eine Kleinigkeit geschickt. Und heute war es Mitja plötzlich eingefallen, eifersüchtig zu werden.
    »Ich Idiotin war auch wirklich bei ihm, nur für ein Augenblickchen, bevor ich zu Mitja ging; denn er, mein Früherer, war ebenfalls krank geworden«, begann Gruschenka wieder hastig! »Und ich erzählte Mitja das lachend. ›Stell dir vor‹, sagte ich, ›mein Pole hat mir zur Gitarre die Lieder von früher vorgesungen! Er denkt wohl, ich werde gerührt und heirate ihn?‹ Da sprang Mitja wütend auf und fing an zu schimpfen ... Nun werde ich zum Trotz den Polen Pasteten schicken! Fenja, haben sie wieder das kleine Mädchen hergeschickt? Hier, gib ihr diese drei Rubel, wickle zehn Pasteten in Papier und sag ihr, sie soll sie ihnen bringen. Und du, Aljoscha, mußt Mitja auf alle Fälle erzählen, daß ich ihnen Pasteten geschickt habe!«
    »Das werde ich ihm auf keinen Fall erzählen!« erwiderte Aljoscha lächelnd.
    »Ach, glaubst du etwa, daß er sich quält? Er stellt sich nur absichtlich eifersüchtig, in Wirklichkeit ist ihm alles ganz gleichgültig«, sagte Gruschenka bitter.
    »Er stellt sich nur so?« fragte Aljoscha.
    »Du bist dumm, Aljoschenka. Weißt du, bei all deinem Verstand verstehst du hiervon nichts. Mich kränkt es nicht, daß er meinetwegen eifersüchtig ist, kränken würde es mich vielmehr, wenn er überhaupt nicht eifersüchtig wäre. Das liegt so in meinem Charakter. Durch Eifersucht fühle ich mich nicht gekränkt; ich habe selber ein wildes Herz und bin selber eifersüchtig. Kränkend ist nur, daß er mich überhaupt nicht liebt und sich absichtlich eifersüchtig stellt! Bin ich etwa blind? Sehe ich nicht, was vorgeht? Er fängt jetzt auf einmal an, mir von diesem Fräulein, von Katka, zu erzählen, was sie für ein gutes Wesen ist. ‹Einen Arzt hat sie für mich aus Moskau geholt, um mich zu retten, und auch den berühmtesten, geschicktesten Rechtsanwalt hat sie kommen lassen.‹ Also liebt er sie, wenn er sie vor mir so schamlos lobt! Er selber ist mir untreu geworden, und nun sucht er Streit mit mir, um die Sache so darzustellen, als wäre ich ihm schon vorher untreu geworden, und um mir allein die Schuld zuzuschreiben! ›D u hast es schon vorher mit dem Polen getrieben, also ist es mir jetzt auch mit Katka erlaubt!‹ So steht die Sache! Er will die ganze Schuld auf mich abwälzen. Absichtlich sucht er Streit, absichtlich, sage ich dir! Aber ich werde ...«
    Gruschenka sprach nicht zu Ende, was sie tun würde. Sie bedeckte die Augen mit dem Taschentuch und schluchzte heftig.
    »Er liebt Katerina Iwanowna nicht«, sagte Aljoscha mit Bestimmtheit.
    »Ob er sie liebt oder nicht, werde ich bald selbst erfahren«, antwortete Gruschenka in einem leicht drohenden Ton und nahm das Tuch von den Augen.
    Ihr Gesicht sah ganz entstellt aus; Aljoscha sah betrübt, wie sich ihr Gesicht aus einem sanften, ruhig-heiteren plötzlich in ein finsteres und böses verwandelt hatte.
    »Nun genug von diesen Dummheiten!« brach sie kurz ab! »Ich habe dich aus einem ganz anderen Grund hergebeten. Aljoscha, Täubchen, morgen, was wird morgen geschehen? Das ist es, was mich quält! Und ich bin die einzige, die das quält! Ich sehe sie alle an: Kein Mensch denkt daran, keinen scheint es etwas anzugehen. Denkst du wenigstens daran? Morgen wird das Urteil über ihn gefällt! Erkläre du mir, wie sie über ihn zu Gericht sitzen können! Den Mord hat doch der Diener begangen, der Diener! O Gott! Werden sie wirklich ihn an Stelle des Dieners verurteilen? Und wird ihn niemand verteidigen? Sie haben ja wohl den Diener überhaupt nicht behelligt, wie?«
    »Man hat ihn streng verhört«, sagte Aljoscha trüb! »Aber alle kamen zu der Überzeugung, daß er es nicht gewesen ist. Jetzt liegt er schwerkrank darnieder. Er ist seit damals krank, seit dem epileptischen Anfall. Er ist tatsächlich krank«, fügte Aljoscha hinzu.
    »O Gott, du solltest doch

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