Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
Vom Netzwerk:
Rede, das Geheimnis wird sich auf etwas ganz anderes beziehen. Es sieht nicht danach aus, daß es Katerina Iwanowna betrifft – das ist meine Ansicht. Einstweilen lebe wohl!«
    Aljoscha drückte ihr die Hand, Gruschenka weinte immer noch. Er sah, daß sie seinen Tröstungen wenig Glauben schenkte, sich aber schon dadurch erleichtert fühlte, daß sie wenigstens jemandem ihr Leid geklagt und sich ausgesprochen hatte. Es tat ihm weh, sie in diesem Zustand verlassen zu müssen, aber er hatte es eilig. Er hatte noch vieles zu erledigen.
2. Das kranke Füßchen
    Zuerst eilte er in das Haus von Frau Chochlakowa; er wollte dort möglichst schnell fertig werden und nicht zu spät zu Mitja kommen. Frau Chochlakowa kränkelte seit drei Wochen, ein Fuß war ihr, Gott weiß woher, geschwollen; sie lag zwar nicht gerade im Bett, verbrachte jedoch den Tag in einem reizenden, aber anständigen Negligé auf einer Chaiselongue in ihrem Boudoir. Aljoscha hatte bereits im stillen darüber gelächelt, daß Frau Chochlakowa trotz ihrer Krankheit angefangen hatte, sich ein bißchen zu putzen. Da waren allerlei Coiffüren, Schleifen und Morgenröcke zum Vorschein gekommen, und er durchschaute die Absicht, obwohl er diesen Gedanken als müßig verscheuchte. In den letzten zwei Monaten war, unter den anderen Besuchern, auch der junge Perchotin oft zu Frau Chochlakowa gekommen.
    Aljoscha war schon seit vier Tagen nicht dagewesen und wollte schnell geradewegs zu Lisa gehen; denn sie hatte am vorigen Tag das Dienstmädchen mit der dringenden Bitte zu ihm geschickt, er möchte »in einer sehr wichtigen Angelegenheit« unverzüglich zu ihr kommen, was aus gewissen Gründen Aljoschas Interesse erregt hatte. Doch während das Mädchen zu Lisa ging, um ihn anzumelden, hatte Frau Chochlakowa bereits irgendwie von seiner Ankunft erfahren und ließ ihn »nur auf ein Augenblickchen« zu sich bitten. Nach kurzer Überlegung sagte sich Aljoscha, daß es das beste wäre, zunächst den Wunsch der Mutter zu erfüllen; sonst würde sie, solange er bei Lisa saß, alle Augenblicke zu ihnen schicken. Frau Chochlakowa lag, besonders festlich gekleidet, auf der Chaiselongue und befand sich augenscheinlich in einer außerordentlich nervösen Erregung. Sie empfing Aljoscha mit Ausrufen des Entzückens.
    »Eine Ewigkeit, eine ganze Ewigkeit habe ich Sie nicht gesehen! Eine ganze Woche nicht, ich bitte Sie! Ach, übrigens waren Sie erst vor vier Tagen hier, am Mittwoch. Sie wollen zu Lise? Ich bin überzeugt, daß Sie direkt zu ihr gehen wollten, auf den Zehen, damit ich es nicht merke. Lieber Alexej Fjodorowitsch, wenn Sie wüßten, wie sie mich beunruhigt! Aber davon nachher! Das ist zwar das Allerwichtigste, aber davon nachher! Lieber Alexej Fjodorowitsch, ich vertraue Ihnen meine Lise vollständig an. Nach dem Tode des Starez Sossima – Gott schenke seiner Seele die ewige Ruhe! – betrachte ich Sie gewissermaßen als seinen Nachfolger im strengen Mönchtum, obwohl Ihr neuer Anzug Sie vorzüglich kleidet. Wo haben Sie hier nur so einen guten Schneider aufgetrieben? Aber nein, das ist nicht die Hauptsache, davon nachher! Verzeihen Sie, daß ich Sie manchmal Aljoscha nenne, ich bin eine alte Frau, mir ist alles erlaubt«, sagte sie, kokett lächelnd! »Aber davon nachher! Die Hauptsache ist, daß ich nicht die Hauptsache vergesse. Bitte, erinnern Sie mich, sobald ich ins Plaudern gerate! Sie brauchen nur zu sagen: ›Und die Hauptsache?‹ Ach, woher soll ich denn wissen, was jetzt die Hauptsache ist? Seit Lise das Versprechen wieder zurückgenommen hat, ihr kindisches Versprechen, Alexej Fjodorowitsch, Sie zu heiraten, haben Sie natürlich eingesehen, daß das alles nur die kindische Laune eines kranken, gar zu lange an den Rollstuhl gefesselten Mädchens war – Gott sei Dank, jetzt kann sie ja wieder gehen. Dieser neue Arzt, den Katja aus Moskau hat kommen lassen, für Ihren unglücklichen Bruder, der morgen ... Nun, wozu sollen wir über morgen sprechen! Ich sterbe schon von dem bloßen Gedanken an morgen! Hauptsächlich vor Neugierde ... Kurz, dieser Arzt ist gestern bei uns gewesen und hat Lise gesehen ... Ich habe ihm fünfzig Rubel für den Besuch bezahlt. Aber das ist alles nicht das, was ich eigentlich sagen wollte. Sehen Sie, ich bin jetzt schon ganz aus dem Konzept gekommen. Ich habe es zu eilig. Warum habe ich es eigentlich so eilig? Das verstehe ich gar nicht. Überhaupt läßt mein Verständnis für dies und das jetzt erschreckend nach. Alles wirrt

Weitere Kostenlose Bücher