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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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werden darauf noch zurückkommen.«
    Hierauf führte Ippolit Kirillowitsch geordnet und exakt alles an, was bei der Voruntersuchung über die Vermögensstreitigkeiten und das Familienverhältnis zwischen Vater und Sohn bekannt geworden war, und gelangte wieder zu dem Schluß, daß nach den zur Kenntnis gelangten Tatsachen nicht die geringste Möglichkeit bestehe, in der Frage über die Erbteilung festzustellen, wer von beiden mehr oder weniger erhalten habe, als ihm zukam. Und ausgehend von den dreitausend Rubeln, die bei Mitja zu einer fixen Idee geworden seien, kam er auf das Urteil der Sachverständigen zu sprechen.
7. Historischer Überblick
    »Die medizinischen Sachverständigen haben sich bemüht, uns zu beweisen, daß der Angeklagte nicht voll bei Verstand ist und an einer Manie leidet. Ich behaupte, daß er durchaus voll bei Verstand ist und daß dies gerade das allerschlimmste ist: Wäre er nicht voll bei Verstand, hätte er sich vielleicht weit klüger gezeigt! Was nun die angebliche Manie betrifft, so würde ich damit einverstanden sein, aber nur in dem einen Punkt, auf den auch die Ärzte hingewiesen haben: Ich meine die Ansicht des Angeklagten über die dreitausend Rubel, die ihm sein Vater noch schuldig sei. Trotzdem läßt sich vielleicht ein unvergleichlich viel näherliegender Anhaltspunkt als seine Neigung zur Geistesgestörtheit finden, um die ständige Raserei des Angeklagten wegen dieses Geldes zu erklären. Ich schließe mich völlig der Meinung des jungen Arztes an, daß der Angeklagte über volle und normale geistige Fähigkeiten verfügt und verfügt hat und nur reizbar und erbittert ist. Und eben das ist der Kernpunkt: Nicht die dreitausend Rubel, nicht diese Summe bildete den eigentlichen Grund der ständigen rasenden Erbitterung des Angeklagten, sondern es gab einen besonderen Grund: die Eifersucht.«
    Hier zeichnete Ippolit Kirillowitsch in aller Ausführlichkeit das Bild der verhängnisvollen Leidenschaft des Angeklagten für Gruschenka. Er begann mit dem Augenblick, als der Angeklagte sich zu der »jungen Person« begab, um »sie zu verprügeln«. »Ich drücke mich mit seinen eigenen Worten aus«, fügte Ippolit Kirillowitsch zur Erklärung hinzu und fuhr dann fort: »Aber statt sie zu verprügeln, blieb er zu ihren Füßen, liegen – das war der Beginn dieser Liebe. Gleichzeitig warf auch der alte Mann, der Vater des Angeklagten, seine Augen auf diese Person! Ein sonderbares, verhängnisvolles Zusammentreffen, denn die Herzen beider entbrannten plötzlich gleichzeitig, obwohl der eine wie der andere die Person schon vorher gekannt hatte und mit ihr zusammengetroffen war; sie entbrannten mit unbändiger echt Karamasowscher Leidenschaft. Hier das Bekenntnis dieser jungen Person: ›Ich habe mich über den einen und den anderen lustig gemacht!‹ Ja, es wandelte sie auf einmal die Laune an, sich über den einen und den anderen lustig zu machen; vorher hatte sie einen solchen Wunsch nicht gehabt, nun auf einmal kam sie dieses Verlangen an – und es endete damit, daß beide besiegt vor ihr niederfielen. Der Alte, der das Geld wie einen Gott anbetete, legte dreitausend Rubel zurecht, die sie bekommen sollte, wenn sie ihn in seinem Haus besuchte. Doch bald kam er so weit, daß er es für ein Glück gehalten hätte, ihr seinen Namen und sein ganzes Vermögen zu Füßen zu legen, wenn sie nur einwilligte, seine rechtmäßige Gattin zu werden. Dafür haben wir zuverlässige Zeugnisse. Was den Angeklagten betrifft, so steht uns eine Tragödie klar vor Augen. Aber das war nun eben das ›Spiel‹, das die junge Person trieb. Dem unglücklichen jungen Mann machte die Verführerin damals nicht einmal Hoffnung; Hoffnung, wirkliche Hoffnung wurde ihm erst im allerletzten Augenblick gegeben, als er, vor ihr auf den Knien liegend, ihr seine vom Blut des Vaters und Nebenbuhlers geröteten Hände entgegenstreckte – da wurde er allerdings auch schon verhaftet. ›Schickt mich mit ihm zusammen zur Zwangsarbeit nach Sibirien! Ich habe ihn soweit gebracht! Ich bin die Schuldige!‹ rief sie in jenem Moment, von aufrichtiger Reue erfüllt. Der talentierte junge Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den vorliegenden Prozeß zu schildern, derselbe Herr Rakitin, den ich früher bereits erwähnt habe, skizziert in einigen knappen charakteristischen Sätzen den Charakter dieser Heldin so: ›Frühe Enttäuschung durch erlittenen Betrug, früher Fall, Untreue des Verführers, der sie im Stich läßt; dann

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