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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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alles bedacht, die Umstände sind erwogen – später hat er dann alles so ausgeführt, wie er es geschrieben hatte! Vorbedacht und Überlegung stehen außer Zweifel; das Verbrechen sollte zum Zweck des Raubes ausgeführt werden: Das hat er unumwunden erklärt, niedergeschrieben und unterschrieben. Der Angeklagte leugnet seine Unterschrift nicht ab. Man wird sagen: Er hat das in der Trunkenheit geschrieben. Aber dadurch wird die Beweiskraft nicht abgeschwächt, sondern das Schriftstück wird nur um so bedeutungsvoller. Er hat in betrunkenem Zustand niedergeschrieben, was er nüchtern überlegt hatte. Hätte er das nicht in nüchternem Zustand überlegt, hätte er es nicht in betrunkenem niedergeschrieben. Man wird vielleicht fragen: Warum hat er denn in den Wirtshäusern so ein Geschrei von seiner Absicht gemacht? Wer sich zu einer solchen Tat mit Vorbedacht entschließt, der schweigt darüber und hält es geheim. Das ist richtig; aber Geschrei machte er nur, solange er noch keine Pläne und keine vorbedachte Absicht hatte, solange bloß der Wunsch vorhanden war und das Verlangen heranreifte, später schon viel weniger. An jenem Abend, als er sich im Restaurant ›Zur Residenz‹ betrank und diesen Brief schrieb, war er gegen seine Gewohnheit schweigsam, spielte nicht Billard, saß abseits, redete nicht und zwang nur einen Gehilfen, von seinem Platz aufzustehen; doch das tat er beinahe unbewußt, in seiner Gewohnheit, Streit zu suchen: Wenn er nämlich in ein Wirtshaus kam, konnte er gar nicht mehr anders, als Streit anfangen. Zwar mußte dem Angeklagten gleichzeitig mit dem endgültigen Entschluß auch der Gedanke kommen, daß die Sache gefährlich war, da er in der Stadt zu viel Geschrei davon gemacht hatte und das sehr leicht den Verdacht auf ihn lenken und ihn überführen könnte, wenn er nun seine Absicht ausführte. Aber geredet hatte er nun einmal davon, das ließ sich nicht ungeschehen machen; und schließlich war er bisher immer mit heiler Haut davongekommen, es würde also auch jetzt glücken. Wir hofften auf unseren Stern, meine Herren! Ich muß außerdem einräumen, daß er viel tat, um ohne die verhängnisvolle Tat auszukommen, daß er alle möglichen Anstrengungen machte, um einen blutigen Ausgang zu vermeiden: ›Morgen werde ich alle möglichen Leute um dreitausend Rubel bitten‹, wie er in der ihm eigenen Sprache schreibt. ›Wenn sie mir jedoch nichts geben, wird Blut fließen.‹ Das hat er wiederum in betrunkenem Zustand niedergeschrieben und wiederum nüchtern so ausgeführt, wie er es geschrieben hatte!«
    Jetzt widmete sich Ippolit Kirillowitsch einer eingehenden Schilderung aller Bemühungen Mitjas, sich Geld zu beschaffen, um das Verbrechen zu vermeiden. Er beschrieb seine Gänge zu Samsonow, seine Reise zu Ljagawy, alles an Hand der Akten. »Erschöpft, verspottet, hungrig, seiner Uhr verlustig, die er verkauft hatte, um reisen zu können, obwohl er angeblich doch fünfzehnhundert Rubel bei sich trug, von Eifersucht gequält, weil er die Geliebte in der Stadt zurückgelassen hatte und fürchtete, sie könnte in seiner Abwesenheit zu Fjodor Pawlowitsch gehen – so kehrt er schließlich in die Stadt zurück. Gott sei Dank, sie ist nicht bei Fjodor Pawlowitsch gewesen! Er selbst begleitet sie zu ihrem Gönner Samsonow; merkwürdig: auf Samsonow sind wir nicht eifersüchtig, und das ist eine sehr charakteristische Besonderheit im vorliegenden Fall! Dann eilt er auf seinen Beobachterposten in der Hintergasse, und dort erfährt er, daß Smerdjakow einen epileptischen Anfall hat und der andere Diener krank ist. Also ist die Luft rein, die Signale sind ihm bekannt – welche Versuchung! Trotzdem kämpft er noch dagegen an; er geht zu der von uns allen hochverehrten Frau Chochlakowa. Diese Dame, die schon lange mit ihm Mitleid fühlte, gibt ihm den vernünftigsten Rat, den man sich denken kann: dieser ganzen Zecherei, dieser sinnlosen Liebschaft, diesem Herumtreiben in den Wirtshäusern, dieser nutzlosen Verschwendung seiner jungen Kräfte ein Ende zu machen und sich in die sibirischen Goldbergwerke zu begeben. ›Dort‹, sagt sie, ›finden Sie ein geeignetes Arbeitsfeld für ihre Kräfte und für Ihren romantischen, nach Abenteuern dürstenden Charakter.‹«
    Ippolit Kirillowitsch beschrieb dann den Ausgang des Gesprächs und jenen Augenblick, als der Angeklagte auf einmal erfuhr, daß Gruschenka nur ganz kurze Zeit bei Samsonow gewesen war. – Er beschrieb ferner den Zorn, der den

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