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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Smerdjakow, vorgebracht von drei Personen, die am Schicksal des Angeklagten ein großes Interesse haben. Und trotzdem ist die mögliche Schuld Smerdjakows ins Gespräch gekommen; diese Ansicht hat sich gehalten und hält sich noch – sollte man das glauben, kann man sich das überhaupt vorstellen?«
    Hier hielt es Ippolit Kirillowitsch für angebracht, den Charakter des verstorbenen Smerdjakow zu skizzieren, »der seinem Leben in einem Anfall krankhafter Geisteszerrüttung ein Ende gemacht hat«. Er stellte ihn dar als einen schwachbegabten Menschen mit einem gewissen Anflug von unklarer Bildung, verwirrt durch philosophische Ideen, denen sein Verstand nicht gewachsen war, entsetzt über gewisse moderne Lehren von der »Pflicht« des Menschen, die ihm von zwei Seiten entgegentraten: praktisch durch das aller Verantwortung spottende Leben seines verstorbenen Herrn und möglichen Vaters Fjodor Pawlowitsch und theoretisch durch etliche seltsame philosophische Gespräche mit dem zweiten Sohn des Herrn, Iwan Fjodorowitsch, der sich gern dieses Vergnügen gegönnt haben soll, wahrscheinlich aus Langeweile oder weil er keine bessere Gelegenheit zur Befriedigung seiner Spottsucht fand. »Er hat mir selbst von seinem Seelenzustand in den letzten Tagen seines Aufenthalts im Hause seines Herrn erzählt«, bemerkte Ippolit Kirillowitsch. »Aber auch andere bezeugen dies: der Angeklagte selbst, sein Bruder und sogar der Diener Grigori, das heißt alle, die ihn näher kennen mußten. Außerdem war Smerdjakow, den seine epileptische Krankheit sehr bedrückte, ›feige wie ein Huhn. Er fiel mir zu Füßen und küßte meine Stiefel‹, teilte uns der Angeklagte selbst mit, als er in so einer Mitteilung noch keinen Nachteil für sich erkannte. ›Er ist ein Huhn, das von Epilepsie befallen ist!‹, so drückte er sich in seiner charakteristischen Sprache aus. Und eben diesen Menschen wählt sich der Angeklagte, wie er selbst bezeugt, zu seinem Vertrauten, und schüchtert ihn dermaßen ein, daß dieser schließlich einwilligt, ihm als Spion und Zuträger zu dienen. In dieser Eigenschaft verrät er seinen Herrn und informiert den Angeklagten über die Existenz des Kuverts mit dem Geld und die Signale, mit deren Hilfe man bei dem Herrn eindringen kann – wie hätte er es auch fertigbringen sollen, können, ihm diese Mitteilungen vorzuenthalten! ›Er wollte mich totschlagen! Ich sah deutlich, daß er mich totschlagen wollte!‹ sagte er bei der Voruntersuchung, und er zitterte, während er vor uns stand, obwohl jener, der ihn in Angst versetzt hatte, damals schon selbst in Haft war und ihn nicht mehr strafen konnte. ›Er hegte ständig Mißtrauen gegen mich und da habe ich ihm aus Angst schleunigst das Geheimnis mitgeteilt, damit er daraus meine Schuldlosigkeit ihm gegenüber ersah und mich am Leben ließ.‹ Das sind seine eigenen Worte, ich habe sie aufgeschrieben und im Gedächtnis behalten. ›Wenn er mich manchmal so anschrie, fiel ich gleich vor ihm auf die Knie.‹ Da er von Natur ein grundehrlicher junger Mensch war und dadurch das Vertrauen seines Herrn gewonnen hatte – zum Beispiel hatte er ihm einmal Geld zurückgegeben, das ihm verlorengegangen war –, quälte den unglücklichen Smerdjakow, wie man sich leicht denken kann, die Reue über den Verrat an seinem Herrn, den er als seinen Wohltäter liebte. Menschen, die an starker Epilepsie leiden, neigen nach dem Urteil der bedeutendsten Psychiater stets zu natürlich krankhaften Selbstbeschuldigungen. Sie quälen sich mit ihrer ›Schuld‹ an irgend etwas und irgend jemandem gegenüber; sie quälen sich mit Gewissensbissen, oft sogar ohne jeden Grund; sie übertreiben und bilden sich sogar allerlei Verbrechen ein, die sie begangen zu haben glauben. Und nun, infolge der Einschüchterungen, wird ein solches Subjekt aus Furcht tatsächlich schuldig. Außerdem hatte er eine starke Vorahnung, daß sich aus den Umständen, die er vor Augen hatte, etwas Schlimmes ergeben könnte. Als Fjodor Pawlowitschs zweiter Sohn Iwan Fjodorowitsch unmittelbar vor der Katastrophe nach Moskau fuhr, flehte ihn Smerdjakow an zu bleiben, wagte jedoch in seiner Feigheit nicht, alle seine Befürchtungen klar und bestimmt auszusprechen. Er begnügte sich mit Andeutungen, diese wurden jedoch nicht verstanden. Es muß berücksichtigt werden, daß er in Iwan Fjodorowitsch gewissermaßen seinen Schutz sah, gewissermaßen eine Bürgschaft dafür, daß sich kein Unglück ereignen würde, solange dieser im

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