Die Brueder Karamasow
fröhliches Leben wünschen, und Sie möchten ihn ganz und gar vergessen,« Doch Gruschenka schickte fast täglich hin, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen.
»Endlich ist er da!« rief sie, warf die Karten hin und begrüßte Aljoscha freudig! »Und Maximuschka hatte mir schon einen Schreck eingejagt, du würdest am Ende gar nicht kommen. Ach, ich brauche dich so! Setz dich an den Tisch. Was möchtest du, Kaffee?«
»Meinetwegen«, erwiderte Aljoscha, während er am Tisch Platz nahm! »Ich bin sehr hungrig.«
»Das ist ja schön. Fenja, Fenja, den Kaffee!« rief Gruschenka! »Er kocht schon lange und wartet auf dich ... Und bringt auch die Pasteten herein, du mußt sie aber vorher heiß machen! Weißt du, Aljoscha, mit diesen Pasteten habe ich heute einen großen Krach erlebt. Ich brachte sie ihm ins Gefängnis, aber er schob sie zurück und hat keine davon gegessen. Eine Pastete warf er sogar auf den Fußboden und trat mit den Füßen darauf. Ich sagte zu ihm: ›Ich werde sie beim Wächter lassen. Wenn du sie bis zum Abend nicht ißt, bedeutet das, du nährst dich von deiner giftigen Bosheit.‹ Und mit diesen Worten ging ich weg. Wir haben uns wieder gezankt, kannst du dir das vorstellen? Sooft ich zu ihm komme, zanken wir uns!«
Gruschenka sprudelte das alles in ihrer Erregung nur so heraus. Maximow lächelte sofort ängstlich und schlug die Augen nieder.
»Weswegen habt ihr euch diesmal gezankt?« fragte Aljoscha.
»Aus einem ganz unerwarteten Grund! Stell dir vor, er ist auf meinen ›Früheren‹ eifersüchtig geworden. Er sagt: ›Warum unterstützt du ihn? Du hast angefangen, ihn zu unterstützen?‹ Immer ist er eifersüchtig, immerzu meinetwegen eifersüchtig! Selbst wenn er schläft und ißt, ist er eifersüchtig. Sogar auf Kusma war er vorige Woche einmal eifersüchtig.«
»Aber er hat doch über den ›Früheren‹ Bescheid gewußt?«
»Na, natürlich! Von Anfang an bis zum heutigen Tag hat er alles gewußt, aber heute kam es ihm auf einmal in den Sinn, darüber zu schimpfen. Ich schäme mich zu wiederholen, was er alles sagte. Der Dummkopf! Rakitka kam gerade zu ihm, als ich ging ... Vielleicht hetzt der ihn auf, wie? Was meinst du?« fügte sie zerstreut hinzu.
»Er liebt dich, das ist es. Er liebt dich sehr. Und jetzt ist er ganz besonders aufgeregt.«
»Wie sollte er nicht aufgeregt sein, wo morgen die Gerichtsverhandlung über ihn stattfindet? Ich war extra mit der Absicht zu ihm gegangen, ihm für morgen ein ermunterndes Wort zu sagen; denn es ist schrecklich, auch nur daran zu denken, was morgen geschehen wird, Aljoscha! Du sagst, er ist aufgeregt. Aber wie aufgeregt bin ich selbst! Und da redet er von dem Polen! So ein Dummkopf! Auf Maximuschka hier wird er ja wohl nicht eifersüchtig sein?«
»Meine Frau war meinetwegen auch sehr eifersüchtig«, schaltete sich Maximow bescheiden ein.
»Na, dazu bist du gerade der Richtige!« rief Gruschenka, die unwillkürlich lachen mußte! »Auf wen war sie denn eifersüchtig?«
»Auf die Stubenmädchen.«
»Ach, sei still, Maximuschka, mir ist jetzt nicht nach Lachen zumute, ich bin wütend. Und wirf keine begehrlichen Blicke auf die Pasteten. Ich werde dir keine geben, sie bekommen dir nicht. Und den geliebten Lebensbalsam werde ich dir auch nicht geben ... Da muß ich mich nun auch noch mit ihm abplagen als ob hier bei mir ein Armenhaus wäre«, fügte sie lachend hinzu.
»Ich verdiene Ihre Wohltaten nicht, ich bin auf der Welt zu nichts nutze«, sagte Maximow weinerlich! »Sie sollten Ihre Wohltaten besser denen zuwenden, die nützlicher sind als ich.«
»Ach was, jeder ist nützlich, Maximuschka, und woher soll man wissen, wer nützlicher ist als ein anderer? Wenn doch dieser Pole überhaupt nicht auf der Welt wäre, Aljoscha! Heute ist er nun ebenfalls auf den Einfall gekommen, krank zu werden. Ich bin bei ihm gewesen. Nun werde ich zum Trotz auch ihm Pasteten schicken. Ich hatte ihm keine geschickt, aber Mitja beschuldigte mich, ich hätte es getan. Nun werde ich ihm welche schicken, zum Trotz! Ach, da ist ja Fenja mit einem Brief! Na natürlich, wieder von den Polen, sie bitten wieder um Geld!«
Pan Mussialowicz hatte tatsächlich einen außerordentlich langen und wie immer schwülstigen Brief geschickt, in dem er bat, ihm drei Rubel zu leihen. Dem Brief war eine Quittung mit der Verpflichtung beigelegt, das Darlehen innerhalb von drei Monaten zurückzuzahlen; diese Quittung hatte auch Pan Wroblewski unterschrieben.
Solche
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