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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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kann?«
    »Du weißt das noch nicht. Sie hat ein Schriftstück von Mitja in Händen, welches mit mathematischer Sicherheit beweist, daß er Fjodor Pawlowitsch totgeschlagen hat.«
    »Das ist nicht möglich!« rief Aljoscha.
    »Wieso nicht möglich? Ich habe es selbst gelesen.«
    »Ein solches Schriftstück kann es nicht geben!« wiederholte Aljoscha mit Wärme! »Das ist unmöglich, weil er nicht der Mörder ist. Er hat den Vater nicht ermordet, er nicht!«
    Iwan Fjodorowitsch blieb plötzlich stehen.
    »Wer ist denn deiner Ansicht nach der Mörder?« fragte er äußerlich kalt; in der Frage lag sogar ein gewisser Hochmut.
    »Du weißt selbst, wer es gewesen ist«, antwortete Aljoscha leise und nachdrücklich.
    »Wer es gewesen ist? Meinst du das Märchen von diesem verrückten Idioten, dem Epileptiker? Von Smerdjakow?«
    Aljoscha fühlte auf einmal, wie er am ganzen Körper zitterte! »Du weißt selbst, wer es gewesen ist!« entfuhr es ihm matt und kraftlos.
    Er rang mühsam nach Atem.
    »Wer denn nun, wer denn?« schrie Iwan nun schon sehr wütend. Seine ganze Selbstbeherrschung war auf einmal verschwunden.
    »Ich weiß nur das eine«, sagte Aljoscha noch immer leise, beinahe flüsternd! »Nicht du hast den Vater ermordet.«
    »Nicht du! Was soll das heißen, nicht du?« fragte Iwan und blieb wie erstarrt stehen.
    »Nicht du hast den Vater ermordet, nicht du!« wiederholte Aljoscha mit fester Stimme.
    Das Schweigen dauerte fast eine halbe Minute.
    »Das weiß ich selber, daß ich es nicht getan habe! Redest du im Fieber?« sagte Iwan; sein Gesicht war blaß und hatte ein verkrampftes Lächeln. Er starrte Aljoscha unverwandt an.
    Sie standen wieder an einer Laterne.
    »Nein, Iwan! Du hast dir selbst mehrere Male gesagt, daß du der Mörder bist.«
    »Wann habe ich das gesagt? Ich bin in Moskau gewesen ... Wann soll ich das gesagt haben?« stammelte Iwan fassungslos.
    »Du hast dir das oft gesagt, wenn du in diesen schrecklichen zwei Monaten allein warst«, fuhr Aljoscha leise und bestimmt
    fort. Er sprach jetzt wie in einer Art Verzückung, gewissermaßen nicht nach seinem eigenen Willen, sondern einem unwiderstehlichen Befehl gehorchend! »Du hast dich beschuldigt und vor dir bekannt, daß kein anderer der Mörder ist als du. Aber nicht du hast ihn ermordet, da irrst du dich. Nicht du bist der Mörder, hörst du, was ich sage? Nicht du! Mich hat Gott geschickt, dir das zu sagen.«
    Beide schwiegen wieder. Eine ganze lange Minute dauerte dieses Schweigen. Beide standen da, blaß, Auge in Auge. Auf einmal ging eine heftige Erschütterung durch Iwans Körper, und er packte Aljoscha an der Schulter.
    »Du bist bei mir gewesen!« flüsterte er zähneknirschend! »Du bist in der Nacht bei mir gewesen, als er kam ... Gib es zu! Du hast ihn gesehen, ja?«
    »Von wem redest du? Von Mitja?« fragte Aljoscha erstaunt.
    »Von dem rede ich nicht, hol‹ der Teufel diesen Unmenschen!« schrie Iwan wütend! »Du weißt also, daß er immer zu mir kommt? Wie hast du es erfahren? Sprich!«
    »Wer denn? Ich weiß nicht, von wem du sprichst«, stotterte Aljoscha, der jetzt ganz ängstlich wurde.
    »Nein, du weißt es! Wie könntest du sonst ... Unmöglich, daß du es nicht wissen solltest ...«
    Doch auf einmal schien er seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. Er stand da und überlegte. Ein seltsames Lächeln verzog seine Lippen.
    »Bruder!« begann Aljoscha mit zitternder Stimme von neuem! »Ich habe dir das gesagt, weil du meinen Worten glauben wirst, das weiß ich. Ich habe dir das für dein ganzes Leben gesagt: ›Nicht du!‹ Hörst du, für dein ganzes Leben! Gott hat es mir auf die Seele gelegt, dir das zu sagen, selbst wenn du mich von dieser Stunde an für immer hassen solltest ...«
    Iwan Fjodorowitsch schien sich aber schon wieder ganz in der Gewalt zu haben.
    »Alexej Fjodorowitsch!« sagte er mit einem kalten Lächeln! »Ich kann Propheten und Epileptiker nicht ausstehen, und am allerwenigsten Abgesandte Gottes, das wissen Sie sehr wohl. Von diesem Augenblick an breche ich mit Ihnen, und ich glaube, für immer. Ich bitte Sie, mich sofort, gleich an dieser Straßenkreuzung, zu verlassen. Der Weg zu Ihrer Wohnung führt sowieso durch diese Quergasse! Und hüten Sie sich besonders, heute zu mir zu kommen! Hören Sie?«
    Er wandte sich von ihm ab und ging mit festen Schritten davon, ohne sich umzusehen.
    »Bruder!« rief ihm Aljoscha nach! »Wenn heute irgend etwas mit dir geschieht, dann denk vor allen Dingen an

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