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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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fuhr Katja in krampfhafter Eile fort, »er wollte es mir zurückgeben, das ist wahr. Aber er brauchte eben auch Geld für diese Kreatur. Und daher hat er seinen Vater ermordet. Das Geld hat er mir aber trotzdem nicht zurückgegeben, sondern ist mit ihr in jenes Dorf gefahren, wo er festgenommen wurde. Da hat er das Geld wieder verjubelt, das er seinem Vater gestohlen hatte. Und zwei Tage bevor er seinen Vater ermordete, schrieb er mir diesen Brief. Er schrieb ihn in der Trunkenheit, das sah ich gleich, er schrieb ihn aus Wut, und er wußte bestimmt, daß ich diesen Brief niemandem zeigen würde, selbst wenn er den Mord beging. Sonst hätte er ihn nicht geschrieben! Er wußte, daß ich nicht den Wunsch hatte, mich an ihm zu rächen und ihn zugrunde zu richten ... Lesen Sie den Brief, lesen Sie ihn aufmerksam, bitte, und Sie werden sehen, daß er alles im voraus beschrieben hat: wie er den Vater ermorden wollte und wo dieser das Geld liegen hatte. Sehen Sie bitte, da ist ein Satz: ›Ich werde ihn totschlagen, sobald Iwan abgereist ist.‹ Also hatte er schon im voraus überlegt, wie er den Mord begehen würde«, sagte Katerina Iwanowna schadenfroh und boshaft, um dem Gericht das Verständnis zu erleichtern. Oh, es war klar, daß sie sich bis in alle Einzelheiten in diesen verhängnisvollen Brief hineingelesen und jeden kleinen Zug in ihm studiert hatte. »Wäre er nicht betrunken gewesen, hätte er mir den Brief nicht geschrieben. Sehen Sie nur, da ist alles im voraus geschildert, ganz genau, so wie er den Mord nachher ausgeführt hat, das ganze Programm!«
    So rief sie ganz außer sich; offenbar kümmerte es sie jetzt gar nicht mehr, welche Folgen das für sie haben konnte, obgleich sie diese wohl schon vor einem Monat vorhergesehen hatte, denn schon damals hatte sie überlegt, ob sie den Brief vor Gericht vorlesen solle. Ich erinnere mich, daß der Brief sofort vom Sekretär laut verlesen wurde und einen erschütternden Eindruck machte. Man wandte sich an Mitja mit der Frage, ob er diesen Brief anerkenne.
    »Ja, er stammt von mit, er stammt von mir!« rief Mitja. »Wäre ich nicht betrunken gewesen, hätte ich ihn nicht geschrieben ... Wir haben uns aus vielen Gründen gehaßt, Katja, doch das eine schwöre ich dir: Ich habe dich geliebt, auch wenn ich dich haßte – aber du mich nicht!«
    Er fiel auf seinen Platz zurück und rang verzweifelt die Hände. Der Staatsanwalt und der Verteidiger veranstalteten mit Katerina Iwanowna ein Kreuzverhör, besonders in dieser Richtung: »Was hat Sie vorhin veranlaßt, dieses Beweisstück zu verheimlichen und in ganz anderem Sinn auszusagen?«
    »Ja, ich habe vorhin gelogen, gegen Ehre und Gewissen, aber ich wollte ihn retten, weil er mich so haßte und so verachtete!« rief Katja wie außer sich. »Oh, er hat mich immer verachtet, wissen Sie, von dem Augenblick an, als ich ihm seinerzeit zum Dank für dieses Geld zu Füßen fiel. Ich habe das eingesehen ... Ich fühlte es damals gleich, doch lange Zeit wollte ich mir selbst nicht glauben. Wie oft habe ich in seinen Augen gelesen: ›Du bist doch damals selbst zu mir gekommen!‹ Oh, er begriff ganz und gar nicht, warum ich zu ihm gelaufen war, er sucht hinter allem nur Gemeinheiten! Er mißt alles nach sich selbst, er denkt, alle Menschen sind von derselben Art wie er! Und heiraten wollte er mich nur deshalb, weil ich eine Erbschaft gemacht hatte. Ich habe immer den Verdacht gehabt, daß er es nur deshalb wollte! Oh, dieses Tier! Er war überzeugt, daß ich mein Leben lang vor ihm zittern würde, aus Scham darüber, daß ich damals zu ihm gekommen war. Und er meinte, er könnte mich deswegen für immer verachten und beherrschen – das ist der Grund, weswegen er mich heiraten wollte! So ist das alles! Ich versuchte, ihn durch meine Liebe zu besiegen, durch meine grenzenlose Liebe, sogar seine Untreue wollte ich ertragen, aber er begriff das gar nicht. Und kann er denn überhaupt etwas begreifen? Er ist ja ein Unmensch! Diesen Brief erhielt ich erst am anderen Tag abends, er wurde mir aus dem Restaurant gebracht – und noch am Morgen dieses Tages hatte ich ihm alles verzeihen wollen, alles, sogar seine Untreue!«
    Natürlich versuchten der Präsident und der Staatsanwalt sie zu beruhigen. Ich bin überzeugt, daß sie sich vielleicht selber schämten, die maßlose Aufregung der Zeugin auszunutzen und solche Bekenntnisse anzuhören. Ich erinnere mich gehört zu haben, wie sie zu ihr sagten: »Wir verstehen, wie peinlich Ihnen

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