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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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er da unten umherging, was er jetzt zum Beispiel dort wohl tat. Er malte sich aus, wie der Alte da unten durch die dunklen Fenster schaut und plötzlich mitten im Zimmer stehenbleibt und wartet, ob nicht jemand klopft. Zweimal ging Iwan Fjodorowitsch zu diesem Zweck auf die Treppe hinaus. Als alles still geworden war und sich Fjodor Pawlowitsch bereits schlafen gelegt hatte, gegen zwei Uhr, legte sich auch Iwan Fjodorowitsch mit dem Wunsch hin, recht bald einzuschlafen; da er sich sehr erschöpft fühlte. Und wirklich sank er sofort in einen festen, traumlosen Schlaf. Er erwachte frühmorgens gegen sieben, als es schon hell war. Kaum hatte er die Augen geöffnet, spürte er zu seiner Verwunderung plötzlich, daß ihn eine ungewöhnliche Energie durchströmte. Er sprang schnell aus dem Bett, zog sich an, zog seinen Koffer hervor und begann ihn unverzüglich zu packen. Es traf sich gut, daß er seine ganze Wäsche schon am vorhergehenden Morgen von der Waschfrau zurückerhalten hatte. Iwan Fjodorowitsch lächelte sogar bei dem Gedanken, daß auf diese Weise alles zusammentraf und seine plötzliche Abreise durch nichts aufgehalten wurde. Denn obgleich Iwan Fjodorowitsch am Vortag zu Katerina Iwanowna, zu Aljoscha und dann zu Smerdjakow gesagt hatte, er werde morgen abreisen, hatte er doch, als er sich in der Nacht schlafen legte, nicht an eine Abreise gedacht, zumindest nicht, daß er sich am Morgen nach dem Aufwachen zuallererst daranmachen würde, seinen Koffer zu packen. Endlich waren Koffer und Reisetasche fertig. Es war schon gegen neun, als Marfa Ignatjewna mit der üblichen Frage in sein Zimmer trat: »Wo belieben Sie den Tee zu trinken – bei sich, oder kommen Sie nach unten?« Iwan Fjodorowitsch ging nach unten; sein Gesicht war beinahe fröhlich, obwohl in seinen Worten und Gebärden etwas Unruhiges und Hastiges lag. Nachdem er den Vater freundlich begrüßt und sich sogar ausdrücklich nach seinem Befinden erkundigt hatte, erklärte er, ohne übrigens eine Antwort auf seine Frage abzuwarten, er werde in einer Stunde nach Moskau abreisen, und zwar für immer, und bitte, einen Wagen holen zu lassen. Der Alte hörte die Nachricht ohne die geringste Verwunderung und vergaß unhöflicherweise über die Abreise seines Sohnes Bedauern zu äußern. Statt dessen wurde er auf einmal sehr geschäftig; ihm war gerade zur rechten Zeit eine wichtige eigene Angelegenheit eingefallen.
    »Soso. Du bist mir einer. Hast gestern keine Silbe davon gesagt. Na, macht nichts, wir werden das gleich besorgen. Tu mir einen großen Gefallen, lieber Sohn: Fahr in Tschermaschnja vorbei! Du brauchst ja von der Poststation Wolowja nur einen Abstecher nach links zu machen, lumpige zwölf Werst, und schon bist du in Tschermaschnja.«
    »Ich bitte Sie, das ist ausgeschlossen. Bis zur Eisenbahn sind es achtzig Werst, und der Zug nach Moskau fährt von der Station um sieben Uhr ab. Das schaffe ich gerade so.«
    »Du wirst auch morgen oder notfalls übermorgen noch zurechtkommen. Heute fahre bitte in Tschermaschnja vorbei! Du hast keine große Mühe damit und beruhigst deinen Vater! Wenn ich hier nicht meine Geschäfte hätte, wäre ich schon längst selbst einmal hingefahren, weil die Angelegenheit dort eilig und wichtig ist. Ich habe hier jedoch ... Es ist mir zur Zeit eben nicht möglich ... Siehst du, ich habe dort einen Wald, der in zwei Distrikten liegt, in Begitschewo und in Djatschkino, ganz abgelegen. Die Holzhändler Maslow, Vater und Sohn, bieten für das gesamte Holz nur achttausend Rubel. Voriges Jahr nun machte sich ein Aufkäufer an mich heran, der zehntausend bot; er war nicht von hier, das ist die Sache. An die Leute von hier kann ich das Holz nämlich nicht losschlagen: Die Maslows, Vater und Sohn, besitzen Hunderttausende und beherrschen das ganze Geschäft. Was sie bieten, das muß man nehmen, und von den Leuten hier wagt niemand, mit ihnen in Konkurrenz zu treten. Jetzt hat mir der Pope von Iljinskoje vorigen Donnerstag geschrieben, daß Gorstkin angekommen ist, ebenfalls ein Kaufmann. Ich kenne ihn, das Wertvolle daran ist, daß er nicht von hier stammt, sondern aus Pogrebowo; darum braucht er sich vor den Maslows nicht zu fürchten. Er sagt, er will elftausend Rubel für das Holz geben, hörst du? Er wird aber, wie mir der Pope schreibt, nur noch eine Woche bleiben. Also könntest du hinfahren und eine Einigung mit ihm zustande bringen.«
    »Schreiben Sie doch an den Popen, dann kann der die Sache erledigen.«
    »Der

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