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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Erheiterung einen kleinen Scherz machen, da Herr Naprawnik ein berühmter russischer Kapellmeister ist und wir, damit sich unser Unternehmen harmonisch gestalte, gleichfalls so was wie einen Kapellmeister nötig haben.‹ Ein ganz vernünftiger Vergleich und eine ganz vernünftige Erklärung, nicht wahr? ›Entschuldigen Sie‹, sagte er, ›ich bin Isprawnik und erlaube niemand, mit meinem Amtstitel Späße zu treiben!‹ Damit drehte er sich um und ging weg. Ich lief hinter ihm her und rief: ›Ja, ja, Sie sind Isprawnik und nicht Naprawnik!‹ – ›Nein‹, sagte er, ›wenn Sie es nun einmal gesagt haben, bin ich eben Naprawnik!‹ Und denken Sie, unsere Sache ging wirklich in die Brüche! So mache ich es immer. Immer! Ich schade mir unweigerlich durch meine eigene Liebenswürdigkeit! Einmal, vor vielen Jahren, sagte ich zu einer einflußreichen Persönlichkeit: ›Ihre Frau Gemahlin ist eine sehr kitzlige Dame!‹ Ich meinte das in bezug auf Ehre, im geistigen Sinne; er aber erwiderte sofort: ›Haben Sie sie denn gekitzelt?‹ Ich konnte mich nicht beherrschen. ›Nur zu!‹ dachte ich. ›Ich will mal liebenswürdig sein‹ ›Ja‹, sage ich, ›ich habe sie gekitzelt.‹ Na, da hat er mich auch ein bißchen gekitzelt. Aber das ist schon lange, lange her, so daß ich mich deswegen nicht mehr zu schämen brauche. Mein Leben lang schade ich mir selbst.«
    »Das tun Sie, auch jetzt«, brummte Miussow voll Widerwillen. Der Starez sah schweigend von einem zum anderen.
    »Na, so was! Denken Sie nur, Pjotr Alexandrowitsch, das habe ich gewußt. Mehr noch: ich habe sogar geahnt, daß Sie der erste sein würden, der es mir sagt. In dem Augenblick, Ehrwürden, wo ich sehe, daß eines meiner Späßchen nicht einschlägt, beginnen meine beiden Backen am unteren Zahnfleisch festzutrocknen, und ich bekomme fast eine Art Krampf. Das habe ich schon seit meiner Jugend, als ich Kostgänger bei Adligen war und mich auf diese Art ernährte. Ich bin von Kindesbeinen an ein Possenreißer, und das ist beinahe dasselbe, Ehrwürden, wie Wahnsinn. Möglich, daß wirklich ein unreiner Geist in mit wohnt, wenn auch nur einer von kleinem Kaliber. Ein großer hätte sich eine andere Wohnung gesucht, nur nicht die Ihrige, Pjotr Alexandrowitsch, denn Sie sind ebenfalls keine großartige Wohnung. Dafür bin ich aber gläubig; ich glaube an Gott. Nur in der letzten Zeit habe ich manchmal gezweifelt, aber deshalb sitze ich nun auch hier und warte auf große Aussprüche. Es geht mir wie dem Philosophen Diderot, Ehrwürden. Kennen Sie, heiligster Vater, die Geschichte, wie Diderot zur Zeit der Zarin Katharina zum Metropoliten Platon kam? Er kam herein und sagte geradezu: ›Es gibt keinen Gott!‹ Worauf der große Kirchenfürst den Finger erhob und antwortete: ›Nur ein Tor spricht, in seinem Herzen sei kein Gott!‹ Da warf sich Diderot, wie er ging und stand, auf die Knie und rief: ›Ich glaube und will mich taufen lassen!‹ Und er wurde auf der Stelle getauft. Die Fürstin Daschkowa war seine Patin, Potjomkin sein Pate...«
    »Fjodor Pawlowitsch, das ist nicht zu ertragen! Sie wissen selbst, daß Sie Unsinn schwatzen und daß diese dumme Anekdote nicht wahr ist; weshalb schauspielern Sie also?« sagte Miussow mit bebender Stimme und fast schon außer sich.
    »Mein ganzes Leben lang habe ich geahnt, daß sie nicht wahr ist!« rief Fjodor Pawlowitsch begeistert. »Ich will Ihnen, meine Herren, dafür auch die ganze Wahrheit sagen. Großer Starez! Verzeihen Sie mir, ich habe das letzte, das von Diderots Taufe, soeben selbst hinzuerfunden, erst diesen Augenblick, als ich das Geschichtchen erzählte; früher ist mir das nie in den Kopf gekommen. Der Pikanterie halber habe ich es hinzuerfunden. Das ist auch der Grund, Pjotr Alexandrowitsch, weswegen ich schauspielere: Ich will mich beliebt machen. Ich weiß übrigens manchmal selber nicht, weshalb ich es tue. Was aber Diderot anlangt, so habe ich dieses ›Nur ein Tor spricht‹ in jungen Jahren an die zwanzigmal von den Gutsbesitzern gehört, bei denen ich lebte; unter anderem hörte ich es von Ihrer Tante Mawra Fominitschna, Pjotr Alexandrowitsch. Sie alle sind heute noch überzeugt, daß Diderot, der Gottesleugner, zum Metropoliten Platon kam, um mit ihm über die Existenz Gottes zu streiten ...«
    Miussow stand auf, weil er die Geduld verloren hatte und die Kontrolle über sich verloren zu haben schien. Er war wütend und war sich dabei bewußt, daß er infolgedessen eine lächerliche

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