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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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erwiderte Mitja lächelnd. »Es gibt da einen Punkt, Bruder, mit dem sich keine Frau abfindet. Weißt du, was das beste wäre?«
    »Nun, was?«
    »Ihr die dreitausend Rubel zurückzugeben.«
    »Wo willst du sie hernehmen? Hör mal, ich habe zweitausend, Iwan wird ebenfalls tausend geben, das sind dreitausend. Nimm sie und gib ihr das Geld zurück.«
    »Aber wann sind sie greifbar, deine dreitausend Rubel? Außerdem bist du noch nicht volljährig. Du mußt ihr jedoch heute, unbedingt noch heute, meinen Gruß bestellen, mit dem Geld oder ohne das Geld! Länger kann ich das nicht hinziehen, die Sache ist am äußersten Punkt angelangt. Morgen ist es schon zu spät. Ich möchte dich zum Vater schicken.«
    »Zum Vater?«
    »Ja, zum Vater, noch ehe du zu ihr gehst. Bitte ihn um die dreitausend Rubel!«
    »Er wird sie nicht geben, Mitja.«
    »Natürlich nicht! Ich weiß, daß er sie nicht geben wird. Weißt du, Alexej, was Verzweiflung ist?«
    »Ja, ich weiß es.«
    »Paß auf. Juristisch schuldet er mir nichts mehr. Ich habe alles von ihm bekommen, alles, das weiß ich. Aber moralisch ist er mir noch etwas schuldig; ist es nicht so? Er hat ja die achtundzwanzigtausend Rubel meiner Mutter als Anlagekapital benutzt und hunderttausend daraus gemacht. Soll er mir nur dreitausend davon geben, nur dreitausend, und er wird meine Seele aus der Hölle erretten; das würde ihm für viele Sünden angerechnet werden. Diese dreitausend werden dann meine letzte Forderung sein, darauf gebe ich dir mein heiliges Wort, er soll danach nichts mehr von mir zu hören bekommen. Zum letztenmal gebe ich ihm eine Gelegenheit, Vater zu sein. Sag ihm, daß Gott selbst ihm diese Gelegenheit sendet.«
    »Mitja, er wird dir das Geld unter keinen Umständen geben.«
    »Ich weiß, daß er es nicht tun wird, ich weiß es ganz genau. Und nach der heutigen Szene erst recht nicht. Ja, ich weiß noch mehr. Jetzt, erst in diesen Tagen, mag sein erst gestern, hat er zum erstenmal ernsthaft erfahren, daß Gruschenka wirklich nicht scherzt und gewillt ist, zu heiraten. Er kennt diesen Charakter, er kennt diese Katze. Na, wird der mir nun auch noch Geld geben, um dieses Ereignis zu befördern, während er selbst nach ihr wie von Sinnen ist? Aber auch das ist noch nicht alles, ich kann dir noch mehr mitteilen. Ich weiß, daß er vor fünf Tagen aus seiner Kasse dreitausend Rubel in Banknoten zu je hundert Rubeln herausgenommen hat. Die hat er in ein großes Kuvert gesteckt, es fünffach versiegelt und obendrein noch mit einem roten Bändchen kreuzweise zugebunden. Du siehst, wie genau ich das weiß! Die Aufschrift auf dem Kuvert lautet: ›Für meinen Engel Gruschenka, wenn er zu mir kommen will.‹ Er hat es selbst draufgeschrieben, in aller Heimlichkeit, und niemand weiß, daß dieses Geld bereitliegt, außer seinem Diener Smerdjakow, von dessen Ehrlichkeit er wie von seiner eigenen Existenz überzeugt ist. Nun erwartet er Gruschenka schon seit drei oder vier Tagen. Er hofft, daß sie kommt, um das Kuvert zu holen. Er hat ihr eine entsprechende Nachricht zukommen lassen, und sie hat geantwortet: ›Vielleicht.‹ Wenn sie jetzt wirklich zu dem Alten geht, kann ich sie dann etwa noch heiraten? Verstehst du jetzt, warum ich hier auf Geheimposten sitze? Wem ich auflauere?«
    »Ihr?«
    »Ja, ihr. Bei den Schlampen, denen dieses Haus und das Grundstück gehört, hat ein gewisser Foma ein Kämmerchen gemietet. Foma stammt aus der Gegend meiner früheren Garnison und hat in unserm Bataillon gedient. Er ist bei ihnen jetzt Diener und nachts Wächter. Am Tage geht er Birkhühner schießen, davon bestreitet er seinen Unterhalt. Ich habe mich hier bei ihm niedergelassen. Weder ihm noch seinen Wirtinnen ist das Geheimnis bekannt, nämlich, daß ich hier jemandem auflauere.«
    »Nur Smerdjakow weiß es?«
    »Ja, nur er. Er wird mich auch benachrichtigen, wenn sie zu dem Alten kommt.«
    »Ist er es gewesen, der dir von dem Kuvert erzählt hat?«
    »Ja. Es ist das tiefste Geheimnis. Selbst Iwan weiß nichts von dem Geld noch von sonst etwas. Der Alte schickt Iwan für zwei oder drei Tage nach Tschermaschnja. Es hat sich ein Käufer für den Wald gefunden, für achttausend Rubel will er ihn abholzen lassen, und da hat der Alte Iwan gebeten, ihm behilflich zu sein und selber hinzufahren, nämlich für zwei oder drei Tage. Er möchte, daß Gruschenka kommt, wenn Iwan nicht da ist.«
    »Also erwartet er Gruschenka auch heute?«
    »Nein, heute wird sie allem Anschein nach nicht

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