Die Brueder
als Vorsitzender des Kolonialrats einer der wichtigsten Leute in Nairobi, und deswegen erschienen auch alle, die sich nicht gerade auf Safari befanden oder es mit aufmüpfigen Eingeborenen zu tun hatten, die abgeschossen oder zumindest dezimiert werden mussten, zur Hochzeit seines Schwagers.
Der ansehnliche Country Club bestand aus niedrigen, rosa gestrichenen Gebäuden mit Strohdach, aber die Einrichtung war so englisch, dass sie aus jedem Möbelgeschäft in der Oxford Street hätte stammen können.
Albie, der sonst nie sonderlich aufs Geld schaute, erstaunte Sverre mit der halblauten Bemerkung, sein finanzieller Beitrag sei vermutlich nicht nur in Champagner, sondern auch in das neueste Straußenprojekt Lord Delameres geflossen. Aber abgemacht sei abgemacht. Als Oberhaupt der Familie Manningham müsse er natürlich zahlen.
Pennie war strahlender Laune und entzückt von der Exotik. Wessen Hochzeit verzögerte sich schon aufgrund eines wild gewordenen Nashorns? Sie hatte keine Ahnung von dem Leben, das sie erwartete, trotzdem wirkte sie glücklich, und das war die Hauptsache.
Das Hochzeitsfest war recht kurz, was vielleicht mit der Verzögerung durch das Nashorn zu tun hatte, da die Hochzeitsgesellschaft mit der Bahn weiterreisen und sich vor der Abfahrt noch umkleiden wollte. Das war vor allem Albie und Sverre wichtig, die die Fahrt, solange Tageslicht herrschte, in Gesellschaft Lord Delameres auf der Aussichtsplattform vor der Lokomotive verbringen wollten.
»Strapazierfähige Kleidung, eine Jacke gegen die Zugluft und ein Messer am Gürtel«, sagte Lord Delamere etwas süffisant, ehe die beiden ihre Hotelzimmer aufsuchten, um zu packen und sich umzuziehen.
Albie und Sverre fühlten, dass sie ein Abenteuer erwartete.
Als die Lokomotive keuchend anfuhr, saßen sie neben Lord Delamere, der sich wieder in Khaki gekleidet und eine doppelläufige Jagdflinte auf den Knien liegen hatte. Falls es Ärger gebe, meinte er.
Wenn das kleine Western-Nest Nairobi die Hauptstadt war, konnte man sich mühelos vorstellen, dass sie die Fahrt in ein bedeutend wilderes Afrika führen würde.
Aber nichts war, wie Albie und Sverre es sich vorgestellt hatten. Ihre Vorstellungen von Afrika stammten aus Reiseberichten über den Kongo von feuchten Dschungeln, träge dahinfließenden, breiten Flüssen, hundert Fuß hohen Bäumen, die alles unter den Baumkronen in Dunkel hüllten. Wo Pygmäen für das menschliche Auge kaum sichtbar mit ihren vergifteten Pfeilen herumschlichen, Kannibalen lauerten und belgische Soldaten Menschen jagten, um sie zu töten oder zu versklaven. Beide hatten sie dem Komitee gegen die neue Sklaverei angehört, Petitionen unterzeichnet und Geld gespendet. Aus moralischen Gesichtspunkten hätten sie dieses Engagement aufrechterhalten müssen, aber die Affäre Albies mit Roger Casement erschwerte ihnen den Umgang mit diesen Kreisen.
Über diese Angelegenheit sprachen sie inzwischen nicht mehr.
Die Landschaft, durch die sie jetzt fuhren, trotzte jeder Erwartung. Sie fuhren durch eine hügelige Savanne, die gelegentlich von höheren Bergen unterbrochen wurde. Grün, so weit das Auge reichte, sporadisch bewachsen mit Schirmakazien. Es war relativ kühl.
Überall waren riesige Herden wilder Tiere zu sehen. Lord Delamere deutete und benannte alles, was in ihrem Blickfeld auftauchte, oft auch mit Zusatzinformationen darüber, wie einfach oder schwer es war, ein bestimmtes Wild zu erlegen. Sie sahen Tausende Grant- und Thomson-Gazellen, Hunderte riesige Elenantilopen, Büffel, wiederum Tausende, Elefanten in kleineren Gruppen mit Kühen und Kälbern, gelegentlich auch größere Herden, vereinzelte Nashörner.
Die Bahngleise wurden von unzähligen, sonnengebleichten, abgenagten, und von Hyänenkiefern durchbissenen weißen Knochen gesäumt, die sie Löwen abgeluchst hatten, als noch Fleisch an den Knochen war. Die Überreste waren dann von Geiern und Schakalen noch weiter verstreut worden.
Während der ganzen Fahrt sahen sie immer wieder diese weißen Knochen und Skelette.
Albie, der davon ausging, dass all diese Tiere von der Lokomotive angefahren worden und verendet waren, fragte, möglicherweise mehr als statthaft naiv, ob es keine Möglichkeit gebe, dem vorzubeugen.
D, wie sie ihn inzwischen nur noch nannten, denn seit der Hochzeit wurde auf förmliche Anredeformen in der frisch vereinigten Familie verzichtet, sah aufrichtig erstaunt aus, als hätte er die Frage nicht verstanden.
»Die vielen Knochen und
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