Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
mich interessieren könnte.«
»Einverstanden.«
»Halten Sie mich für einen Trottel?«
»Nein, wieso?«
»Geben Sie mir die Pumpe jetzt gleich.«
Maria nähert sich dem Instrument und legt es ihm auf die Brust.
»In die Hand, Parks. Geben Sie sie mir in die Hand.«
»Damit Sie sich vor meinen Augen einen Schuss setzen können? Nein, ich möchte diejenige sein, die als Letzte lacht, Ashcroft. Ich geb sie Ihnen in die Hand, sobald Sie meine Fragen beantwortet haben.«
»So läuft das nicht! Auf keinen Fall!«
Tränen treten Ashcroft in die Augen. Seine Lippen zittern. Unendliche Trauer erfüllt Marias Herz.
»Das geht nicht, Ashcroft. Bisher hatte ich Sie eher sympathisch gefunden und fast vergessen, dass Sie im Sterben liegen.«
»Geben Sie mir die Pumpe.«
»Beantworten Sie zuerst meine Fragen.«
»Warum wollen Sie das überhaupt wissen? Warum, nach all den Jahren?«
»Weil ein Virus die Menschheit bedroht. Eine genetische Schweinerei, die Burgh Kassam in die Welt gesetzt hat, und der wir so schnell wie möglich Einhalt gebieten müssen.«
»Das ist nicht der wahre Grund. Jedenfalls nicht der einzige.«
»Doch.«
»Nein, Parks. Ich liege im Sterben. Ein Sterbender merkt es, wenn man ihn belügt.«
»Meine Tochter hat nur noch wenige Tage zu leben, und Sie können sie vielleicht retten.«
»Ihre Tochter? Jetzt sind Sie aus dem Spiel, Parks. Am Anfang fand ich Sie zynisch und ganz in Ordnung. Nicht so wie all die Idiotinnen, die hier mit Tränen in den Augen reinkommen. Ihre Tochter kann von mir aus verrecken, Parks. Hören Sie, verrecken soll sie.«
»Bevor es dazu kommt, verrecken Sie hier.«
»Wohin gehen Sie? Parks! PAAARKS!«
Langsam kehrt Maria um und tritt wieder ans Bett. Der Kopf des alten Gelehrten ist auf das Kissen zurückgefallen. Schweißbäche laufen ihm über das Gesicht.
»Überlegen Sie mal, meine Schöne.«
»Was, mein Schöner?«
»Ich habe mich fünfundzwanzig Jahre lang versteckt gehalten, um immer noch einen Tag länger leben zu können, und jetzt, wo ich endlich meinen Frieden finden kann, will ich nicht, dass mir ein Killer der Stiftung das Gehirn rauspustet.«
»Ich höre.«
Ashcroft verzieht das Gesicht unter einem Schmerzanfall, der seine schlaffen Muskeln anspannt, während er an den Gurten zerrt. Als er sich langsam wieder entspannt, sagt er mit schwacher Stimme: »Schon seit Jahren hatte sich Angus mit diesen Inschriften beschäftigt. So sehr war er davon besessen, dass er die Wände seiner Wohnung auf dem Stützpunkt mit Tausenden von Zeichen und Reproduktionen von Fresken geradezu tapeziert hatte. Er hat alle möglichen Kombinationen ausprobiert und Dutzende von linguistischen Werken über die ältesten Sprachen, Bücher über Semantik und Kryptologie durchgeackert. Ihm war klar, dass wir es da mit einem gewaltigen Rätsel zu tun hatten, das uns bis an die Ursprünge des menschlichen Denkens führen würde. Ich nehme an, dass sein Gehirn im Lauf der Zeit allmählich genau so funktioniert hat wie das der Urheber jener Zeichen. Auf diese Weise ist er dann auch hinter die Lösung gekommen.«
»Und wie sah die aus?«
»Ganz zu Anfang der Achtzigerjahre hatte die für die Entschlüsselung zuständige Abteilung in der Stiftung drei Viertel des Codes entziffert. Wir wussten, dass sich hinter den Zeichen ein Bericht versteckte, doch weil alles in Gestalt von Bildsymbolen dargestellt war, ließ sich der Sinn nur sehr schwer erfassen. Außerdem hatten wir begriffen, dass ein Teil der Mitteilung eine Art Warnung an die Menschheit bedeuten musste. Dabei ging es um ein Ereignis,
das schon einmal eingetreten war und sich wiederholen würde. Eine Massenausrottung von Leben.«
»Etwa so wie bei den Dinosauriern?«
»Nein. Katastrophen wie jene, welche die Meere des Kambriums heimgesucht oder die Dinosaurier vom Erdboden haben verschwinden lassen, hatten einen natürlichen Ursprung: Vulkanausbrüche, Klimaveränderungen, Meteoriteneinschläge. Hier ging es um etwas anderes, um eine durch Menschen ausgelöste Verwüstung.«
»Eine Epidemie?«
»Das hatten wir anfangs auch angenommen. Aber schließlich hat Angus gemerkt, dass es in der Botschaft um etwas weit Schwerwiegenderes geht, das nicht nur die Menschheit gefährdet, sondern das gesamte Universum. Das war der Sinn hinter den anderen Zeichen. Man brauchte sie nur zusammenzusetzen.«
»Welche anderen Zeichen?«
»Im Jahre 1980 hat Angus angefangen, sich für riesige Zeichen zu interessieren, die man erst im 20.
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