Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
uns alle auf den Mond schicken würde. Er kann es gar nicht abwarten, Parks umzubringen. Für Sie gilt das ja wohl nicht, oder?«
»Nein. Wenn es eine andere Möglichkeit gibt, ist mir das sehr recht.«
»Einverstanden, Maria?«
»Ich muss unbedingt durch die Tür da, um meine Tochter zu holen.«
»Nein. Zuerst musst du dich beruhigen, und dann tauschen wir Bragg gegen March aus. Bist du damit einverstanden?«
»Hältst du mich für blöd?«
»Wieso?«
»Weil es in dem Augenblick sehr kitzlig für mich wird, wenn Bragg auch nur einen Schritt wegtut. Alle halten ihre Knarre auf meinen Kopf gerichtet, weil sie glauben, mir das Gehirn rauspusten zu können, bevor ich mit meinem Handgelenk den Reißzünder betätigen kann. Stimmt doch, Leute?«
»Ich stelle mich vor dich, während March und Bragg die Plätze tauschen.«
»Einverstanden, Stuart. Der Schweißgeruch von dem Kerl geht mir sowieso allmählich auf die Nerven.«
»Einverstanden, March?«
»Ja.«
Zum großen Ärger der Schützen, die auf diese Weise
ihr Ziel aus dem Visier verlieren, stellt sich Crossman vor Parks. »Keine Dummheiten, Bragg.«
»Darf ich mir erlauben, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie selbst im Begriff stehen, eine zu begehen? Und zwar eine ziemlich große.«
Bragg geht. Jetzt drückt Maria Cathy March eng an sich. Die junge Frau verzieht das Gesicht. Daraufhin vermindert Parks den Druck ihres Arms ein wenig.
»Maria?«
»Ja, Stuart?«
»Ich trete jetzt wieder beiseite.«
»In Ordnung. Wunderbar. Dann kannst du mir auch gleich die verdammte Tür aufmachen, bevor ich richtig böse werde.«
»Ganz wie du willst, Maria.«
Crossman macht einige Schritte auf die Tür zu. Er hebt sein Funkgerät an den Mund: »Achtung, Direktor Crossman öffnet die Tür.«
Rauschen.
»Verstanden.«
»Mit wem sprichst du da?«
Crossman öffnet langsam beide Türflügel. Dahinter wird ein langer, weiß gekachelter Korridor sichtbar. An den Wänden aufgereiht knien mit kugelsicheren Westen und Visierhelmen ausgerüstete Scharfschützen der Bundespolizei. Sie zielen mit ihren Schnellfeuergewehren auf Maria. Eine Vielzahl roter Laserpunkte tanzt auf dem Kostüm von Cathy March. Parks lächelt einem der Schützen zu: »Grüß dich, Geko.«
»Grüß dich, Maria.«
»Geht es dir gut?«
»Könnte besser sein.«
»Schön, jetzt sag deinen Männern, sie sollen den Gang freimachen.«
»Das ist unmöglich, Maria. Das weißt du selbst.«
Parks kneift die Augen zusammen. Am anderen Ende des Gangs schaffen Pfleger auf Tragen Patienten aus den Zimmern.
»Evakuiert ihr etwa das ganze Krankenhaus?«
»Wir sind dabei.«
»Wie lange dauert das?«
»Eine gute Viertelstunde.«
»Ich hab das Gefühl, dass ich allmählich einen Krampf im Arm kriege.«
»Lass den Quatsch, Maria.«
»Stuart?«
»Ja?«
»Sind Leute in dem Raum hinter mir?«
»Nein.«
»Du weißt, dass ich auf jeden Fall noch genug Zeit habe, den Zünder zu betätigen?«
»Das ist mir bekannt, Maria. Der Raum hinter dir ist ein Behandlungszimmer. Ich schwöre dir, dass niemand darin ist.«
»Dann gehen wir da rein, March. In Ordnung?«
»In Ordnung.«
»Du auch, Stuart.«
»Nein, Maria.«
»Doch. Außerdem will ich, dass in fünf Minuten meine Tochter mit dem Arzt hier ist. Danach stehe ich für nichts mehr gerade.«
»Geiselnahme. Vorsätzliche Körperverletzung von Bundesbeamten. Da kommen an die hundert Jahre Knast zusammen, Maria.«
»Du vergisst die Leute, die ich habe umlegen müssen.«
»Darüber kann man reden. Wir haben die Bänder der Überwachungskameras durchgesehen. In Gerald wollte die kleine Alte Holly durchbohren, und in Des Moines bei
der Frau mit dem Kinderwagen war es ebenfalls Notwehr. Über so was lässt sich vor Gericht verhandeln.«
»Bei dem Mann im Altersheim und dem Metzger im Supermarkt dürfte das aber nicht so einfach sein, oder?«
»Du bekommst die besten Anwälte des Landes. Der Präsident hat sich sogar bereit erklärt, persönlich zu vermitteln, immer vorausgesetzt, dass kein einziger Schuss mehr fällt.«
»Ich will meine Tochter! Sie braucht mich!«
»Nein. Du brauchst sie. Sie braucht nichts weiter als ärztliche Versorgung.«
In Crossmans Ohrhörer rauscht es. Ein Beamter teilt ihm mit, dass die Blutentnahme bei der kleinen Holly beendet ist und gleich anschließend drei Hubschrauber starten werden, um die Röhrchen zur Sequenzierung ins Labor zu bringen.
»Ich geh jetzt mit March in das Zimmer. Du kommst nach, Stuart. Oder auch nicht,
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