Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
das musst du selbst entscheiden.«
»Du gehst, aber ohne March. Ich stelle mich vor dich, und du gehst ohne sie hinein.«
»Das lasse ich nicht zu, Mr. Crossman.«
»Halten Sie den Mund, Geko.«
»Sie sind der Direktor! Sie haben nicht das Recht, sich auf diese Weise zu gefährden.«
»Angesichts der Rohrbomben, die Parks am Leibe trägt, ist jeder im Umkreis von drei Kilometern gefährdet. Stimmt doch, Maria?«
»Lassen Sie es gut sein, Mr. Crossman. Ich gehe mit.«
»Sind Sie sicher, March?«
»Ja. Parks ist erschöpft. Sie hat Angst. Sie fängt an zu zittern. Ich bleibe bei ihr. Einverstanden, Maria?«
Schluchzend stößt diese hervor: »Ich will meine Tochter …«
»Wir holen sie. Aber bis dahin ziehen wir uns zurück, weil die Cowboys da im Warteraum anfangen, mich als eine Art Kollateralschaden zu betrachten.«
Die Scharfschützen spannen sich an, während Parks rückwärts in den Raum geht, wobei sie March an sich drückt.
»Niemand schießt! Das ist ein Befehl!«
Crossman schließt die Türflügel vor Gekos Männern, tritt ins Behandlungszimmer und zieht die Tür hinter sich zu. Maria ist bis an die Wand zurückgewichen, auf die sie mehrfach mit der Faust schlägt, um ihre Dicke abzuschätzen. Sie kennt Geko. Es wäre nicht das erste Mal, dass er jemanden mit einem thermischen Zielsuchgerät anvisiert und durch eine Mauer erschießt. Crossman hat sich auf eine Tischkante gesetzt. Er steckt sich eine Zigarette an, deren Rauch er inhaliert, ohne Parks aus den Augen zu lassen.
»Rauchst du jetzt schon meine Fluppen?«
»Willst du eine?«
»Mit einem Colt und einer Glock in den Händen? Hältst du mich für einen Tausendfüßler?«
»So, Maria, jetzt ist endgültig Schluss.«
»Nicht, bevor Holly hier ist.«
»Geko würde nie zulassen, dass sie hergebracht wird.«
»Außer, wenn du ihm den Befehl dazu gibst.«
»Er hätte die Pflicht, sich diesem Befehl zu widersetzen.«
»Dann werde ich alles in die Luft jagen, Stuart.«
»Ach was, Maria. Ich habe mir die Aufnahmen aus dem Supermarkt genau angesehen. Was du da um den Leib trägst, sind keine Rohrbomben – es kommt aus der Camping- und Bastelabteilung. Sofern du dir nicht zwischen Des Moines und Minneapolis Sprengstoff von Fedex hast liefern lassen, bluffst du nur.«
»Möchtest du dich selbst überzeugen?«
»Gern.«
Mit einem Lächeln ruckt Maria kurz an der Schnur. March krümmt sich furchtsam und entspannt sich gleich darauf. Crossman drückt seine Zigarette mit dem Absatz aus.
»Du gehst mir gewaltig auf den Geist, Stuart, weißt du das?«
»Ist mir bekannt. Ich möchte jetzt, dass du March freilässt.«
»Ich will Holly.«
»In ihren Adern ist das Gegenmittel, Maria.«
»Sie ist meine Tochter und kein Medikament.«
»Lass March los.«
»Du meinst also, ich hab verspielt?«
»Immerhin hast du uns ganz schön rumgehetzt.«
»Du kannst jetzt gehen, March.«
Maria lässt die Frau los, nimmt ihr den Revolver von der Schläfe und setzt ihn an ihre eigene.
»Nein, Maria! Wenn du das tust, hat Daddy gewonnen. Er hatte schon immer gesagt, dass es so ausgehen würde und du dir unter der Dusche, irgendwo in einem einsamen Waldstück oder von mir aus auch hier, im Behandlungszimmer eines Krankenhauses, eine Kugel in den Kopf jagen würdest. Genau aus diesem Grund hat er dich nicht umgebracht: Er wollte, dass du es selbst tust. Willst du ihm tatsächlich diese Genugtuung verschaffen, Maria?«
»Ich habe gesagt, du kannst gehen, March.«
»Ich geh nicht weg, Maria. Ich bleibe hier bei dir, denn in dem Augenblick, wo ich gehe, pustet dich Geko durch die Tür um.«
»Das ist mir egal, meine Liebe.«
»Mir aber nicht.«
March dreht sich langsam um. Sie legt Maria die Hand auf den Unterleib und löst das Isolierband, das die Blechdosen
hält. Dann wandert ihre Hand nach oben, über ihre Taille, ihre Schulter, ihren Ellbogen und ihr Handgelenk. Maria schluchzt jetzt haltlos. Sie schließt die Augen. Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Sie spürt, wie sich Cathy Marchs Hände um den Kolben des Revolvers schließen. Sie spürt, wie March mit ihren Lippen ihre Wangen berührt, über die ihre Tränen laufen. Dann legt sich der Mund der jungen Frau auf den ihren. Maria erwidert ihren Kuss, öffnet die Finger und überlässt March ihren Revolver. Eng an Marchs Brust gedrängt, schmiegt sie ihr Gesicht an deren T-Shirt. Hinter ihnen hebt Crossman das Mikrofon an den Mund: »An alle: Parks ist entwaffnet. Wir brechen auf. Ich befehle die
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