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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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mehrere Zeilen, die sich mit der Sperrung der Straße und der Umleitung des Verkehrs beschäftigen. Ein Stück weiter findet sie die Aussage des Beamten. Ein Mann namens Stern. Er muss einen gewaltigen Schock erlitten haben. Der Fahrer des Geländewagens war noch nicht tot gewesen, als er näher trat. Er hatte am Steuer gesessen und war sich im verzweifelten Versuch, seinen Krawattenknoten zu lösen, mit den Händen an die Kehle gefahren. Da der Beamte annahm, der Mann habe einen Herzanfall, hatte er versucht, ihm Erste Hilfe zu leisten. Doch als er sich Zugang zu dem Fahrzeug verschafft hatte, war es ihm vorgekommen, als sei der Mann binnen Sekunden gealtert. Die Falten in seinem Gesicht hatten sich vertieft, und seine Haare waren sozusagen von einem Augenblick auf den anderen weiß geworden. Maria macht große Augen, als sie die Mitschrift einer Befragung Sterns durch einen Inspektor des 52. Polizeibezirks liest.
    »Augenblick mal, das verstehe ich nicht. Wie alt war der Mann in dem Geländewagen? Nach dem, was Sie sagen, bestimmt doch mindestens neunzig. Erstaunlich, dass sich so jemand noch ans Steuer setzt. Und Sie sagen also, dass er... jünger war, als Sie ihn zum ersten Mal gesehen haben?«
    »Ja. Durch das Fenster kam er mir vor wie um die vierzig, und als es mir gelungen war, das Fahrzeug zu öffnen, hatte ich mit einem Mal den Eindruck, dass er in der kurzen Zeit, die das gedauert hatte, mindestens zehn Jahre älter geworden war.«
    »Sie entschuldigen bitte, aber mir will das nicht in den Kopf.«
    »Mir auch nicht, aber ich weiß, was ich gesehen habe. Der Mann war am Ersticken, und man konnte richtig zusehen, wie er älter wurde. Ich weiß, dass das irrsinnig klingt, aber es ist die reine Wahrheit. Sein Gesicht, die Hände,
der Hals wurden vor meinen Augen plötzlich faltig und schlaff.«
    »Und dann?«
    »Dann ist er gestorben. Seine Hände sind auf das Lenkrad gefallen, und er war tot.«
    »Vermutlich an Altersschwäche?«
    »Machen Sie sich bitte nicht über mich lustig, Inspektor Calloway. Ich weiß genau, was ich gesehen habe. Auf jeden Fall hatte er ja wohl Papiere. Einen Führerschein, einen Pass.«
    »Nein. Aber wir sind dabei, anhand der Zulassung des Wagens Erkundigungen einzuziehen. Ich warte noch auf die Ergebnisse. Außerdem hat man Ihrem Tapergreis die Fingerabdrücke abgenommen und wird sie mit denen des Halters vergleichen, sobald man weiß, wer das ist.«
    Maria spürt, wie ihr das Adrenalin in die Adern strömt. Hier hat sie etwas, womit sie Gardeners nächsten Vorstoß bis zum frühen Morgen abwehren kann. Erneut nimmt sie einen Schluck Kaffee und vertieft sich in die Lektüre.
    Von Sterns Aussage beunruhigt hatte Inspektor Calloway im Leichenschauhaus angerufen, während er auf die Rückmeldung der Zulassungsstelle wartete. Man hatte ihn mit dem Gerichtsmediziner verbunden, der die Autopsie gerade beendet hatte. Der Mann wirkte erschöpft. Calloway hatte ihn gefragt, ob er die Todesursache habe feststellen können.
    »Der Bursche ist an allem gestorben, was man überhaupt haben kann.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wollen Sie die Ergebnisse in der Reihenfolge hören, oder ist es Ihnen egal?«
    »Es ist mir egal.«
    Er hatte das Rascheln von Papier gehört, dann war die Stimme des Gerichtsmediziners erneut an sein Ohr gedrungen:
»Also, der Mann ist, einfach gesagt, einem multiplen Organversagen erlegen. Er litt an einem Lungenödem, einer Hirnembolie, sowie an Aneurysmen der Hauptschlagader, der unteren Hohlvene, der Lungenarterie und mehrerer Gehirnvenen. Ja, wirklich, da überall. Ich habe im Leben noch nicht so viele Aneurysmen auf einem Haufen gesehen.«
    »Ist das alles?«
    »Nein. Außerdem hatte er Krebs im weit fortgeschrittenen Stadium, der im ganzen Körper Metastasen gebildet hatte.«
    »Wie bitte?«
    »Bei der Obduktion bin ich auf melonengroße Tumore gestoßen, die seine Leber, einen Teil seiner Lunge, den linken Schläfenlappen, die Thymusdrüse und die Nieren förmlich zerfressen haben. Ihre Gesamtmasse dürfte annähernd ein Drittel seines gesamten Körpergewichts ausgemacht haben.«
    »Hatten Sie schon einmal einen vergleichbaren Fall?«
    »Machen Sie Witze? Meines Wissens hat kein Krebskranker je so lange gelebt, dass die Karzinome ein solches Stadium erreichen konnten.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Das können Sie in meinem Bericht lesen. Heben Sie ihn gut auf. Ich werde Kopien davon an alle wissenschaftlichen Vereinigungen auf der ganzen

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