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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Kuppel führt.
    Während er sich ihr nähert, umschmeichelt der Hauch frischer Luft sein Gesicht. Er hat keine Angst mehr. Er steigt die Tausende von Stufen empor, die ihn allmählich wieder an die Erdoberfläche führen. Dort draußen, das ist ihm bewusst, hat die Große Heimsuchung begonnen.

20
    Walls ist oben angekommen. Neeras Bernsteinperle scheint auf seiner Haut zu atmen. Sie ist warm und machtvoll. Der laue Nachtwind umspielt ihn mit seinen Gerüchen nach Stein und Kaktus. Er sieht zum Sternenhimmel empor. Rötlicher Lichtschein liegt über dem Horizont. Walls hält sich in der Mitte des gewaltigen Felsenkessels, den die Mesa hier bildet. Er setzt sich in den lauwarmen Sand. Von einer Sekunde zur anderen wird es am Himmel hell. Walls lächelt. Er wird den Sonnenaufgang hier erwarten. Es eilt ihm nicht. Er hat keine Angst mehr, er weiß. Ein neuer Geruch steigt ihm in die Nase, der Geruch nach Fluss und Forellen. Er hört das leise Klappern, mit dem die Rolle an der Angelrute abläuft. Ein lauer Luftzug streicht aus dem Buschwerk zu ihm her. Er senkt den Blick. Sein Großvater sitzt ihm gegenüber, ein durchscheinender Umriss, den die Lichtstrahlen der Morgendämmerung durchdringen, aber jedenfalls ist er da.
    »Entschuldigung, Opa. Tut mir leid, dass ich dich verlassen habe.«
    »Macht nichts, mein Junge. Das ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    Walls spürt, wie ihm der Großvater die Hand auf den Scheitel legt und er die Wellen einatmet, die über seinem Kopf kreisen.
    »Du hast deinen Hüter der Flüsse wohl gefunden? Das ist gut.«
    »Er heißt Eko. Er ist sehr mächtig.«
    »Du wirst seine Macht bald brauchen.«
    »Wieso?«
    »Wegen der Wölfe. Sie sind hinter dem her, was du da unten gefunden hast. Sie haben dich im selben Augenblick
aufgespürt, in dem ich die Macht dazu benutzt habe, mit dir zu reden.«
    »Ich komm und hol dich, Opa.«
    »Dann musst du dich aber beeilen.«
    Eine Bewegung. Schritte entfernen sich auf dem Sand. Der Geruch nach Flüssen schwindet. Walls öffnet die Augen. Er ist allein. Die Sonne geht jetzt über der Mesa auf. Ekos Herz schlägt langsam in seiner Brust, Ekos Blut pulsiert in seinen Adern. Eko ist glücklich, das leuchtende Vatergestirn wiederzusehen.

TEIL FÜNF
    WER BRINGT UNS UM?

1
    Vier Uhr morgens. Der Geruch nach Schlamm und Blut dringt Maria in die Kehle. Sie öffnet die Augen auf dem Rücksitz eines schnellen Wagens, der einer von gewaltigen Wogen bestürmten Brücke entgegenrast. Die Scheibenwischer werden der Regenfluten nicht Herr. Maria will sich bewegen, aber ein kräftiger Arm drückt sie gegen die Rückenlehne. Sie ist elf Jahre alt; sie ist traurig und hat Angst. Sie versucht, über die Schulter des Riesen neben ihr zu schauen. Die Kapuze seines weißen Umhangs verdeckt sein Gesicht, sodass sie lediglich seine sanft und freundlich leuchtenden Augen sieht, als er sich ihr zuwendet, um sie zu trösten. Ein Elf. Dieser Gedanke ist ihr gekommen, weil sie seine Macht und seine Güte spürt. Gerade als sie etwas sagen will, merkt sie, dass der Elf mit seinen beiden völlig gleich gekleideten Gefährten, die vorn sitzen, Gedanken austauscht. Der Fahrer hält das Lenkrad fest umklammert. Obwohl seine Augen geschlossen sind, nimmt er die Hindernisse auf dem Weg mit verblüffender Genauigkeit wahr. Der Dritte konzentriert sich mit allen Kräften. Er heißt Elikan. Seine Augen sind weiß, und er umgibt den Wagen mit einem dichten mentalen Nebel, als wolle er ihn auf diese Weise jemandes Aufmerksamkeit entziehen. Der Fahrer bremst vor dem ungeheuren Riss, der unversehens vor dem Wagen klafft. Die kilometerlangen Stahlseile haben unter dem beständigen Anprall der Wogen nachgegeben, sodass die Betonfahrbahn der Brücke auf vierzig Metern Länge in den entfesselten See gestürzt ist. Der
Motor heult auf, während der Fahrer das Gaspedal durchtritt und dann vollständig wieder loslässt. Elikan fragt ihn mit seinen Gedanken: »Was treibst du, Kano?«
    »Was meinst du?«
    Elikans Augen sehen wieder normal aus. Er hat die Situation erfasst. Kano hält die seinen nach wie vor geschlossen. Er braucht nicht zu sehen, es genügt ihm, die Bewegungen der Brücke unter den Reifen zu spüren. Weitere Stahlseile werden gleich reißen, doch Kano hat die Gefahr bereits geahnt. Er schaltet den Rückwärtsgang ein. Das Auto rutscht einen Augenblick lang steuerlos, dann finden die Reifen erneut Halt. Kano lächelt. Er versucht, schneller zu sein als die Risse, die die Brücke bersten

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