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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Welt schicken. Das wird Wellen schlagen!«
    »Bleiben Sie auf dem Teppich.«
    »Na schön. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe keine Schlussfolgerung, jedenfalls keine, die wissenschaftlich haltbar wäre. Aber ich habe eine Meinung dazu, auch wenn die wahrscheinlich nicht viel wert ist.«
    »Nämlich?«
    »Damit sich eine Krebserkrankung so weit ausbreiten
und ein solches Stadium erreichen kann, muss man die übliche Denkweise umkehren.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass der Bursche erst mal überhaupt keinen Krebs hatte, bis der dann auf einen Schlag aufgetreten ist und sozusagen im Zeitraffer in alle Richtungen Metastasen gebildet hat. Sozusagen eine Riesenkrabbe, die ihn in null Komma nichts aufgefressen hat.«
    »Haben Sie getrunken?«
    »Nein, aber genau das werde ich gleich tun.«
    »Und was ist also Ihre Ansicht? Dass der Kerl in einem Atomkraftwerk gearbeitet und eine zu große Strahlendosis abgekriegt hat?«
    »Um so auszusehen, hätte er sich mitten in den Reaktorkern setzen müssen. Nein, meiner Überzeugung nach ist der Mann von einem Augenblick auf den anderen mit Rekordgeschwindigkeit gealtert und an allem gestorben, woran ein Mensch überhaupt sterben kann: Alter, Krebs, Degeneration der Hirnzellen und sämtlichen damit zusammenhängenden krankhaften Veränderungen. Der einzige Haken an der Sache ist, dass so etwas nie und nimmer in ein paar Minuten auftreten kann. Kurz gesagt, Ihr Heini existiert nicht. Ich meine, vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet.«
    Inspektor Calloway hatte zu Stern hinübergesehen, der breit lächelte. Gerade als er dem Arzt eine weitere Frage stellen wollte, fiel ein Fax der Zulassungsstelle in seinen Eingangskorb. Calloway überflog es und riss die nächsten Blätter förmlich aus dem Gerät. Halter des Geländewagens war der zweiundvierzig Jahre alte Professor Conrad Bishop, ein angesehener Paläontologe, der für das Naturgeschichtliche Museum arbeitete. Den Angaben seiner Versicherung zufolge war er kerngesund. Man hatte bei der letzten gründlichen Untersuchung weder eine Herzschwäche
noch Krebs festgestellt, nicht einmal einen auch nur leicht erhöhten Cholesterinwert. Andererseits, hieß es da weiter, bestehe nicht der geringste Zweifel daran, dass die Fingerabdrücke des Toten im Geländewagen mit denen Bishops identisch seien.

3
    Maria hebt den Blick. Sie spürt nicht einmal mehr den kühlen Wind auf ihrem Gesicht. Schon oft hat sie sich gefragt, was der Grund dafür sein mochte, dass Crossman immer ihr die unangenehmsten Fälle übertrug, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte. Einmal hatte sie ihn das gefragt, in einer eleganten Bar Washingtons, gleich um die Ecke vom Weißen Haus, in der er verkehrte. Sie hatte wissen wollen, warum nicht auch sie von Zeit zu Zeit einen einfachen und vergleichsweise alltäglichen Fall bearbeiten durfte: einen Feld-, Wald- und Wiesen-Serienmörder, der die Tatorte nicht verwüstete und seine Opfer nicht besonders übel zurichtete.
    Daraufhin hatte ihr der Direktor des FBI zugelächelt und ihr, als er gemerkt hatte, dass es ihr mit ihrer Frage ernst war, herausfordernd die Frage gestellt, wie viele Gäste in der Bar seien und wie sie aussähen.
    »Soll das ein Test sein, so wie bei der Musterung?« »Genau. Sie sehen sich dreißig Sekunden lang um, schließen dann die Augen und sagen mir, was die Leute anhaben, welche Haltung sie einnehmen, wo im Raum sie sich befinden. So viele Einzelheiten wie möglich.«
    Maria hatte sich auf das Spiel eingelassen. Während Crossman auf seine Uhr sah, hatte sie sich alles im Raum eingeprägt und die Augen geschlossen, als er ihr sagte, die Zeit sei um.

    »Nun?«
    »Der Raum ist rechteckig. Ungefähr vierzig auf zwanzig Meter. In der Mitte stehen auf dicken Teppichen zwei Reihen niedrige Tische mit Klubsesseln darum. Im Hintergrund liegt eine Bar aus massivem Mahagoni. An den Seiten befinden sich Säulen, dazwischen Separees mit je einem Tisch und zwei Bänken für jeweils zwei Personen.«
    »Und weiter?«
    »An der Bar stehen zwei Kerle. Der links ist um die fünfzig. Leichtes Übergewicht. Schildpattbrille, grauer Anzug. Er leidet an Rückenschmerzen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Er sitzt verkrampft auf seinem Hocker. Ischias. Ich habe das an der Art erkannt, wie er sich vorgebeugt hat, um seinen Aktenkoffer in die Hand zu nehmen. Bei einem Rückenleiden ist das gar nicht einfach: Man darf nie einen Gegenstand aufheben, der sich unterhalb

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