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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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lassen. Ohne sich umzusehen, fährt er im peitschenden Regen rückwärts. Der Elf drückt Maria ein wenig fester an sich, damit sie die gähnende Leere nicht sieht, die immer näher kommt. Die Gefahr wächst von Sekunde zu Sekunde. Die letzten Stahlseile geben genau in dem Augenblick mit einem wilden Pfeifen nach, als der Wagen einen anderen Brückenteil erreicht hat. Ohne auch nur einen Gedanken an das soeben eingestürzte Stück zu verschwenden, wendet Kano nahezu auf der Stelle und tritt das Gaspedal voll durch. Maria beißt sich auf die Unterlippe. Die Sekunden vergehen so langsam wie Stunden. Stück auf Stück stürzt die Brücke ein, während der Wagen vorwärtsschießt. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Wellen und der See das Fahrzeug mitsamt seinen Insassen vernichten wollen. Kanos Lächeln wird breiter. Nur noch einige hundert Meter. Das letzte Stück beginnt, unter den Rädern zu schwingen. In der Ferne werden Lichter sichtbar. Eine zerstörte Straßensperre und eine Anzahl blauer Rundumleuchten. Kano nimmt das Gas kaum spürbar zurück, gerade genug, dass etwas mehr Luft in den Kompressor gedrückt wird, dann tritt er es wieder voll durch. Die Motorhaube hebt sich, während die
Tachometernadel wild nach rechts ausschlägt. Noch hundert Meter. Fünfzig. Zwanzig. Maria unterdrückt einen Angstlaut, als sie hört, wie die Brücke einstürzt, weil sich die letzten verbliebenen Pfeiler wie flüssiges Wachs verdrehen. Der Elf beugt sich zu ihr hinüber. Mit fröhlich blitzenden Augen sagt er: »Keine Sorge, Mutter. Kano ist zwar ein Dummkopf, aber fahren kann er.«
     
    Mit einem erstickten Angstschrei fährt Maria aus dem Schlaf hoch. In den Bäumen tobt der Sturm. Sie sitzt in der Hollywoodschaukel auf der Veranda ihres Hauses in Hattiesburg. Es ist Nacht. Der Geschmack nach kaltem Fleisch und Gin liegt ihr widerwärtig im Mund. Sie zittert, während sie an die Männer in Weiß zurückdenkt. Die Kinder von Old Haven. Sie hat ihre Namen nicht vergessen. Sie wirft einen Blick auf die Leuchtziffern ihrer Armbanduhr. Zehn Minuten nach vier. Allmählich beruhigt sich ihr Puls. Sie sieht das Mondlicht auf den Wipfeln der Kiefern, die das Haus umgeben, so weit das Auge reicht. Die Zweige zittern im leichten Wind. So wie sich die Bäume knarrend beugen und wieder aufrichten, könnte man an laut rauschende Wellen denken. Maria nimmt einen großen Schluck kalten Kaffee. Die Nacht ist vorüber. Tagsüber braucht sie keinen Alkohol. Sie spürt dem wohligen Zustand nach, in dem sie sich den ganzen Abend hindurch im Hause der Bannermans befunden hat, während sie ihren Whisky trank, zuhörte, wie sich Abby und der dicke Bannerman über die richtige Zubereitung der Kartoffeln stritten. Bis er sie um Punkt zwei Uhr vor ihrem Haus ablieferte, hat er ihr keine einzige Frage gestellt. Dann aber, unmittelbar, bevor sie ausstieg, wollte er wissen: »Und, geht es?«
    »Solange man nicht darüber redet.«
    »Du weißt, dass ich jederzeit für dich da bin.« Dann
hatte er gefragt, wobei er die Nase hochzog: »Wie fandest du den Schweinebraten?«
    »Möchtest du meine ehrliche Meinung hören?«
    »Ja.«
    »Ich kenne kein Schwein, das das verdient hätte.«
    Mit einem Lächeln hatte er den Rückwärtsgang eingelegt. Maria hatte zugesehen, wie sich die Scheinwerfer entfernten, und sich dann in mehrere Decken gehüllt, um sich auf die Veranda zu setzen und die von Crossman gefaxten Unterlagen zu lesen. Genau in diesem Augenblick war es in sie gefahren, und sie hatte sich auf dem Rücksitz des Wagens wiedergefunden.

2
    Die Nacht weicht allmählich dem Tag. Der Wald ist in einen paradoxen Schlaf gefallen. Er träumt. Maria kuschelt sich in die Decken und beginnt, die Berichte über die ermordeten Archäologen zu lesen. Sie stammen von amerikanischen und europäischen Polizeidienststellen.
    Den ersten Toten hatte man drei Monate zuvor in New York inmitten eines gewaltigen Verkehrsstaus auf der Höhe des Liberty State Park gefunden. Ein Mann am Steuer eines Geländewagens. Ein berittener Polizeibeamter hatte die makabre Entdeckung gemacht. Durch das Hupkonzert angelockt hatte er erst den Verkehr geregelt, war dann vom Pferd gestiegen und hatte seine Hände auf die getönten Scheiben gelegt, um hindurchsehen zu können. Die Insassen umstehender Fahrzeuge hatten gesehen, wie er bleich geworden war, etwas in sein Funkgerät gesagt und dann mit seinem Colt eine Scheibe eingeschlagen hatte.
    Maria steckt sich eine Zigarette an und

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