Die Buchmagier: Roman (German Edition)
Regalen den Rücken zukehrte, fühlte ich dieselbe schmerzende Verzweiflung im Bauch, die ich vor zwei Jahren verspürt hatte, als ich mich von allem Magischen abgewandt hatte.
Prometheus hatte das Feuer von den Göttern gestohlen und die Konsequenzen tragen müssen. Ich hatte das Geschenk der Götter zurückgebracht, und der Preis dafür waren meine Träume gewesen.
»Alles in Ordnung.« Ich rang die Erinnerungen nieder und ging hinüber, um mit ihm und seinem Partner zu sprechen.
Während Passanten auf dem Gehweg tuschelten und tratschten, betete ich im Wesentlichen dieselbe Geschichte herunter, die ich schon John aufgetischt hatte, und würde das den ganzen Tag wiederholen. Einmal tauchte mit heulenden Sirenen ein Löschfahrzeug auf. Ich hatte genug aufgeschnappt, um zu wissen, dass ich dafür Mrs. Trembath zu danken hatte.
»Wir werden jemanden vom DNR vorbeikommen lassen, um im Keller nachzusehen«, sagte eine andere Beamtin, als sie aus der Bibliothek hinausging. »Vielleicht sollten Sie auch mit einem Kammerjäger sprechen. In ein paar der Pfosten bei der Tür haben wir kleine Löcher gefunden.«
Ich schluckte und dachte an Lenas Bemerkung über ihren lebendigen, Wurzeln treibenden Bokken. »Danke.«
»Isaac!« Der Ruf kam von einer Frau in den Vierzigern, die über den Bürgersteig auf uns zukam. »Das ist meine Chefin«, sagte ich. »Haben Sie was dagegen, wenn ich gehe und sie informiere?«
Die Polizistin schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln. »Viel Glück!«
Jennifer Latona war kurz nach mir nach Copper River gezogen; sie hatte den Job des vorherigen Bibliotheksdirektors übernommen, als dieser in den Ruhestand gegangen war. Sie fühlte sich noch nicht völlig wohl mit dem Kleinstadtleben, und oft kam es einem vor, als habe sie das Gefühl, sich beweisen zu müssen.
Sie stieg die Treppe hoch, um hineinzuschauen, und drehte sich dann wieder um. »Die Polizei hat gesagt, es war ein Wolf in meiner Bibliothek.«
»Es wurde niemand verletzt, und für den Schaden müsste die Versicherung aufkommen.« Solange nur niemand herausfand, wer wirklich hierfür verantwortlich war. Nur wenige Policen deckten die Taten von Vampiren ab.
»Ein Wolf war da. In meiner Bibliothek!« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs zerzauste Haar.
»Jetzt kommt einem die Spinne gar nicht mehr so schlimm vor, nicht wahr?«
Das trug mir einen wütenden Blick ein. Ich wurde von einem vorbeikommenden Feuerwehrmann gerettet, der bemerkte: »Hätte schlimmer kommen können, was? Vor acht Jahren hatten wir einen Bären, der sich in den Tante-Emma-Laden die Straße runter verirrt hatte. Hat sich mit Schokolade vollgefressen und den Getränkeautomaten in Stücke geschlagen.«
»Ich will hier neue Türen haben!«, forderte Jenn. »Stahltüren mit Riegeln.«
»John hat gesagt, sein Bruder könnte die Arbeiten durchführen. Ich werde ihn anrufen. Ich kann auch den Papierkram für die Versicherung machen, wenn Sie wollen.«
Sie nickte und funkelte die Bibliothek an, als wolle sie den Schaden zwingen, sich selbst zu beheben. Es gab eine Hexe unten in El Salvador, die genau das hätte machen können, aber sie hätte viel zu viel für so einen Auftrag verlangt.
Ich deutete auf die Menge und die blinkenden Lichter. »Ich werde es leichter haben, wenn ich von zu Hause aus arbeite …«
»Da war ein Wolf in meiner Bibliothek! «
Ich nahm das als Erlaubnis. Eine Minute später saßen Klecks und ich in meinem Pick-up und rasten Richtung Zuhause, Lena und hoffentlich ein paar Antworten.
*
Sämtliche Buchmagier, die mir je begegneten, hatten eins gemeinsam: Wir waren Tagträumer.
Sicher, viele Kinder stellten sich vor, wie es wäre, wie Superman oder Wolverine zu sein, oder versuchten heimlich, die Macht zu gebrauchen, um ein Spielzeugauto zu levitieren. Aber wir waren von diesem Zeug besessen . Nacht für Nacht hatte ich wach gelegen und gegrübelt, ob ich den Hitzeblick mit ausreichender Präzision fokussieren konnte, um einen Moskito zu töten, oder ob es mir gelänge, ein Laserschwert so zu modifizieren, dass es über eine normale Steckdose wiederaufladbar wäre. Ich fantasierte davon, was ich alles machen würde, falls ich jemals Superkräfte entwickeln sollte. Wo ich hinfliegen würde, welche globalen Probleme ich zuerst lösen würde, wohin ich mich verkrümeln würde, wenn mir alles auf die Nerven ginge. (Ich hatte mich übrigens schließlich dazu entschlossen, mir eine eigene private Mondbasis zu bauen.)
Manche Kinder entwachsen
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