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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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war für niemanden eine Gefahr. Für keinen Vampir gab es einen Grund, es auf ihn abgesehen zu haben … Doch in Lenas Blick lag keine Lüge. Mein Körper spannte sich an, die Fäuste ballten sich, der Magen zog sich zusammen. Mein Verstand blätterte seinen geistigen Katalog auf der Suche nach irgendeinem Zauber durch, der es mir ermöglichen würde, meinen Freund zurückzubringen. Doch Bücher mit solcher Macht waren verschlossen, und der Versuch, den Tod rückgängig zu machen, würde nichts einbringen außer meiner Verbannung von den Pförtnern.
    Ich ließ mich in einen Sessel sacken und wischte mir mit der Faust über die Augen. »Wie?«
    »Wie die andern.«
    Ray Walker hatte mich in die Welt der Zauberei eingeführt. Die Pförtner fanden mich, als ich auf der Oberschule war, und arrangierten, dass ich die Michigan State University besuchen konnte, wo ich mit Ray zusammenarbeiten durfte. Vier Jahre lang hatte ich jeden freien Abend in seiner Buchhandlung oder Wohnung verbracht und handgeschriebene Texte über Zauberei gelesen, Artefakte untersucht, mit ihm über die Möglichkeiten der Magie diskutiert.
    Ray hatte mich persönlich für eine Forschungsposition bei Die Zwelf Portenære empfohlen. Er hatte mir einen Zweck und ein Ziel gegeben. Als ich das vermasselte, half er mir, meine Beschäftigung hier einzurichten. Er hatte zwar nie etwas gesagt, aber ich hatte keinen Zweifel, dass er Fürsprache für mich gehalten hatte, um Pallas davon abzuhalten, mich ganz rauszuschmeißen.
    Mein Handy summte. Ich buddelte es aus meiner Tasche. Die Anruferkennung teilte mir UNBEKANNT mit. Mechanisch bewegten sich meine Finger, nahmen den Anruf entgegen und führten das Handy ans Ohr.
    »Isaac? Gott sei Dank! Geht es dir gut?«
    Ich erkannte den leichten New Yorker Akzent sofort. »Drei Funkler haben heute Nachmittag versucht, mich zu töten, und jetzt finde ich heraus, dass Ray tot ist? Was zum Teufel geht hier vor sich, Deb? Warum unternehmen die Pförtner nichts?«
    Deb DeGeorge war eine Libriomanten- und Bibliothekarskollegin; während ich aber nur für eine kleine öffentliche Bibliothek arbeitete, hatte sie eine Position in der Bibliothek des Kongresses in Washington, D. C. inne. Sie nannte ein paar Magisterabschlüsse ihr eigen, sprach und las fünf Sprachen und konnte in sechs weiteren Obszönitäten vom Stapel lassen. Sie arbeitete als selbsternannte ›Titelaufnehmerin von bizarrem Scheiß‹.
    »Es tut mir leid wegen Ray, Schätzchen. Ich habe das mit ihm erst vor ein paar Stunden erfahren. Du sagst, du bist angegriffen worden? Die Vampi–«
    »Sind Asche.«
    Sie schnaubte ungläubig. »Drei Funkler? Verdammt, Isaac!«
    »Ich hatte Hilfe. Lena Greenwood tauchte auf und machte ihr Arschtretding. Deb, ich konnte auch nicht zu Pallas durchkommen.«
    »Sie lebt!«, sagte Deb schnell. »Hast du das von Harrison gehört? Wer immer ihn tötete, hat einen Weg gefunden, die Zauber zu hacken, die er gewirkt hatte, um unsere Kommunikation zu schützen. Wir arbeiten immer noch daran, alles sicher zu machen, und so lange …«
    So lange könnte unser Mörder jedes Wort mithören, das wir sprachen. »Ich verstehe.«
    »Rühr dich nicht vom Fleck, Isaac! Ich bin bald da.«
    »Aber was–«
    »Bleib, wo du bist!« Sie legte auf, bevor ich antworten konnte.
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Lena wissen.
    »Nicht viel, aber sie klang ganz schön nervös.« Und dies war eine Frau, die einer menschenmordenden chilenischen Mumie entgegengetreten war und keinen Kratzer davongetragen hatte.
    Mit Klecks, Lena und meiner Privatbibliothek sollten wir für den Augenblick sicher sein. Ich schaute aus dem Küchenfenster. Bäume sonderten die Häuser voneinander ab, und dieser Teil der Stadt war so ruhig, dass die Nachbarskinder weiter unten manchmal einen ganzen Satz Tennis auf der Straße spielen konnten, ohne vorbeifahrenden Autos Platz machen zu müssen.
    Lena streckte die Hand aus und berührte mich am Arm. »Was ist?«
    »Ich bin kein Außendienstler.« Deb und die andern würden Rays Tod untersuchen. Sie würden herausfinden, wer Doktor Shah entführt hatte. Sie würden diejenigen aufhalten, die es getan hatten, während ich … Papierkram abheftete und ihnen von den Füßen blieb. »Ray war mein Freund.«
    Wir saßen eine Zeit lang schweigend da. Meine Gedanken waren rasend, unkontrolliert und sprangen vom Angriff in der Bibliothek zu Ray und den anderen Toten. »Es ergibt keinen Sinn!«, sagte ich. »Einzelne Vampire sind zäh, aber in

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