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Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Die Buchmagier: Roman (German Edition)

Titel: Die Buchmagier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Eine Gestalt zog ein zerknittertes Stück Papier aus der Tasche. In der Nachmittagssonne glitzerte ihre Hand wie eine Diskokugel, während sie den Blick prüfend über die Gebäude schweifen ließ. Eine Sekunde später zog sie den Ärmel über die Hand, aber dieser eine flüchtige Eindruck genügte mir, um die drei als Sanguinarius meyerii zu identifizieren, gemeinhin als Funkler bekannt.
    Ich kehrte an den Schreibtisch zurück. »Weißt du, du wärst sehr viel nützlicher, wenn du sprechen könntest.«
    Klecks fuhr fort, Runden zu drehen, während auf seinem Rücken Flammen wie winzige orangefarbene Banner flackerten. Er irrte sich nie, was Gefahren betraf, aber er konnte einem nicht sagen, ob diese Gefahr von einem Meteoriten ausging, der auf die Erde zuraste, oder von einem verliebten Elch, der auf dem Parkplatz Amok lief.
    Oder von einem Trio Vampiren.
    Ich öffnete die Käfigtür; Klecks krabbelte heraus und verschwand sofort unterm Schreibtisch. »Pass bloß auf«, sagte ich. »Wenn du das Gebäude abfackelst, bin ich arbeitslos.«
    Adrenalin schoss durch meine Glieder, als ich die neu katalogisierten Bücher auf dem Karren durchsuchte. Der Gebrauch von Zauberei mochte mir unter gewöhnlichen Umständen verboten sein, aber das hier erfüllte definitiv die Kriterien von außergewöhnlichen Umständen. Ich schnappte mir Ann Crispins jüngstes Buch Vulkans Spiegel , ein in einem Spiegeluniversum spielendes Weltraumabenteuer der alten Schule, sogar mit Bösewichten mit Spitzbart.
    Ich besaß zwar kein fotografisches Gedächtnis, aber Training und eine gewisse natürliche Begabung hatten mich verdammt nah drangebracht. Ich blätterte vor zu Kapitel acht und überflog den Text bis zu der Stelle, wo ein echsenartiger Attentäter den Gang seines Alienschiffs entlangkriecht – eine Disruptorpistole in der Hand.
    Die Autorin hatte die Szene detailliert beschrieben: den Griff der Waffe, die aus einem harten, scharfkantigen Metall bestand; wie die Energie der Pistole das Handgelenk des Attentäters leicht erwärmte; das metallisch-blaue Schimmern, das der Lauf annahm, als die Echse einen Wachmann in rotem Hemd sichtete … Einzelheiten über Einzelheiten, von denen jede die Szene im Kopf des Lesers noch lebendiger werden ließ. Sie real machte.
    Libriomantik war in vielerlei Hinsicht die Zauberei für Faule. Es gab keine Zauberstäbe, keine schicken Zaubersprüche, keine uralten Beschwörungen. Kein Gefuchtel mit der Hand, keine Runen. Nichts als die Wörter auf der Buchseite, der kollektive Glaube der Leser und die Liebe des Libriomanten zu der Geschichte.
    Liebe war der Schlüssel für den Zugang zu diesem Glauben und dieser Macht. Und diese Szene war mir als Teenager eine der liebsten gewesen.
    Meine Finger fuhren die Worte entlang, erspürten die Rauheit des Papiers, die Schwellung der Seite in der Nähe des Buchrückens. Mein Mund war trocken, und mein Herz schlug so heftig, als wäre ich ein junger Bursche, der im Begriff war, zum ersten Mal ein Mädchen zu küssen.
    Ich dachte zurück an die Tage, als ich mit meinem Vater und meinem Bruder auf die Jagd gegangen war. Das langsame, gleichmäßige Atmen, als ich Kimme und Korn meiner Büchse ausrichtete. Tief Luft holen, ausatmen und langsam den Abzug betätigen.
    Meine Finger glitten durch die Seiten hinein in ein anderes Universum. Ich spürte die heiße, feuchte Luft des Raumschiffes auf meiner Haut. Ich krümmte die Hand und beobachtete die Bewegung von Fingern, die an den Knöcheln zu enden schienen.
    Ich griff tiefer hinein, bis ich die trockene, schuppige Haut am Arm des Killers berührte. Doch in diesem Alienfleisch gab es kein echtes Leben. Was ich spürte, war nicht mehr als die Manifestation des Glaubens an das Gelesene. Real oder nicht, der Attentäter hatte einen festen Griff, und ich musste zerren und drehen, um seiner Hand die Waffe zu entwinden.
    Der Disruptor fühlte sich unangenehm heiß an. Er war so groß, dass ich ihn auf die Seite drehen musste, damit er nicht an den Rändern des Buchs hängenblieb. Als ich die Hand herauszog, wurden Magie und Geschichte Wirklichkeit: Ich umklammerte jetzt eine schwere Pistole aus brüniertem Stahl, mit dickem Griff und einem Lauf so lang wie mein Unterarm. Ich schob den Finger durch einen Abzugsbügel, der eindeutig für Finger in der Größe von Bratwürsten entworfen worden war, und versteckte die Waffe hinter meinem Rücken.
    Die Tür zur Bücherei wurde mit solcher Wucht aufgestoßen, dass der Rahmen wie

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