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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Narben und hart wie Stahl. Sein Name war Guillaume d’Evecque. Er hatte einst ein Lehen in der Normandie besessen, bis sein eigener König sich gegen ihn gewandt hatte, und nun war er ein besitzloser Krieger und Thomas’ Freund. Der andere, ein jüngerer Mann, war ebenfalls ein Freund: Robbie Douglas, ein Schotte, der im Jahr zuvor bei Durham in Gefangenschaft geraten war. «Bei den Knochen Christi», sagte der Earl, als er von Robbies Situation erfuhr, «du müsstest doch längst dein Lösegeld beisammenhaben, oder?»
    «Ich hatte es, Mylord», gestand Robbie, «aber ich habe es wieder verloren.»
    «Verloren?»
    Da Robbie nur betreten zu Boden starrte, erklärte Thomas die Sache. «Beim Würfelspiel.»
    Der Earl schüttelte fassungslos den Kopf, dann wandte er sich d’Evecque zu. «Ich habe von Euch gehört», sagte er, und es war als Kompliment gemeint. «Ich weiß, dass Ihr Soldaten anführen könnt, aber wem untersteht Ihr?»
    «Niemandem, Mylord.»
    «Dann kann ich Euch meine Soldaten nicht geben», sagte der Earl herausfordernd und wartete.
    D’Evecque zögerte. Er war ein stolzer Mann, fünfunddreißig Jahre alt und kriegserfahren, und er hatte sich seinen Ruf vor allem im Kampf gegen die Engländer erworben. Doch nun besaß er weder Land, noch hatte er einen Lehnsherrn, und er galt kaum mehr als ein Vagabund. So trat er schließlich vor den Earl, kniete nieder und hob seine Hände wie im Gebet. Der Earl legte seine Hände um die von d’Evecque. «Schwört Ihr, mir treu und ergeben zu folgen, mein Lehnsmann zu sein und niemandem sonst zu dienen?»
    «Ich schwöre es», sagte Guillaume d’Evecque ernst. Der Earl bedeutete ihm, sich zu erheben, und die beiden Männer tauschten einen Kuss auf die Lippen.
    «Ich fühle mich geehrt», sagte der Earl und schlug d’Evecque auf die Schulter, dann wandte er sich wieder zu Thomas. «Damit kannst du eine ordentliche Truppe zusammenstellen. Wie viele Männer brauchst du? Fünfzig, die Hälfte Bogenschützen?»
    «Fünfzig Mann in einem abgelegenen, feindlichen Lehen?» Thomas sah ihn erstaunt an. «Die überleben keinen Monat, Mylord.»
    «O doch», sagte der Earl und erklärte, weshalb er so überrascht gewesen war, als er erfahren hatte, dass Astarac in der Grafschaft Berat lag. «Vor vielen Jahren, als du noch an der Brust deiner Mutter lagst, besaß meine Familie Land in der Gascogne. Wir haben es verloren, aber niemals offiziell darauf verzichtet, und somit gibt es in Berat drei oder vier Festungen, auf die ich einen rechtmäßigen Anspruch habe.» John Buckingham, der sich wieder über Vater Ralphs Aufzeichnungen gebeugt hatte, zog skeptisch die Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts. «Erobere eine dieser Festungen», sagte der Earl. «Plündere, geh auf Raubzug, dann werden sich dir Männer anschließen.»
    «Andere werden uns bekämpfen», bemerkte Thomas ruhig.
    «Und Guy Vexille wird einer davon sein», sagte der Earl. «Das ist deine Gelegenheit, Thomas. Ergreife sie und verschwinde von hier, bevor die Waffenruhe unterzeichnet wird.»
    Thomas überlegte einen Moment. Was der Earl vorschlug, klang wie der reine Irrsinn. Er sollte mit einer kleinen Truppe in den tiefen französischen Süden ziehen, eine Festung erobern und verteidigen, seinen Vetter gefangen nehmen, Astarac finden, es durchsuchen und möglichst noch den Gral auftreiben. Nur ein Tor würde eine solche Aufgabe annehmen, aber die Alternative war, hier mit all den anderen Bogenschützen zu versauern. «Ich werde es tun, Mylord.»
    «Gut. Dann seht zu, dass ihr in die Gänge kommt!» Der Earl führte Thomas zur Tür, doch als Robbie und d’Evecque auf der Treppe waren, nahm er ihn noch einmal kurz beiseite. «Lass den Schotten hier», mahnte er Thomas.
    «Warum, Mylord? Er ist ein Freund.»
    «Er ist ein verfluchter Schotte, und ich traue denen nicht. Das sind alles gottverdammte Diebe und Lügner. Schlimmer als die Franzosen. Wessen Gefangener ist er?»
    «Lord Outhwaites.»
    «Und Outhwaite lässt ihn mit dir reisen? Das erstaunt mich. Wie dem auch sei, schick deinen schottischen Freund zurück zu Outhwaite und lass ihn dort vor sich hin schimmeln, bis seine Familie das Lösegeld aufgetrieben hat. Ich will nicht, dass ein verdammter Schotte England den Gral wegschnappt. Hast du mich verstanden?»
    «Ja, Mylord.»
    «Guter Mann.» Der Earl klopfte Thomas auf den Rücken. «Jetzt geh und bring uns Ruhm.»
    Leichter gesagt als getan, dachte Thomas. Er glaubte nicht, dass der Gral existierte. Er

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