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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Hornplatten, die nur diffuses Licht ins Innere ließen, aber dafür vor Regen, Vögeln und kalten Winterwinden schützten. Er hob die mit Blei verbundenen Platten aus dem Rahmen und sog die Luft ein, die hier oben in der Burg wunderbar frisch und frei vom Latrinengestank der Stadt war. Es war Herbst, und in der Luft hing ein leichter Duft nach gepressten Trauben. Roubert mochte diesen Duft. Er wandte sich wieder zu dem Grafen um. «Ist der Mönch hier?»
    «In einer Gästekammer», sagte der Graf «Er ruht sich aus. Der junge Mann war sehr nervös. Er hat sich formvollendet vor mir verneigt, aber er wollte mir nicht sagen, wonach der Kardinal sucht.»
    Ein lautes Poltern unten im Innenhof veranlasste Vater Roubert, erneut aus dem Fenster zu sehen. Er musste sich weit vorlehnen, denn selbst hier oben in einer Höhe von vierzig Fuß waren die Wände beinahe fünf Fuß dick. Ein Reiter in voller Rüstung war gerade auf die Übungsfigur im Hof zugaloppiert, und seine Lanze hatte den hölzernen Schild mit solcher Wucht getroffen, dass der ganze Aufbau zusammengebrochen war. «Euer Neffe spielt», sagte er und richtete sich wieder auf.
    «Mein Neffe und seine Freunde üben», korrigierte der Graf den Dominikaner.
    «Er täte besser daran, sich um seine Seele zu kümmern», bemerkte Vater Roubert säuerlich.
    «Er hat keine Seele, er ist Soldat.»
    «Ein Turniersoldat», sagte der Mönch verächtlich.
    Der Graf zuckte die Achseln. «Es genügt nicht, reich zu sein, Vater. Ein Mann muss auch stark sein, und Joscelyn ist mein starker Arm.» Er sprach mit Nachdruck, obwohl er in Wirklichkeit Zweifel hatte, ob sein Neffe ein geeigneter Erbe für Berat war. Aber wenn er keinen eigenen Sohn hatte, musste das Lehen an einen seiner Neffen gehen, und Joscelyn war vermutlich noch der Beste aus einer nutzlosen Brut. Was ihm wiederum in Erinnerung rief, dass er dringend einen Erben brauchte. «Ich habe Euch hierhergebeten» – er sagte mit Bedacht «gebeten» und nicht «befohlen» –, «weil ich hoffte, dass Ihr mir Aufschluss über die Absichten Seiner Eminenz geben könntet.»
    Der Mönch blickte erneut auf den Brief des Kardinals. «Archive», sagte er nachdenklich.
    «Das Wort ist mir auch aufgefallen.» Der Graf trat vom offenen Fenster weg. «Es zieht, Vater.»
    Widerstrebend schloss der Dominikaner das Hornfenster. Er wusste, dass der Graf aus seinen Büchern gelernt hatte, ein Mann müsse sich warm halten, um fruchtbar zu sein, und er fragte sich, wie die Völker in den nördlichen Ländern es schafften, sich fortzupflanzen. «Offenbar interessiert sich der Kardinal nicht für Eure Bücher», sagte er, «sondern für die Urkunden des Lehens.»
    «Ja, so sieht es aus. Zweihundert Jahre Steueraufzeichnungen – Bruder Jerôme wird seine Freude haben, die zu entziffern.» Der Graf lachte leise.
    Der Prior schwieg eine Weile. Das Klirren von Schwertern hallte von den Burgmauern wider, während der Neffe des Grafen mit seinen Freunden im Hof übte. Wenn Joscelyn erbt, dachte Vater Roubert, wird er all diese Bücher und Dokumente verbrennen. Er trat zum Kamin, in dem ein kräftiges Feuer brannte, obwohl es draußen nicht kalt war, und er dachte an das Mädchen, das am nächsten Morgen in Castillon d’Arbizon verbrannt werden sollte. Sie war eine Ketzerin, eine üble Kreatur, die Gespielin des Teufels, und er erinnerte sich an ihre Qualen, als er das Geständnis aus ihr herausgefoltert hatte. Er wollte sehen, wie sie brannte, wollte die Schreie hören, die ihre Ankunft an den Toren der Hölle verkündeten, und je schneller er die Fragen des Grafen beantwortete, desto eher konnte er sich auf den Weg machen.
    «Ihr verbergt etwas, Roubert», bemerkte der Graf, bevor der andere etwas sagen konnte.
    Der Dominikaner hasste es, mit seinem einfachen Vornamen angesprochen zu werden. Es erinnerte ihn daran, dass der Graf ihn schon als Kind gekannt und für seine Erziehung bezahlt hatte. «Ich verberge gar nichts», protestierte er.
    «Dann erklärt mir, weshalb ein Kardinalerzbischof einen Mönch nach Berat schickt.»
    Der Ordensbruder wandte sich zu ihm um. «Muss ich Euch daran erinnern, dass Astarac jetzt zu Eurem Lehen gehört?»
    Der Graf starrte Vater Roubert verständnislos an, dann begriff er. «Gütiger Gott», seufzte er. Er bekreuzigte sich und kehrte zu seinem Sessel zurück. Er betrachtete das Schachbrett, kratzte sich unter seiner Wollhaube und blickte dann wieder zu dem Dominikaner. «Doch nicht wieder die alte

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