Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Innenseite. Das eine war für das andere geschaffen. Thomas und Geneviève sahen sich schweigend an. Robbie und Galdric waren draußen und erkundeten die überwucherten Steinreste, die verrieten, wo einst die bescheidenen Häuser gestanden hatten. Die beiden wussten nicht, was Thomas in Hookton wollte. Galdric scherte sich nicht darum, und Robbie, der seine Hitzköpfigkeit verloren hatte, war es zufrieden, Thomas zu begleiten, bis sie nach Norden ritten, um Lord Outhwaite das Lösegeld auszubezahlen, das Robbie die Freiheit geben würde, nach Schottland zurückzukehren. Sofern Lord Outhwaite noch lebte.
«Was machen wir damit?», fragte Geneviève, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt.
«Was Abbé Planchard mir geraten hat», erwiderte Thomas. Doch zuerst nahm er einen Weinschlauch aus seinem Beutel, schenkte ein wenig von der dunklen Flüssigkeit in die Schale und reichte sie Geneviève. Dann trank er selbst daraus. Er lächelte sie an. «Damit ist die Exkommunikation aufgehoben», sagte er, denn sie hatten aus der Schale getrunken, in der das Blut Jesu am Kreuze aufgefangen worden war.
«Ist das wirklich der Gral?», fragte Geneviève.
Thomas antwortete nicht, sondern nahm die Schale und ging mit Geneviève nach draußen, auf das Meer zu. Als sie die Landzunge erreichten, wo der Lipp sich ins Meer ergoss und wo früher, als Hookton noch ein lebendiges Dorf gewesen war, die Fischerboote auf dem Kiesstrand gelegen hatten, lächelte er Geneviève zu und schleuderte die Schale, so fest er konnte, gegen die Steine an der gegenüberliegenden Seite der Flussmündung. Die Schale prallte auf den Kies, sprang hoch, rollte ein kleines Stück und blieb dann liegen.
Sie wateten durch den Fluss und kletterten auf das andere Ufer. Die Schale war unversehrt.
«Was machen wir damit?», fragte Geneviève erneut.
Das Ding würde nur Mord und Totschlag auslösen, dachte Thomas. Menschen würden seinetwegen kämpfen, lügen, betrügen und sterben, und die Kirche würde sich daran bereichern. Es würde in den Menschen nur das Böse wecken, und deshalb würde er tun, was auch Planchard getan hätte. «‹In die Tiefen des Meeres schleudern›», zitierte er den alten Abt, «‹dorthin, wo die Ungeheuer hausen, und niemandem etwas davon sagen.›»
Geneviève berührte die Schale ein letztes Mal, küsste sie und gab sie Thomas zurück, der sie einen Moment in der Hand hielt. Es war ein ganz einfaches Ding, aus rotbraunem Ton, derb und mit rauer Oberfläche, und an einer Seite war eine kleine Kerbe, wo der Töpfer nicht achtgegeben hatte. Es war höchstens ein paar Pennys wert, und doch war es der größte Schatz der Christenheit. Auch er hob die Schale an die Lippen, dann holte er mit seinem starken rechten Arm aus, lief auf die Brandung zu und warf sie, so weit er konnte, ins Meer. Sie segelte über die grauen Wellen, schien einen winzigen Augenblick zu schweben, als zögere sie, sich von der Menschheit zu trennen, dann verschwand sie.
Nur ein kurzes Aufspritzen, dann glättete sich die Oberfläche wieder. Thomas nahm Geneviève an der Hand und wandte sich ab.
Er war ein Bogenschütze, und der Wahnsinn hatte ein Ende. Er war frei.
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NACHWORT
I ch habe sowohl hier wie auch in Der Wanderer eine große Anzahl Ratten auftauchen lassen, obwohl ich nicht glaube, dass sie schuld an der Verbreitung der Pest waren. Unter den medizinischen Historikern herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Schwarze Tod (so genannt wegen der dunklen Schwellungen, die die Erkrankten entstellten) tatsächlich die Beulenpest war, die vermutlich über Flöhe von Ratten übertragen wurde, oder eine Form von Milzbrand, dessen Erreger sich über Vieh und Wild verbreiten. Glücklicherweise mussten Thomas und seine Gefährten diese Frage nicht entscheiden. Im Mittelalter sah man die Ursache für die Seuche in den Sünden der Menschheit, verstärkt durch eine ungünstige astrologische Konjunktion des Saturn, die stets Unheil verhieß. Die Krankheit löste Panik und Verwirrung aus, da sie bis dahin unbekannt war und es kein Mittel dagegen gab. Sie breitete sich von Italien nach Norden aus und tötete ihre Opfer innerhalb von drei bis vier Tagen, wobei sie mysteriöserweise manche Menschen verschonte. Dies war die erste Pestepidemie in Europa. Natürlich hatte es auch vorher schon Seuchen gegeben, aber keine von so verheerenden Ausmaßen, und sie sollte die Menschheit noch vierhundert Jahre lang immer wieder heimsuchen. Damals nannte man sie
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