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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Sie auf!« Hap hielt seine Hand hoch. Ihm war plötzlich übel geworden. »Bitte, Lord Umber. Ich möchte es nicht hören.«
    Während er erzählte, war Umbers Gesicht rot angelaufen. Er wischte sich mit der Handfläche über einen Augenwinkel. »Ich möchte es eigentlich auch gar nicht erzählen.«
    Hap erschauderte. Er erfuhr jeden Tag etwas mehr über die Welt. In ihr gab es Schönheit und Güte, aber auch Abgründe des Bösen, die er nicht begreifen konnte. Sophie war so sanft und harmlos wie der Morgentau. Was war das für ein Mensch, der sie aus verletztem Stolz verstümmeln ließ?
    Â»Lass mich trotzdem noch eins hinzufügen«, sagte Umber. »Während Sophies Wunde verheilte, erfuhr ihr Vater, dass der Prinz nach wie vor wütend darüber war, dass er gegen sie verloren hatte, weil sein Volk immer noch über seine Niederlage sprach. Sophie und ihr Vater mussten fliehen. Sie buchten eine Passage auf einem Schiff nach Kurahaven. Aber der arme Mann wurde auf der Reise krank und starb kurz nach ihrer Ankunft. Eine Woche danach haben Balfour und ich Sophie in Kurahaven auf der Straße getroffen. Nur einen Monat vorher war sie noch das geliebte Kind eines wohlhabenden Handwerkers gewesen, und als wir sie kennenlernten, war sie ein Straßenkind. Ihr einziger Besitz war ein Kohlestift, mit dem sie gerade ein äußerst bemerkenswertes Bild auf die Hafenmole zeichnete – eine wunderschöne Zeichnung von Aerie. Ich überlegte mir, dass ich eine Künstlerin gebrauchen könnte, die meine Bücher illustriert, und so kam es, dass Sophie Mitglied unseres Haushalts wurde.«
    Hap bemerkte einen hohen Pfeifton. Dann fiel ihm auf, dass es das Geräusch seines eigenen Atems war, der ihm aus der Nase zischte, als wäre er ein Stier kurz vor dem Angriff. Er schaute zu Umber, der ihn mit einem zusammengekniffenen Auge musterte.
    Â»Ich habe ja gesagt, du würdest wütend werden«, bemerkte Umber.
    Haps Fäuste brannten und das Bedürfnis, irgendetwas zu zerschlagen, überwältigte ihn beinahe. Er schloss die Augen, um sich zu beruhigen.
    Â»Wie gesagt, du musst deine Wut unter Kontrolle halten«, mahnte Umber. »Es könnte sein, dass wir Magador bei den Drachenspielen begegnen.« Er gähnte und kratzte sich die Brust. »Und jetzt ist es meiner Meinung nach Zeit, schlafen zu gehen. Wir werden vor Sonnenaufgang in Sarnica ankommen und wollen noch im Dunkeln von Bord gehen. Gute Nacht, Hap. Weck mich auf, falls irgendetwas Interessantes passiert.«
    Umber kletterte in seine Hängematte. Hap bemerkte, dass er vor dem Einschlafen mehrmals breit lächelnd den Brief von Prinz Galbus durchlas. Wenig später war Hap der einzige wache Mensch auf der Silkship . Pilot schien sich des eingestellten Kurses sicher zu sein, denn er war in einem von der Decke herabhängenden geflochtenen Sessel eingeschlafen. Gossilen, die Pilots Liebling zu sein schien, baumelte vom Dach der Gondel und schaute in Fahrtrichtung in die Nacht hinaus.
    Hap stützte sich auf die Reling und betrachtete eine Zeit lang die Sterne. Dann beschloss er, die Hängematte auszuprobieren. Er zog sie weit auseinander und kletterte hinein. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren, aber schnell bekam er den Trick heraus und entspannte sich. Sehr bequem, dachte er, aber er fühlte sich trotzdem unwohl, wie eine Fliege, die in einem riesigen Netz gefangen war. Sein Unbehagen wuchs um das Hundertfache, als seine Hängematte durch eine zusätzliche Last an einer Seite in Schieflage geriet und winzige Finger und Klauen an seinem Arm zupften. Mit großen Augen beobachtete er, wie Quellen und Arabell zu ihm in die Hängematte kraxelten. Sie verteilten ihr Gewicht auf beide Seiten, ließen sich unter seinen Achseln nieder, falteten ihre zahlreichen Beine zusammen und schlossen die Augen. Hap schluckte und blieb stundenlang reglos liegen. Nachdem er gesehen hatte, wie es dem Hai ergangen war, hatte er Angst, die schlafenden Kreaturen zu erschrecken.
    Während er den tiefen, gleichmäßigen Atemzügen der anderen und sogar der Spinnenleute lauschte, die sich an ihn geschmiegt hatten, fragte er sich wieder einmal, wie sich Schlaf wohl anfühlen mochte. Er schloss die Augen und ließ seinen Brustkorb sich sanft heben und senken. Aber das war nur gespielt, er erlebte kein weiches Hinübergleiten in einen Zustand bewusstloser Entspannung,

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