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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Spinnenleute sprangen begeistert wie Welpen auf, um die Hängematten zu weben. Sie erklommen eine Wand der Gondel und jede von ihnen machte eine Leine fest. Dann sprangen sie auf den Boden und liefen, die ganze Zeit weiter Garn ausstoßend, zur gegenüberliegenden Seite, um dort das andere Ende festzumachen. So ging es immer wieder hin und zurück, bis als Grundlage jeder Hängematte sieben Seile gesponnen waren. Dann webte jede von ihnen die Querverstrebungen. Hap sah ihnen zu und staunte über ihre Schnelligkeit. Es dauerte kaum eine Minute, dann waren die Hängematten fertig. Die Spinnenleute standen mit breitem Grinsen davor, beugten ihre vordersten Beine und senkten auf eine Art die Köpfe, die Hap an eine Verbeugung denken ließ.
    Umber verneigte sich ebenfalls. »Großartige Arbeit, die Damen. Ganz herzlichen Dank!« Die Kreaturen kicherten und rannten nach vorn, um ihre Wangen an Pilots Beinen zu reiben.
    Oates erhob sich, klopfte die Krümel von seinem Schoß und ging zu der stabilsten Hängematte. Ohne zu zögern zog er das Netz auseinander und ließ sich hineinsinken. Er schloss die Augen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und gähnte wie ein Bär.
    Umber schmunzelte. »Einer von euch schläft nie, und der andere würde den ganzen Tag schlafen, wenn er könnte.«
    Die Sonne näherte sich dem Horizont und ließ das Meer orange leuchten. Pilot stand am Steuer und studierte im Licht einer Lampe eine Karte. Umber zeichnete mit gerunzelter Stirn etwas in eines der Notizbücher, die er in seiner Weste mit sich herumtrug. Seine Stirnfalten wurden immer tiefer. Schließlich schlug der das Notizbuch zu und stopfte es wütend in seine Tasche. »Verflucht noch mal. Ich gebe mir alle Mühe, diese Seelenkrebse zu zeichnen, aber ich bin nicht annähernd so gut wie Sophie.«
    Â»Ich wünschte, sie wäre hier. Warum haben Sie sie nicht mitgenommen, Lord Umber?«, fragte Hap.
    Umber spitzte die Lippen und verzog das Gesicht, als ärgerte er sich, dass ihm der Name herausgerutscht war. »Ich sollte es dir wahrscheinlich erzählen. Aber du musst mir etwas versprechen.«
    Â»Was soll ich Ihnen versprechen, Lord Umber?«
    Â»Wenn du den Grund erfährst, wirst du wütend sein. Aber du darfst dieser Wut nicht nachgeben, egal wie stark die Versuchung dazu in den kommenden Tagen auch sein mag. Versprichst du das?« Umber sah Hap mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wenn du dir nicht sicher bist, ist es vielleicht besser, wenn du es nicht erfährst.«
    Hap erwiderte seinen Blick. Vor seinem inneren Auge sah er Sophies hübsches, zartes Gesicht und den Arm, dem die Hand fehlte und den sie immer zu verstecken versuchte. »Ich möchte es gern wissen, also verspreche ich es.«
    Umber rieb sich mit den Händen über die Knie und holte tief Luft. »Weißt du, wo Sophie herkommt?«
    Â»Ich dachte immer, sie ist aus Kurahaven«, antwortete Hap.
    Umber schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist aus Sarnica.«
    Â»Sarnica?« Hap richtete sich etwas weiter auf. »Ist das nicht der Ort …«
    Â»Genau«, sagte Umber. »Sophies Vater, Albin, war ihr einziger Angehöriger. Er war Bogenmacher und lehrte sie das Bogenschießen. Er brachte es als Bogenschütze selbst zu einiger Meisterschaft, aber schon als Sophie zwölf Jahre alt war, übertrafen ihre Fähigkeiten die seinen bei Weitem. Sophie wurde zu einer Art Legende in ihrer Stadt – das kleine Mädchen, das aus hundert Schritt Entfernung mitten ins Schwarze traf. Darüber bemerkte fast niemand, dass sie auch eine brillante Künstlerin war. Mit Kohle, Tinte, Farbe und jedem anderen Material, das sie ausprobierte, fertigte sie wunderbare Zeichnungen an.
    Albin war so stolz, dass er sie zu einem Wettkampf mit den besten Schützen von Sarnica anmeldete. Unglücklicherweise nahm auch ein grausamer Prinz aus Sarnica teil: Magador, der Sohn von Brugador, dem König von Sarnica. Magador fand, er sei der beste Bogenschütze des Königreiches, und als dieses kleine Mädchen ihn mit ihrem letzten Schuss besiegte, schäumte er vor Wut. Der Prinz befahl, dass am nächsten Tag ein weiterer Wettbewerb stattfinden sollte. Und in derselben Nacht sorgten seine Männer dafür, dass Sophie niemals wieder einen Bogen halten würde. Sie schlugen Sophies Vater brutal zusammen und schleppten sie …«
    Â»Hören

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