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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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mit Papa, machte sich Liesel daran, die Wasserflut mit ein paar Lumpen aufzuwischen.
    Papa sprach. Mit seiner nassen Hand hielt er das Mädchen am Arm fest, sodass sie mit der Arbeit aufhörte. »Liesel.« Sein Gesicht klammerte sich an sie. »Glaubst du, er ist am Leben?«
    Liesel setzte sich.
    Sie schlug die Beine übereinander.
    Der nasse Lumpen saugte sich an ihrem Knie fest.
    »Ich hoffe es, Papa.«
    Es kam ihr so dumm vor, das zu sagen, so offensichtlich, aber sie hatte keine Wahl.
    Um wenigstens etwas Sinnvolles zu sagen und um ihn von dem Gedanken an Max abzulenken, kniete sie sich hin und legte einen Finger in eine kleine Pfütze auf dem Boden. »Guten Morgen, Papa.«
    Als Antwort blinzelte Hans ihr zu.
    Aber es war nicht das übliche Blinzeln. Es war schwerfälliger, beladen. Es kam von dem Nach-Max-Hans, dem verkaterten Hans. Er setzte sich auf und erzählte ihr von seinem Akkordeonspiel letzte Nacht und von Frau Holzinger.
    IN DER KÜCHE, EIN UHR MITTAGS
    Noch zwei Stunden bis zum Abschied: »Geh nicht, Papa. Bitte.« Ihre Hand mit dem Suppenlöffel zittert. »Erst haben wir Max verloren. Ich kann dich nicht auch noch verlieren.« Als Antwort bohrt der verkaterte Mann seine Ellbogen in die Tischplatte und verdeckt sein rechtes Auge. »Du bist jetzt schon fast erwachsen, Liesel.« Er möchte zusammenbrechen, fängt sich aber wieder. Er steht es durch. »Pass auf deine Mama auf, ja?« Das Mädchen nickt nur ganz leicht. »Ja, Papa.«
    Er verließ die Himmelstraße, in einen Anzug gekleidet und mit dem Kater auf den Schultern.
    Alex Steiner blieben noch vier Tage, bevor auch er gehen musste. Er kam, eine Stunde ehe der Zug fuhr, zu den Hubermanns und wünschte Hans alles Gute. Er brachte die ganze Steiner-Familie mit. Alle schüttelten Hans die Hand. Barbara umarmte ihn und küsste ihn auf beide Wangen. »Komm gesund wieder.«
    »Ja, Barbara.« Die Art, wie er das sagte, spiegelte Selbstvertrauen wider. »Natürlich.« Er schaffte es sogar zu lachen. »Es ist ja bloß ein Krieg, nicht wahr? Ich habe schon einmal einen überlebt.«
    Als sie gemeinsam die Himmelstraße entlanggingen, kam die drahtige Frau aus dem Haus nebenan und stellte sich auf den Bürgersteig.
    »Auf Wiedersehen, Frau Holzinger. Und bitte entschuldigen Sie die Sache gestern Nacht.«
    »Auf Wiedersehen, Hans, du besoffener Saukerl.« Aber auch sie gab ihm einen guten Wunsch mit auf den Weg. »Komm bald wieder.«
    »Ja, Frau Holzinger. Danke.«
    Sie nahm den Faden auf. »Du weißt ja, was du mich kannst, stimmt's?«
    An der Ecke schaute Frau Lindner durch das Schaufenster ihres Ladens nach draußen. Ihr Blick drückte Rechtschaffenheit aus. Liesel nahm Papas Hand. Sie hielt sie den ganzen Weg durch die Münchener Straße bis zum Bahnhof. Der Zug war schon eingefahren.
    Sie standen auf dem Bahnsteig.
    Rosa umarmte ihn zuerst.
    Keine Worte.
    Ihr Kopf war eng an seiner Brust vergraben, dann löste sie sich von ihm. Dann kam das Mädchen dran.
    »Papa?« Nichts.
    Geh nicht, Papa. Geh bitte nicht. Sollen sie doch kommen. Aber bitte, bitte geh nicht. »Papa?«
    IM BAHNHOF, DREI UHR NACHMITTAGS
    Keine Stunden, keine Minuten mehr bis zum Abschied: Er hält sie. Um etwas zu sagen, irgendetwas, spricht er über ihre Schulter hinweg. »Passt du bitte auf mein Akkordeon auf, Liesel? Ich habe mich entschlossen, es nicht mitzunehmen.« Jetzt fällt ihm etwas wirklich Wichtiges ein. »Und wenn es noch mehr Luftangriffe gibt, lies den Leuten im Keller weiter vor, ja?« Das Mädchen spürt den Druck an ihren wachsenden Brüsten. Es tut weh, als er auf ihren Rippenbogen trifft. »Ja, Papa.« Sie starrt auf den Stoff seiner Jacke, der nur wenige Millimeter von ihren Augen entfernt ist. Sie spricht in ihn hinein. »Wirst du für uns spielen, wenn du heimkommst?«
    Hans Hubermann lächelte seine Tochter an, und dann war der Zug bereit zur Abfahrt. Er streckte die Hand aus und umfasste sanft ihr Gesicht. »Das verspreche ich.« Dann stieg er ein.
    Sie schauten einander an, während der Zug anfuhr.
    Liesel und Rosa winkten.
    Hans Hubermann wurde kleiner und kleiner, und in seiner Hand hielt er nichts außer leerer Luft.
    Auf dem Bahnsteig zerstreute sich die Menge, bis niemand mehr dastand, außer einer Frau wie ein Kleiderschrank und einem dreizehnjährigen Mädchen.
    In den nächsten paar Wochen, während Hans Hubermann und Alex Steiner in aller Eile durch ihre Ausbildung gehetzt wurden, herrschte in der Himmelstraße dicke Luft. Rudi war wie ausgewechselt - er

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