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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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»Leichensammlereinheit« standen.
    Bei seiner Ankunft konnte Hans nur vermuten, was diese Männer, denen man eine solche Aufgabe zugeteilt hatte, angestellt hatten, und umgekehrt stellten sie über ihn die gleichen Vermutungen an. Ihr Anführer, Unteroffizier Boris Schipper, fragte ihn rundheraus danach. Als Hans die Sache mit dem Brot, dem Juden und der Peitsche erzählte, lachte der Schipper kurz auf. »Sie haben Glück, dass Sie noch am Leben sind.« Die Augen in seinem runden Gesicht waren ebenfalls rund, und er wischte ständig darüber. Entweder waren sie müde, oder sie juckten, oder sie waren voller Rauch und Staub. »Denken Sie nur daran, dass Sie hier bei uns den Feind nicht vor Augen haben.«
    Hans wollte eine Frage stellen, als hinter ihm eine Stimme eintraf. Ihr zugehörig war das schlanke Gesicht eines jungen Mannes, mit einem Lächeln aus Hohn. Reinhold Zucker. »Bei uns«, erklärte er, »befindet sich der Feind nicht hinter einem Hügel oder überhaupt in irgendeiner bestimmten Richtung voraus. Er ist überall um uns herum.« Er konzentrierte sich wieder auf den Brief, den er gerade schrieb. »Sie werden es ja selbst erleben.«
    Nach einem wirren Zeitraum von ein paar Monaten würde Reinhold Zucker tot sein. Getötet durch Hans Hubermanns Sitz.
    Während der Krieg mit vermehrter Heftigkeit in Deutschland Einzug hielt, begriff Hans, dass jede seiner Schichten auf die gleiche Art und Weise ihren Anfang nahm. Die Männer versammelten sich am Lastwagen, um darüber informiert zu werden, was während ihrer Pause getroffen worden war, was wahrscheinlich als Nächstes getroffen werden würde und wer mit wem zusammenarbeiten sollte.
    Selbst wenn es keine Luftangriffe gab, hatten sie alle Hände voll zu tun. Sie fuhren durch zerstörte Städte und räumten auf. Im Lastwagen kauerten sich zwölf Männer zusammen und wurden auf und ab geworfen, je nach Beschaffenheit der Straße.
    Von Anfang an hatte jeder seinen angestammten Platz.
    Reinhold Zucker saß in der Mitte der linken Reihe.
    Hans Hubermanns Sitz war ganz hinten, wo sich das Tageslicht hineinstreckte. Er lernte schnell, nach allem möglichen Zeug Ausschau zu halten, das von weiter vorn im Innenraum des Lasters zu ihm geflogen kam. Er hatte besonderen Respekt vor Zigarettenkippen, die, immer noch glimmend, an ihm vorbeisegelten.
    UNGEKÜRZTER BRIEF NACH HAUSE
    Meine liebe Rosa, meine liebe Liesel, bei mir ist alles in Ordnung. Ich hoffe, es geht euch gut. In Liebe, Papa
    Ende November lag ihm zum ersten Mal der rauchige Geschmack eines richtigen Luftangriffs auf der Zunge. Der Lastwagen kämpfte sich rumpelnd durch Schutt, und überall war Gerenne und Geschrei. Feuer brannten, und die ausgebombten Hüllen von Gebäuden stapelten sich zuhauf. Rahmen und Balken bogen sich. Die Rauchbomben steckten wie Streichhölzer im Boden und drangen in die Lunge der Stadt.
    Hans Hubermann arbeitete mit drei Männern in einer Gruppe. Sie bildeten eine Reihe. Boris Schipper war vorne. Seine Arme verschwanden im Rauch. Hinter ihm kam Kessler, dann Brunnenweg, dann Hubermann. Während der Unteroffizier das Feuer zu löschen versuchte, wässerten die anderen beiden Männer den Unteroffizier, nur für alle Fälle. Hubermann wässerte alle drei vor ihm Stehenden.
    Hinter ihm stöhnte ein Haus und fiel um.
    Es fiel mit dem Gesicht nach vorn und landete nur ein paar Meter von seinen Fersen entfernt. Der Zement roch brandneu, und eine Wand aus Puderstaub raste auf ihn zu.
    »Gottverdammt, Hubermann!« Die Stimme kämpfte sich aus den Flammen. Die drei Männer folgten ihr auf dem Fuße. Ihre Kehlen waren mit Aschepartikeln verstopft. Selbst als sie es um die Ecke geschafft hatten, weg vom Zentrum der Zerstörung, schien ihnen der Dunst des zusammengefallenen Gebäudes zu folgen. Er war weiß und warm und kroch hinter ihnen her.
    Sie sackten in der vorübergehenden Sicherheit zusammen, keuchten, husteten und fluchten. Der Unteroffizier wiederholte seine vorherige Äußerung. »Gottverdammt, Hubermann.« Er kratzte an seinen Lippen, um die Kruste zu entfernen. »Was zum Donner war das?«
    »Es ist einfach zusammengefallen, direkt hinter uns.«
    »Das ist mir auch klar. Die Frage ist: Wie hoch war es? Doch wohl gut und gerne zehn Stockwerke, oder?«
    »Nein, Herr Unteroffizier, ich glaube, bloß zwei.«
    »Jesus.« Ein Hustenanfall. »Maria und Josef.« Jetzt riss er an der klebrigen Masse aus Schweiß und Staub in seinen Augenhöhlen. »Da kann man nichts machen.«
    Einer der

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