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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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die Augen. » Es fühlt sich… einsam an. Ich möchte ihn umarmen und ihm von meinem Tag erzählen. Ich will, dass er mich im Arm hält, wie er es immer tut. Er macht das beste Pesto der Welt. Er pfeift falsch in der Dusche.«
    » Also ist das Leben mit ihm nun besser als ohne ihn?«
    » Viel besser. Er hält mir vor Augen, was ich erreichen kann. Ich werde es schaffen, dass die Boutique mehr Gewinn macht. Ich kann expandieren. Ich habe Talent. Ich muss nicht Kinderärztin oder Chirurgin werden, um ein schönes Leben zu führen.«
    » Er inspiriert dich also?«
    » Ja.«
    » Du liebst ihn?«
    » Ja, aber…«
    » Du kennst dich selbst besser, als du glaubst. Du kennst dein Herz.«
    » Aber das hast du doch auch angenommen. Du hast gedacht, dass du Robert liebst, und schau, was passiert ist.«
    » Manchmal muss man den Sprung ins kalte Wasser wagen, das Risiko eingehen und mit beiden Händen nach dem Leben greifen, und wenn es nur für einen Tag ist.«
    Sie faltet das Taschentuch auseinander und wickelt es sich um den Finger. » Seit wann bist du so eine Optimistin?«
    » Seit mir ein paar Geister auf die Sprünge geholfen haben?«
    » Die Geister unserer Tante?«
    » Vielleicht. Und einer, der nur meiner war.«
    Sie steht auf und streicht sich den Sari glatt. » Der arme Dilip. Ich war gemein zu ihm.«
    » Er hat Verständnis dafür, weil er dich liebt.«
    Sie schaut in den Spiegel und holt tief Luft. » Schnell, hilf mir mit meinem Make-up und den Haaren. Alle warten auf uns.«

Kapitel 47

    N
ach der Trauung versammeln sich alle zur Hochzeitsfeier in aufgebauten Zeltpavillons im Fairport Park. Ein warmer Wind weht vom Meer heran. Eine Band spielt leise Musik, und die Gäste schwirren umher, plaudern, trinken, essen, tanzen und gratulieren dem glücklichen Paar. Noch nie habe ich Ma so begeistert gesehen. Während Gita sich mit einigen Freundinnen unterhält, kommt Dilip zu mir, um sich leise zu bedanken. » Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast…«
    » Es liegt nicht an mir«, widerspreche ich. » Gita hat das ganz allein entschieden. Sie liebt dich.«
    » Trotzdem danke.« Er eilt davon, um seine Braut auf einen Tanz zu entführen.
    Ich stehe am Rand neben dem Büffet und trinke Wein. Einige Männer fordern mich zum Tanzen auf, doch ich lehne ab. Ich möchte einfach nur hier stehen und mich in aller Ruhe betrinken.
    Plötzlich spüre ich einen Lufthauch neben mir.
    » Verzeihung.« Die Stimme ist rauh und lässt mich aufmerken. Eine Hand greift an mir vorbei, um ein leeres Weinglas auf den Tisch zu stellen.
    Ich mache Platz und blicke in die tiefblauen Augen eines breitschultrigen Mannes, der eine Khakihose, ein weißes Hemd und eine offene Windjacke trägt. Das Haar hat er zurückgekämmt. Er hat markante Gesichtszüge und ist vom Aufenthalt im Freien sonnengebräunt. Außerdem hat er eine ausgesprochen männliche Ausstrahlung, die mir das Blut in den Adern gerinnen lässt. Dass er für eine Hochzeit völlig unpassend angezogen ist, spielt überhaupt keine Rolle.
    » Sie sind Jasmine, stimmts?«
    » Stimmt«, erwidere ich, obwohl ich kaum einen Ton herausbekomme. » Woher wissen Sie das?«
    » Ich habe Sie beobachtet. Ich muss zugeben, dass ich mich bei Ihrer reizenden Schwester Gita nach Ihnen erkundigt habe. Die Schönheit muss in der Familie liegen.«
    Eine Welle durchläuft mich in Überschallgeschwindigkeit. Beinahe lasse ich mein Weinglas fallen. » Sie sind ziemlich vorwitzig, Mr.…?«
    » Giles. Steve Giles.« Er schüttelt mir die Hand. Seine Finger sind warm, kräftig und schwielig. » Ihre Schwester hat Sie als ausgesprochen faszinierend beschrieben.«
    Als ich die Hand wegziehe, haben seine Finger Abdrücke hinterlassen. » Aha– was hat sie denn gesagt?«
    » Dass Sie die besondere Gabe haben, für jeden das richtige Buch zu finden. Ich suche einen Führer über die seltener genutzten Wanderwege auf dieser Insel.« Er fährt sich mit dem Finger über die Augenbraue, eine so vertraute Geste, dass es mir die Kehle zuschnürt.
    » Wir haben bestimmt das Richtige für Sie.«
    » Da bin ich sicher.« Er mustert mich eingehend und prüfend. Der kräftige Geruch nach freier Natur, den er verströmt, ist vertraut und dennoch neu und anders.
    » Und… äh… woher kennen Sie Gita?«
    » Sie hat mich damit beauftragt, einiges an ihrer Boutique umzubauen. Wir haben eine Wand eingerissen, um den Laden zu vergrößern.«
    » Ach, wirklich? In Seattle?«
    » Zurzeit arbeite ich auf der Insel. Ich bin

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