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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Gnade. Sie werden überall herumstochern, Leute werden aus Angst reden, und irgendwann werden sie etwas finden! Entweder bei euch oder bei mir.«
    »Denk daran, was du versprochen hast, Elsbeth. Denk an deinen Eid.« Der alte Mann stellte seinen Becher ab und erhob sich ächzend. Der lange Weg von Annweiler durch den Wald hatte ihn sichtlich angestrengt. »Wir sind gekommen, um dich zu warnen. Das entbindet dich jedoch nicht von deiner Aufgabe. Wenn das Geheimnis gut versteckt sein soll, dann besser hier und nicht in der Stadt.« Er gab den beiden anderen Männern ein Zeichen, und gemeinsam gingen sie zur Tür. Erst dort drehte der Alte sich noch einmal um. »Wir haben geschworen, das Geheimnis zu wahren, bis der Tag endlich gekommen ist. So viele Generationen, und alle haben geschwiegen. Nichts kann uns von diesem Versprechen entbinden.«
    »Und was, wenn der Tag bereits gekommen ist?«, fragte Elsbeth Rechsteiner leise, während sie weiter ins Feuer starrte. »Was, wenn es nun Zeit wird, endlich zu handeln?«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, dies zu entscheiden. Das weiß allein Gott.« Der alte Mann zog seinen fleckigen Hut. »Dank dir für den heißen Trank, Elsbeth. Möge der Himmel dich beschützen.«
    Die drei wandten sich schweigend ab und verließen die Hütte. Ihre Schritte knirschten auf dem mit Zweigen bedeckten Waldboden und entfernten sich langsam.
    Dann herrschte wieder Stille.
    Elsbeth Rechsteiner blieb mit ihrer Angst allein zurück.
    ***
    Schweigend stiegen Agnes und Mathis den steilen Weg zur Burg hinauf. Von der Lichtung bis hierher waren sie fast ständig gelaufen. Agnes’ Herz pochte noch immer heftig, Schweiß stand ihr auf der Stirn. Immer wieder sah sie den zerfetzten, blutigen Torso vor sich, hörte sie die Schreie ihres Verfolgers. Sie wusste, dass sie nur mit knapper Not dem Tod entronnen waren. Mittlerweile hatte sie sich wenigstens so weit beruhigt, dass sie sich ausmalen konnte, was ihr Vater zu alldem sagen würde. Nicht nur, dass sie ihren Falken Parcival verloren hatte und der kleine Puck tot war – auch die Arkebuse hatten sie zurücklassen müssen. Wenn Philipp von Erfenstein herausfand, dass Mathis die Hakenbüchse gestohlen hatte, würde er einen seiner berühmten Wutanfälle bekommen. Auch wenn Agnes nicht glaubte, dass ihr Vater Mathis an den Annweiler Stadtvogt ausliefern würde, so drohte ihm doch der Karzer, wenn nicht sogar die Verbannung.
    »War vielleicht doch kein so guter Einfall, das mit dem Experiment auf der Lichtung«, murmelte Mathis neben ihr. Auch er war von den Erlebnissen der letzten Stunde sichtlich mitgenommen. Er zitterte leicht und war noch immer leichenblass, was die schwarzen Rußspuren auf seinem Gesicht nur noch mehr hervorhob.
    »Kein guter Einfall? Das war die … die dümmste Idee, die du je hattest!«, brach es aus Agnes heraus. Doch sie war zu sehr erschüttert, um wirklich zornig zu sein. »Den Knall hat man bestimmt bis Rom gehört«, fuhr sie ein wenig ruhiger fort. »Wir können von Glück reden, dass nicht noch mehr solcher Lumpen aufgetaucht sind.«
    »Nun, wenigstens gibt es jetzt einen Lumpen weniger.« Trotzig schob sich Mathis eine rotblonde Locke aus dem Gesicht und wischte sich den Ruß von der Stirn. Einmal mehr fiel Agnes auf, dass der Schmiedgeselle nicht im eigentlichen Sinne schön war. Vor vielen Jahren hatte er sich beim Raufen die Nase gebrochen, seitdem stand sie ein wenig schief in dem sonst feingeschnittenen Gesicht; die Augen waren dunkel und blickten meist düster drein. Seit seiner frühen Kindheit hatte Mathis etwas Aufbrausendes, Zorniges, was ihn für Agnes immer interessant gemacht hatte.
    »Ich glaube, dein Vater wäre stolz auf mich, wenn er’s wüsste«, brummte Mathis.
    »Ich glaube eher, mein Vater würde dir den Arsch blutig hauen. Bete zu Gott, dass er es niemals herausfindet. Vielleicht hat ihn der zweifache Knall bereits misstrauisch gemacht. Schließlich weiß er, wie gerne du mit Feuerwaffen spielst.«
    Mathis schnaubte verächtlich. »Wenn er nicht so starrköpfig wäre, könnte mein Wissen für die Burg Gold wert sein. Ich … ich müsste bloß einmal mit ihm reden …«
    »Der Trifels braucht keine Hilfe, jedenfalls nicht von ­einem einfachen Schmiedgesellen«, unterbrach ihn Agnes harsch. »Also vergiss es, bevor du meinen Vater damit zur Weißglut treibst.«
    In ängstlicher Vorahnung blickte sie hinauf zu der verwitterten Felsenburg, deren Vogt ihr Vater seit vielen Jahren war. Der Trifels thronte

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