Die Catilina Verschwoerung
heute ein kleiner Haufen Schwerter lagerte, der genauso bunt zusammengewürfelt war wie die Waffen in den anderen Räumen. Zwei Schwerter erregten meine Aufmerksamkeit, und ich zog sie aus dem Haufen hervor, um sie genauer zu betrachten. Es handelte sich um zwei Waffen reichlich veralteter Machart. Der Griff der einen war aus Horn, der der anderen aus Holz. Beide waren mit der plumpen Schnitzerei einer spiralförmig gewundenen Schlange verziert. Ich schob sie in den Stapel zurück und stieg die Treppe hinauf.
War das ein Zufall? Der Händler hatte gesagt, daß solche Waffen in Italien nach dem Jugurthinischen Krieg recht verbreitet waren, und diese beiden Schwerter sahen aus, als wären sie so alt.
Ich wußte, daß ich etwas unternehmen mußte, aber ich brauchte weitere Informationen. Und was vielleicht noch wichtiger war, ich brauchte eine Art Genehmigung für meine Aktivitäten. Von den Praetoren jenes Jahres, die befugt gewesen wären, sie mir zu erteilen, war nur einer ein Verwandter, den ich ziemlich gut kannte: Metellus Celer, der seit dem Tod von Metellus Pius das nominelle Oberhaupt unserer Sippe war. Er genoß so großes Ansehen in Rom, daß man ihm, als Cicero den Statthalterposten im cisalpinischen Gallien aus persönlichen Gründen ablehnte, die Provinz angedient hatte. Es war selten, daß ein Praetor ein prokonsularisches Amt erhielt, aber Celer verfügte über genügend Prestige.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und meldete mich an seiner Pforte. Nicht Celer war es, der mich nervös machte, sondern seine Gattin Ciodia, eine Frau, mit der ich eine recht verwickelte Beziehung unterhalten hatte. Ich bezweifle, daß Ciodia je eine unkomplizierte Beziehung zu jemand hatte. Im Laufe ihres skandalumwitterten Lebens hatte man sie einer Reihe von Morden verdächtigt, und ich wußte, daß sie in einigen Fällen auch schuldig war.
»Der Quaestor Decius Caecilius Metellus wünscht den Praetor zu sprechen«, erklärte ich dem Janitor, der die Pforte bewachte.
Er klingelte einen Majordomus herbei, der mich ins Atrium führte.
Meine Unruhe wuchs, als Ciodia eintrat. »Decius, wir haben dich viel zu lange nicht mehr gesehen.«
Sie war genauso schön, wie ich sie in Erinnerung hatte, und das Lächeln in ihrem Gesicht verriet in nichts den Dämon, der, wie ich wußte, dahinter lauerte.
»Meine Arbeit hindert mich daran, viel herum zukommen«, erklärte ich ihr.
»Sie hat dich nicht davon abgehalten, gestern abend die ägyptische Botschaft aufzusuchen«, hielt sie mir vor.
Sofort wurde ich von dem Verdacht erfaßt, sie lasse mich beschatten.
»Der junge Catull hat mir erzählt, daß er dich dort getroffen hat.«
Ich seufzte erleichtert. »Er scheint ganz vernarrt in dich zu sein. Darf ich die Vermutung wagen, daß sein neuer Gedichtzyklus an dich gerichtet ist?«
»Na ja, du kennst ja diese Dichter. Sie richten ihre Verse lieber an lebende Frauen als an mythologische Gestalten. Er lebt seit einiger Zeit im Haus meiner Schwester und macht mir jedesmal aufs extravaganteste den Hof, wenn ich dort zu Besuch bin.«
»Welche Schwester denn?« fragte ich und wünschte sehnlichst, daß Celer endlich auftauchen möge.
»Lucullus' Frau. Der gute Lucius hat beschlossen, sich ganz aus dem öffentlichen Leben zurück zu ziehen und nur noch als ein Förderer der Künste in Erscheinung zu treten.« Sie konnte einen Unterton der Verachtung nicht verbergen, interessierte sie sich doch nur für Männer, die es zur absoluten Macht drängte.
»Hast du sein neues Stadthaus gesehen? Es ist so groß wie eine kleinere Ortschaft, und er baut außerdem eine Villa auf dem Land, die noch größer werden soll.«
»Um so mehr Platz gibt es da für die Poeten«, meinte ich. Der glasige Blick ihrer Augen sagte mir, daß sie bereits anfing, sich mit mir zu langweilen, was mir bedeutend lieber war als ein übermäßiges Interesse.
»Nun, bald werden Gäste zum Abendessen eintreffen, Decius, und ich muß mich um den Speisesaal kümmern. Bleibst du zum Essen?«
»Leider nein«, erwiderte ich hastig. »Ich habe bereits eine andere Verpflichtung. Vielleicht ein anderes Mal.«
Sie lächelte und ging, und ich begann wieder freier zu atmen.
Wenige Minuten später kam Celer. Er war ein kleiner, kahler Mann mit einem Froschgesicht, untersetzt und stämmig. »Guten Tag, Decius«, sagte er. »Ich hoffe, deinem Vater geht es gut?« »Er erfreut sich allerbester Gesundheit«, versicherte ich ihm.
»Das höre ich gern. Ich werde ihn bei der Wahl
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