Die Catilina Verschwoerung
geliebten Schwester pflegen und jammert mitleiderregend über seine Wunden.«
»Du wirst einige Zeit das Stadtgespräch bleiben«, meinte Catilina.
»Bis ich mich wieder um ein Amt bewerbe, hat man mich längst vergessen«, sagte ich, mich an meine Rolle erinnernd. »Aber deswegen sind wir ja hier zusammengekommen«, rief Catilina. »Wir haben alle die Nase voll vom Wankelmut der Wähler. Die Brüder Gracchus haben den Pöbel verwöhnt, und seither ist es nur schlimmer geworden.« Er machte eine Pause, in der die anderen murmelnd ihre Zustimmung bekundeten.
»Nun würde ich uns natürlich nie einen Rückfall in die Monarchie wünschen, aber am besten ist es uns ergangen, als der Senat und die Volksversammlung die Entscheidungen getroffen haben, sämtlich solide Männer von Anstand und militärischer Erfahrung, sowohl Patrizier wie Plebejer. Jetzt werden die Bürgerrechte an jeden verliehen, sogar an Freigelassene.« Dann erinnerte er sich daran, daß auch einige Nicht-Römer zugegen waren, und fügte hastig hinzu: »Und zu alle dem haben unsere Demagogen die Municipia und Coloniae ihres angestammten Rechts auf Selbstverwaltung beraubt, ohne ihnen eine entsprechende Form der Regierungsbeteiligung anzubieten.«
Es war die Art Fehler, die Caesar nie gemacht hätte. Catilina war einfach kein geborener Politiker.
»Sehr wahr«, sagte einer der Fremden. »Wir italischen Verbündeten haben angeblich die Bürgerrechte, aber wir müssen zum Wählen nach Rom kommen, wenn wir vertreten sein wollen. Wir drängeln uns zu einer erbärmlichen Jahreszeit in Zelten.« Die Augen des Mannes funkelten wütend, seine Worte klangen bitter. »Dann werden wir in der Hälfte aller Fälle um unsere Stimme betrogen. Jedesmal wenn ein Tagesordnungspunkt zu unseren Gunsten zur Abstimmung kommen soll, werden endlose Reden gehalten, oder die Auguren entdecken plötzlich Omen, die besagen, daß die Abstimmung verschoben werden muß. Dann warten sie, bis wir wieder nach Hause müssen.«
Das war in der Tat ein alltäglicher Machtmißbrauch jener Zeit, und unsere Verbündeten klagten darüber mit vollem Recht.
Ich setzte ein ernstes Gesicht auf. »Diese Ungerechtigkeit ist unerträglich!«
»Und wir werden dafür sorgen, daß sie abgestellt wird«, sagte Catilina. »Nehmt Platz und laßt uns zum Geschäft kommen!«
Wir setzten uns, und Sklaven deckten einen Tisch mit Weinkrügen und Tellern mit Früchten, Nüssen, Oliven und dergleichen. Dies war zwar keine Einladung zum Abendessen, aber Römer können sich nicht ernsthaft besprechen, ohne Erfrischungen zur Hand zu haben. Die Sklaven zogen sich zurück.
»Orestilla schließt die Sklaven im hinteren Teil des Hauses ein«, sagte Catilina. »Wir können also offen reden, ohne Angst haben zu müssen, belauscht zu werden.« Er ließ seinen Blick mit den Adleraugen eines Generals umher schweifen, der stolz seine Legionen mustert. »Ich will keine langen Reden halten.
Der Worte sind genug gewechselt, nun ist es Zeit zu handeln.
Laßt uns die Berichte hören. Publius Umbrenus, wenn du vielleicht anfängst.«
Umbrenus erhob sich, als ob er im Begriff sei, eine Rede vor dem Senat zu halten.
»Meine Agenten in Gallien waren erfolgreich. Die Stämme werden sich auf unser Signal hin erheben. Die römische Besatzungsmacht in der transalpinischen Provinz ist schwach.
Als Lucius Murena nach Rom zurückgekehrt ist, um als Konsul zu kandidieren, hat er seinen Bruder Gaius zurück gelassen, der an seiner Stelle als Legat regiert. Für die Gallier ist das so, als würde ein König seinem schwachsinnigen Sohn die Regierungsgewalt überlassen. Es ist eine Einladung zum Aufstand. Meine Verhandlungen hier in Rom mit den Gesandten der Allobroger sind äußerst erfolgreich verlaufen. Ihre Unterstützung festigt unsere Herrschaft über den nördlichen Teil der Provinz. Zunächst haben sie gezögert, aber als ich ihnen von unserer Macht, unseren Hintermännern und dem Fortgang unserer Vorbereitungen berichtet habe, haben sie bereitwillig ihre Hilfe zugesagt. Sie stehen bereit und erwarten unsere Befehle.«
»Ausgezeichnet«, meinte Catilina. »Marcus Fulvius Nobilior, was kannst du uns melden?«
Nobilior erhob sich. Er war ein schmaler, nervöser Mann, der mit Fulvia, der Mätresse von Curius, verwandt war. »Meine Vorbereitungen in Bruttium sind jetzt abgeschlossen«, sagte er.
»Wenn du das Signal gibst, Konsul« - mit diesem Titel redete er Catilina an - »werden sie sich erheben. Du darfst der
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