Die Catilina Verschwörung
mit Perlen beschwerten Zöpfe wild durch die Luft fliegen ließen. Die Kellner waren sämtlich schwarze Nubier in Tierfellen und mit bemalter Haut. Viele waren mit rituellen Narben übersät und hatten ihre Zähne spitz feilen lassen. Sie boten schwere, süße ägyptische Weine, aber auch die gaumenfreundlicheren Lesen der zivilisierten Welt an.
Bei diesen Abendgesellschaften ging es stets recht locker zu; sie begannen früh und dauerten länger, als es in Rom Sitte war. Der bedachtsame Lisas hielt ein ganzes Corps von Boten und Wächtern, die seine Gäste sicher nach Hause brachten.
Das Atrium, in dem sich die Gäste versammelten, war ein großer, runder Raum in einem Architekturstil, der mir unvertraut war. Die Bodenmosaiken stellten die ägyptische Fauna dar, mit Krokodilen und Flusspferden, die sich im Wasser zwischen Schilfrohren ergötzten, Straußen, Kobras und Löwen, die sich in der Wüste tummelten, sowie Geiern und Falken, die durch die Lüfte segelten. Die Wandgemälde zeigten Nilpygmäen, die mit langschnäbeligen Kranichen kämpften. Reisende betonen, dass dieses Zwergenvolk wirklich existiert, in der Gegend der Quelle des großen Flusses, aber ich habe nie einen von ihnen gesehen.
Ich entdeckte jedoch etwas, das mich interessierte. Die schöne Sempronia war anwesend. Sie war eine jener berüchtigten Frauen, die ich bereits erwähnt habe. Will sagen, sie war gebildet, freimütig, unabhängig, intelligent und reich genug, sich all das leisten zu können. Sie hatte bereits ein vorgerücktes Alter erreicht, war aber noch immer eine der Schönheiten Roms, die ein feingeschnittenes, aristokratisches Gesicht mit jenem arroganten Gehabe verband, das die Römer so bewundern. Ihr Mann Decimus Junius Brutus war ein Arbeitstier, das kein Interesse an seiner Frau entwickelte; die beiden lebten seit Jahren getrennt. Außerdem verstand sie sich bestens mit Roms verruchtesten und ausschweifendsten Kreisen, die sie für einen weit anregenderen Umgang hielt als die ehrbaren Freunde ihres Mannes.
»Decius«, sagte sie, als ich auf sie zukam, »wie schön, dich wiederzusehen.« Sie hielt mir eine Wange hin, die ich küsste, überrascht, keine Spur von Schminke zu erkennen. Sie streckte ihre Arme aus und packte mich an den Schultern. »Du bist ja noch attraktiver geworden als letzte Woche, obwohl ich so was nicht sagen sollte, wo ich doch einen Sohn fast deines Alters habe.«
»Bitte«, sagte ich, ihre Hand ergreifend, »sag es, so oft du willst. Und was unsern Altersunterschied angeht, übertreibst du maßlos, denn der junge Decimus kann sicherlich noch keinen Tag älter als sieben Jahre sein.«
Sie lachte ihr wundervolles Lachen. »Wie nett von dir, das zu sagen.« Mit der Fingerspitze fuhr sie an der gezackten Narbe entlang, die mein Gesicht verziert. »Du hast mir nie erzählt, wie du an die gekommen bist. Die meisten Männer prahlen immer mit ihren Narben.«
»Ein spanischer Speer«, sagte ich. »Das war, als ich während des Sertorius-Aufstands unter Metellus Pius gedient habe. Ich prahle nicht damit, weil ich sie mir auf ziemlich dumme Weise zugezogen habe. Es ist mir bis heute peinlich.«
»Es ist angenehm, einen Römer zu treffen, der diese Art von Verstümmelung nicht für eine prima Idee hält.« Sie ließ ihren Blick durch den Raum wandern. »Ist es nicht eine reizende Gesellschaft?«
»Nachdem ich meinen Tag mit dem Staatsschatz verbracht habe, würde ich selbst eine Zusammenkunft von Schustern als einladend empfinden.« Ich versuchte, ein wenig trotzig zu klingen, etwas, das mir nicht leicht fällt.
»Oh, diese Arbeit liegt dir nicht, Decius?« fragte sie besorgt.
Ich zuckte die Schultern. »Jeder weiß, dass es der Posten ist, den man Quaestoren gibt, denen es höheren Orts an Einfluss mangelt.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Bei deiner Familie?«
»Das ist ja das Problem. Es gibt einfach so viele von uns, dass ein weiterer Metellus an der untersten Sprosse der politischen Karriereleiter kaum ein Schulterklopfen wert ist. Wenn du die Wahrheit wissen willst, die alten Männer unserer Familie denken, die hohen Ämter stünden allein ihnen zu, und ein junger, ehrgeiziger Verwandter, der sie herausfordert, passt ihnen da gar nicht in den Kram.«
Sie warf mir einen kurzen, berechnenden Blick zu und nahm dann, um ihn zu kaschieren, einen Becher vom Tablett eines vorbeikommenden Dieners. »Und du hast dich bei der Erfüllung deiner Pflichten verschuldet?«
»Bis über beide Ohren«, erklärte ich
Weitere Kostenlose Bücher