Die Catilina Verschwörung
ihr. »Die Pflasterung der Passstraßen ist nicht billig, wie ich erfahren musste. Ich bin nicht mal sicher, ob ich es mir bei all den Kosten leisten kann, als Aedil zu kandidieren.«
»Aber man hat dir doch sicher«, sagte sie, »nach Ablauf deiner Amtszeit einen Posten angeboten, der für einen intelligenten Mann aus guter Familie gewisse Möglichkeiten bereithält? Viele Proquaestoren oder Legaten kommen wohlhabend nach Hause und sind sehr wohl in der Lage, sich um höhere Ämter zu bewerben, selbst wenn sie nicht von Geburt an reich sind.« Sie beobachtete mich genau.
»Das hatte ich auch gehofft, aber bis jetzt habe ich noch kein Angebot bekommen, und, es wird Jahre dauern, bis es wieder mal einen profitablen Krieg gibt. Pompeius’ Freunde haben alle lukrativen Posten besetzt.« Ich hatte das Gefühl, möglicherweise zu dick aufzutragen, und wechselte das Thema. »Aber wer weiß? Vielleicht ergibt sich ja noch was. Aber erzähl mir, Sempronia, wer heute außer den üblichen Müßiggängern sonst noch so da ist.«
»Lass mich sehen...« Sie ließ ihren Blick erneut durch den Raum schweifen. »Dort drüben ist der junge Catull. Er ist kürzlich aus Verona gekommen.«
»Der Dichter?« fragte ich; ich hatte seinen Namen schon einmal gehört. Er galt als einer der führenden »neuen Poeten«. Mir waren die alten lieber.
»Ja, du musst ihn kennenlernen.« Sie nahm meinen Arm und zog mich neben den jungen Mann. Erstaunt sah ich, dass er kaum älter als neunzehn oder zwanzig sein konnte.
Sempronia stellte uns vor. Er wirkte ein wenig zaghaft, offenbar noch immer überwältigt davon, am Leben der feinen Gesellschaft der Hauptstadt teilzunehmen, was er mit einer selbstbewussten Pose zu verbergen suchte, die an Arroganz grenzte.
»Ich höre, dass deine Gedichte sehr gelobt werden«, sagte ich.
»Was so viel heißt wie, du hast sie nicht gelesen. Sei’s drum, ich habe ohnehin das Gefühl, dass meine besten Werke noch vor mir liegen.«
»Woran schreibst du gerade?« fragte Sempronia, die wusste, dass Dichter selten über etwas anderes reden mögen als über ihre Kunst.
»Ich arbeite an einem Gedichtzyklus im alexandrinischen Stil. Das ist einer der Gründe, warum ich froh bin, heute abend eingeladen zu sein. Ich habe die alexandrinische Schule der griechischen Lyrik schon immer bewundert.«
Der andere Grund war die Gelegenheit zu einer kostenlosen Mahlzeit, dachte ich, und es war gar nicht abschätzig gemeint, war ich doch selbst oft genug in derselben Lage gewesen.
Bevor wir ihn wieder seinen kunstsinnigen Bewunderern überließen, stellte er mir eine Frage: »Verzeihung, aber bist du ein Verwandter von Metellus Celer, dem Praetor?«
»Er ist ein Vetter meines Vaters, was allerdings nicht heißt, dass ich ihn gut kenne. Wenn man einen Stein in die Curia wirft, hat man gute Chancen, einen Metellus zu treffen.«
Catull lachte über meinen Scherz und versuchte wohl, ihn sich zu merken, um ihn später einmal in einem Spottvers zu verwenden.
»Warum war er so neugierig wegen Celer?« fragte ich Sempronia, als wir allein im Garten waren.
Sie beugte sich näher zu mir und sagte in verschwörerischem Ton: »Hast du das nicht gewusst? Er ist in Clodia verliebt!«
»Wirklich? Sie ist doch erst seit acht Monaten mit Celer verheiratet. Ist das nicht ein wenig früh für eine Affäre?«
»Na ja, du kennst ja Clodia.«
Das tat ich wahrlich nur zu gut. Sie war eine Frau, für die ich äußerst gemischte Gefühle hegte.
»Eigentlich«, fuhr Sempronia fort, »verehrt er sie, glaube ich, nur aus der Ferne und schreibt Liebesgedichte auf sie. Sie fühlt sich geschmeichelt, aber wer wäre das nicht?«
»Aber es ist nicht mehr als das?« meinte ich und ärgerte mich, dass es mich überhaupt interessierte.
Sie warf mir einen taxierenden Blick zu. »Die gute Clodia würde doch ihre gesellschaftlichen Aktivitäten nicht durch eine Heirat beeinträchtigen lassen«, sagte sie. »Sie ist so wild wie eh und je. Aber seit ihrer Hochzeit geht sie, was Männer betrifft, äußerst diskret vor. Ich glaube, im Rahmen ihrer Möglichkeiten ist sie treu.«
Nun, wie konnte ich es einem empfindsamen jungen Dichter verübeln, sich in Clodia zu verlieben? Ich selbst war es ja auch einmal gewesen. Wir schlenderten an einem Isis-Schrein vorbei, als wir auf einen Mann stießen, der von den Angehörigen der ägyptischen Botschaft einschließlich Lisas umlagert wurde. Er trug die Tunika eines Eques, wurde aber mit einem unterwürfigen Respekt
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