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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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behandelt, wie er sonst nur Königen zuteil wird. Der Mann erblickte Sempronia, lächelte und entfernte sich aus dem Kreis der Ägypter, die ihm den Weg frei gaben, als ob ihm eine Hundertschaft Liktoren vorausginge. Er war ein großer, gutaussehender Mann mittleren Alters, dessen Kleidung von einer Qualität war, um die ich ihn nur beneiden konnte, obwohl er mit Ausnahme des schlichten Goldrings seines Standes keinen Schmuck trug. Es war, wie ich erfuhr, Gaius Rabirius Postumus, ein berühmter Bankier und Sohn jenes ältlichen, vornehmen Senators, den Caesar wegen eines vierzig Jahre zurückliegenden Verbrechens vor Gericht hatte schleppen wollen. Jetzt verstand ich auch die Unterwürfigkeit der Ägypter. Obwohl ich Postumus nie zuvor getroffen hatte, war es bekannt, dass er Auletes riesige Summen geliehen hatte.
    »Decius Caecilius«, sagte Postumus, nachdem wir die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht hatten, »ist es wahr, dass du, wie ich gehört habe, heute morgen die Leiche meines Freundes Oppius gefunden hast?«
    »Ich kam zufällig vorbei. Es war dein Freund?«
    »Wir hatten des öfteren geschäftlich miteinander zu tun. Er gehörte zu den hiesigen Bankkreisen. Ich war völlig schockiert, als ich von seiner Ermordung erfuhr.«
    »Hatte er Feinde?« fragte ich ihn.
    »Nur die üblichen, die ein Bankier eben hat. Er war ein ruhiger Familienvater und hatte meines Wissens keine politischen Ambitionen oder war in irgendwelche Intrigen verstrickt.«
    »Dann war es wahrscheinlich ein Schuldner«, vermutete ich.
    »Das ergäbe wenig Sinn«, erwiderte Postumus. »Er hatte Erben und Geschäftspartner, die die Titel sicherlich übernehmen und die ausstehenden Summen einfordern werden. Glaub mir, wenn der Tod eines Gläubigers die Schulden tilgte, würde keiner von uns Bankiers den morgigen Tag überleben. Es sind schließlich nicht alle Schuldner so vernünftig wie König Ptolemaios.«
    »Wie das?« fragte Sempronia.
    »Er hat mich zum Finanzminister seines Königreiches ernannt.«
    »Er kann einen brauchen«, bemerkte ich. »Ich habe nie begriffen, wie der König der reichsten Nation der Welt so arm sein kann.«
    »Das ist wirklich erstaunlich, nicht wahr?« pflichtete Postumus mir bei. »Vielleicht liegt es daran, dass Ägypten seit den Tagen Alexanders nie wieder eine richtige Nation war. Seither haben die makedonischen Eroberer das Land regiert.«
    »Seit Alexander hat es keinen wirklich bedeutenden Makedonen mehr gegeben«, gab ich zum Besten. »Und mit ihm war auch nicht viel los. Was ist schon dabei, die Griechen und Perser zu besiegen? Immerhin waren die Makedonen absolut tadellose Barbaren, als sie sich noch in ihren Bergen aufgehalten haben. Und was sind sie ein paar Generationen nach Alexander? Verrückte und Betrunkene, die mit jeder neuen Generation weiter degenerieren.«
    »Ihr zwei solltet euch schämen«, sagte Sempronia. »So redet man nicht über einen Mann, dessen Wein man trinkt.«
    »Als Alexander sich bis nach Indien durchschlug«, entgegnete ich, »war Rom noch eine kleine Stadt, die mit anderen italischen Städten im Krieg lag. Jetzt sind wir die Herrscher der Welt, und wir haben nicht mal einen jungen Gottkönig gebraucht, um das zu schaffen.«
    Sie nahm meinen Arm und dirigierte mich in Richtung des Speisesaals. »Es wird Zeit, dass du was zu essen kriegst, Decius. Ich meine gehört zu haben, dass der Beginn des Essens angekündigt wurde.«
    Das klang gut. Die Gespräche hatten meinen Hunger angefacht. Der Rest des Abends verlief äußerst angenehm, aber irgendetwas nagte an meinem alkoholisierten Bewusstsein wie eine Maus an einer Brotkruste. Es war etwas, das Postumus gesagt hatte, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Der Abend war überdies zu reich an Attraktionen, als dass ich mich lange damit herumgequält hätte.
    Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem brummenden Schädel und einem Geschmack im Mund, der mir sagte, dass der letzte Gang des gestrigen Abendessens eine ägyptische Mumie gewesen sein musste. Meine betagten Sklaven Cato (nicht verwandt mit dem Senator) und Cassandra zeigten keinerlei Mitleid. Das taten sie nie, wenn es um meine Exzesse ging, und ich konnte ihnen auch nicht begreiflich machen, dass ich nur meinen öffentlichen Pflichten nachgekommen war.
    Es ist römische Tradition, sich von den eigenen Hausangestellten tyrannisieren zu lassen. Sicher ist jedenfalls, dass die beiden keinen Respekt vor mir hatten. Da sie mich großgezogen hatten, hegten

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