Die Catilina Verschwörung
taten.
Fulvia empfing mich in einem recht durchsichtigen Kleid. Ihr Haar bestand wie das der meisten römischen Damen aus einer kunstvoll arrangierten blonden Lockenpracht. Wir tauschten die üblichen Begrüßungsfloskeln aus.
»Ich bin so froh, dass du kommen konntest, Decius.«
»Nichts hätte mich davon abhalten können«, versicherte ich ihr. »Ich hätte ein Treffen mit dem Konsul abgesagt, um an einer deiner berühmten Zusammenkünfte teilzunehmen.« Das war nur mäßig unehrlich. Fulvia war wegen ihrer interessanten Gäste bekannt: Dichter und Dramatiker, Philosophen, Komödianten und Frauen von fragwürdiger Herkunft. Es bedurfte weder Reichtums noch vornehmer Geburt, man musste nur amüsant sein. Fulvia war eine der ersten hochgeborenen Frauen, die Schauspieler in ihrem Haus auch als Gäste und nicht bloß als Unterhaltungskünstler zuließ. Es gab natürlich Menschen, die das für den absoluten Gipfel der Verkommenheit hielten, aber Einladungen in ihren Salon waren heißbegehrt.
Ihr Geschmack, was Männer anging, war hingegen zweifelhafter. Ihre lange Liaison mit Quintus Curius war ein beliebtes Thema des Stadtklatsches. Er war Senator gewesen, war aber wegen seines skandalösen Verhaltens aus dem Senat ausgeschlossen worden. Wenn man in Betracht zieht, was ein Senator in jenen Tagen alles anstellen konnte, ohne dafür belangt zu werden, bekommt man eine Idee von dem Ausmaß seiner Vergehen. Nach allgemeiner Darstellung war sein Werben um Fulvia äußerst stürmisch von statten gegangen, einschließlich verschiedener Morddrohungen. Politisch gesehen war er eher unbedeutend, ein Gefolgsmann größerer Persönlichkeiten, deren Gunst er suchte, in der Hoffnung, sie würden ihm helfen, seine erdrückenden Schulden zu zahlen.
Ich habe nie verstanden, wie eine Frau wie Fulvia einen verabscheuungswürdigen, nichtsnutzigen Parasiten wie Curius so abgöttisch lieben konnte, aber es gibt vieles, was ich an den Frauen nicht verstehe. Philosophen erklären mir, dass Männer und Frauen nicht wirklich zur selben Gattung von Lebewesen gehören und deshalb einander nie verstehen können. Das mag durchaus wahr sein. Ich habe beobachtet, dass die edelsten Frauen sich oft zu den übelsten Männern hingezogen fühlen, während ich selbst auf diesem Gebiet nicht immer allzu glücklich gewesen bin.
Curius trat ein und begrüßte mich, als wären wir gute Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten. Ich erwartete, dass er mich noch vor Ablauf des Abends um ein kleines Darlehen anhauen würde.
»Decius! Wie schön, dich zu sehen! Ich höre große Dinge von deiner Arbeit!« Wie er etwas in der Richtung gehört haben konnte, überstieg mein Vorstellungsvermögen. »Und in weniger als drei Monaten wirst du deinen Platz im Senat einnehmen. Wohl verdient, mein Freund.«
Ich bin Schmeicheleien nicht grundsätzlich abgeneigt, aber ich bevorzuge sie von einer kompetenteren Quelle. »Du musst diese erhabene Körperschaft großer Männer vermissen«, sagte ich.
Er zuckte die Schultern. »Was von einem Censor verfügt wird, kann von einem anderen wieder aufgehoben werden.« Das klang ominös. Er führte mich zu zwei Männern, die ebenfalls zu früh gekommen waren. »Decius, ich glaube, du kennst Marcus Laeca und Gaius Cethegus?«
Ich kannte sie flüchtig. Sie waren Senatoren, weil sie zuvor das Amt eines Quaestors innegehabt hatten, und es war unwahrscheinlich, dass sie je ein höheres Amt bekleiden würden. Wir plauderten ein paar Minuten belanglos miteinander. Anscheinend würde das heutige Treffen rein politischer Natur werden. So langweilig diese Gesellschaft auch war, in Bezug auf meine Ermittlung sah sie sehr vielversprechend aus. Niederrangige Funktionäre, die keine Aussicht auf höhere Posten haben, bilden den klassischen Nährboden einer Rebellion. Aber weder Curius noch Laeca schienen verzweifelt oder mutig genug für ein gewaltsames Unternehmen, wie groß die Belohnung auch sein mochte. Gaius Cornelius Cethegus Sura hingegen war ein notorischer Unruhestifter und bekannter Wirrkopf, genau der Typ, der in etwas so hanebüchen Brutales und Dummes verwickelt sein konnte.
Sempronia traf ein, begleitet von zwei nubischen Sklaven, die in Federn und Zebrafell gekleidet waren. Sie erklärte Fulvia, dass die beiden ein Geschenk des ägyptischen Botschafters seien. Ich fragte mich, welchen Gefallen sie Lisas getan hatte, um sich ein solches Geschenk zu verdienen.
Wenig später trafen die letzten Gäste ein, ein Mann und eine
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