Die Catilina Verschwörung
Diskretion erfordert.«
»Für einen Beamten gibt es keine freien Tage«, meinte er, »genauso wenig wie für einen Soldaten. Um was für ein Geheimnis geht es denn?«
»Hast du von den Morden an den Equites Oppius und Calenus gehört?«
»Selbstverständlich. Rom ist kein sicherer Ort. Aber das ist es auch nie gewesen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, an denen morgens vierzig Männer vom Rang eines Senators oder Eques tot auf den Straßen lagen, und niemand hat sich die Mühe gemacht, die Leichen zu zählen.«
»Damals herrschten rauhere Sitten«, erwiderte ich. »Das war auf dem Höhepunkt der Parteikämpfe, als Sulla seine Ächtungslisten veröffentlichte und Marius Horden von gedungenen Mördern durch die Straßen führte. In letzter Zeit ist es doch deutlich ruhiger zugegangen.«
»Trotzdem, es gibt immer Räuber und eifersüchtige Ehemänner. Die Equites haben mit Geschäften und dem Kreditgewerbe zu tun, und geschäftliche Widersacher können genauso rücksichtslos sein wie politische.«
»Ich glaube, dass zwischen beiden Morden ein Zusammenhang besteht, und ich fürchte, es wird weitere geben.« Von dem versteckten Waffenlager im Tempel wollte ich ihm nichts erzählen. »Ich möchte, dass du mich mit den Ermittlungen in diesen Mordfällen betraust. Ich hätte gern eine legale Basis, um Anklage erheben zu können, wenn ich genügend Beweise zusammen habe.«
»Hm. Ich glaube, du machst da aus einer Mücke einen Elefanten, Decius. Du hattest stets einen Hang zur Schnüffelei.«
»In der Vergangenheit hat er sich durchaus ausgezahlt«, erinnerte ich ihn. »Ich habe Verbrechen und Verschwörungen aufgedeckt, die sonst niemand vermutet hat.«
»Und du hast dir damit eine Menge Ärger eingehandelt«, meinte Celer. »Dein Vater und ich und deine Onkel mussten unsere ganze Autorität aufbieten, um deine noch junge Haut zu retten, als du sehr mächtigen Männern in die Quere gekommen bist.«
»Dafür bin ich euch auch überaus dankbar. Nichtsdestoweniger möchte ich dich in dieser Sache um deine Unterstützung bitten. Ich habe Anlass zu der Vermutung, dass es sich bei diesen Morden nur um einen Teil einer sehr viel weitergehenden Verschwörung handelt, einer Verschwörung, die die öffentliche Ordnung und möglicherweise sogar die Sicherheit des Staates bedroht.«
»Für zwei erbärmliche Morde sind das aber sehr weitreichende Schlussfolgerungen«, brummte Celer. »Aber gut. Ich werde dich zum Sonderermittler ernennen. Du hast mir Bericht zu erstatten, bevor du jemand vor Gericht bringst, und ich bekomme sämtliche Beweise zu sehen, auf die du stößt. Ferner möchte ich nicht, dass du an mir vorbei und ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mit den Konsuln darüber sprichst, ist das klar?«
»Jawohl. Was ich entdecke, soll allein dein Verdienst sein«, versprach ich.
»Sehr gut. Wenn du aber Unsinn machst, werde ich so tun, als ob ich nicht einmal mit dir verwandt wäre. Wir leben in gefährlichen Zeiten, und es ist schwer, den Mittelweg zu gehen. Es ist noch leichter als gewöhnlich, sich Feinde zu machen. Jetzt, Decius, muss ich mich auf meine Gäste vorbereiten.«
Ich dankte ihm überschwenglich und verließ sein Haus. Ich wusste nur zu gut, was seine Warnung zu bedeuten hatte. Unter den Römern war eine bedrohliche Parteibildung im Gange. Wir Meteller galten nach den Maßstäben unserer Zeit als gemäßigt, aber wir hatten traditionell die aristokratischen Optimaten und Sulla, den erfolgreichsten Vertreter dieser Partei, unterstützt. Tatsächlich waren seit zwanzig Jahren fast alle mächtigen Männer Anhänger Sullas gewesen, während seine Feinde, die Marianer, sich größtenteils im Exil aufhielten.
Aber jetzt, da Sullas Leute alt wurden, kehrten die Söhne der alten Marianer nach Rom zurück, und die Macht der Populären lebte wieder auf. Sullas Verfassung hatte die Volkstribunen der meisten ihrer angestammten Rechte beraubt, aber die Gesetzgebung der letzten Jahre hatte sie ihnen größtenteils wieder zurückgegeben. Viele neue Politiker waren nachgewachsen und stellten die Vorherrschaft der Optimaten in Frage. Caesar etwa war ein angeheirateter Neffe von Gaius Marius, und er nutzte diese Verbindung, um sich beim Volk einzuschmeicheln, das den alten Tyrannen noch immer verehrte.
Wir steuerten mit Riesenschritten auf eine Zeit zu, in der es in der Mitte keinen Platz mehr gab für diejenigen, die es nicht drängte, sich mit der einen oder anderen Partei zu verbünden. Der Senat war
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