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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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taumelte.
    Raymond, der vom Nachtportier ihre beiden Zimmerschlüssel entgegengenommen hatte, fing sie eilig auf.
    »Ich glaube, für heute reicht es. Kommen Sie, ich bringe Sie in Ihr Zimmer.«
    Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen stolperte Isabelle die Treppe in den ersten Stock hinauf. Ihr Kopf war noch immer erfüllt von den vielen Stimmen und Gesprächen des Abends. Von der Musik, vom Gläserklirren und von unbeschwertem Gelächter. Sie summte leise vor sich hin, während Raymond ihr Zimmer für sie aufschloss. »Madame«, sagte er und hielt übertrieben thea­tralisch die Tür auf. »Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun darf?«, ahmte er den ehrerbietigen Ton der Zimmerpagen nach.
    »Sie sollten aufhören, mir noch mehr Flausen in den Kopf zu setzen. Heute Abend bin ich die Champagnerkönigin und morgen früh, wenn ich aufwache, wieder das Aschenputtel, ist es nicht so?«, sagte Isabelle, und ihr Lachen klang ein wenig schrill. Eilig drückte sie Raymond einen Kuss auf den Mund. »Vielen, vielen Dank für alles!«, flüsterte sie trunken. »Sie haben mir heute die Welt zu Füßen gelegt.«
    Seine Lippen schmeckten nach Champagner und der Zigarre, die er in der Bar geraucht hatte. Bevor sie sich von ihm lösen konnte, schlossen sich seine Arme fester um sie.
    »Nicht nur die Welt, sondern mein Herz gleich dazu.«
    Das Erste, was Isabelle am nächsten Morgen durch den Kopf schoss, war nicht der Gedanke, wie schön es war, wieder einmal neben einem Mann aufzuwachen. Leise Atemzüge neben sich zu spüren, einen wärmenden Körper. Es war auch nicht der Gedanke, wie gut es tat, als Frau begehrt und liebkost zu werden. Das Erste, was ihr durch den Kopf ging, als sie die Augen öffnete, war die Frage: Was habe ich nur getan?
    Ein leises Stöhnen kroch aus ihrer Kehle, eilig biss sie sich auf die Lippen. Doch Raymond, der entspannt auf dem Rücken lag, schlief tief und fest weiter. Kein Schnarchen entschlüpfte seinen Lippen, kein Stirnrunzeln entstellte sein Gesicht. Selbst im Schlaf wirkte er souverän. Isabelle rückte sacht von ihm ab, wollte ihn mit keiner noch so kleinen Bewegung zum Aufwachen bringen. Am liebsten hätte sie das Bett verlassen, wäre gerannt, weit fort! Sie wollte allein sein. Wollte nachdenken über das, was geschehen war. Frische Luft schöpfen, die den Kopf wieder freimachte für einen klaren Gedanken. Doch sie blieb liegen. In dem Bett, das sie sich gemacht hatte.
    Sie und Raymond. Er war ein gutaussehender Mann, immer um sie bemüht. Der Ball, der Wein, der im Schloss ausgeschenkt worden war, dazu der viele Champagner in der Bar … Da konnte man schon einmal den Kopf verlieren. Hoffentlich hatte sie sich nicht allzu peinlich aufgeführt. Wenn sie sich bloß besser hätte erinnern können! Aber der gestrige Abend war wie ein Flickenteppich in ihrem Kopf, bei dem überall Stücke fehlten.
    Doch machte sie es sich zu einfach, ihre Leichtfertigkeit auf den Alkohol zu schieben? War diese Nacht womöglich die zwingende Folge nicht nur des letzten Abends gewesen, sondern der ganzen Wochen davor? Hatte sie nur einfach nicht wahrhaben wollen, wohin ihre Beziehung steuerte?
    Gedankenvoll starrte Isabelle zum Fenster. Weit kam ihr Blick nicht, noch waren die schweren Samtvorhänge vorgezogen. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Nacht zu verlängern, dort weiterzumachen, wo sie vor Stunden aufgehört hatten. Aneinanderschmiegen. Streichelnde Hände. Der eigene Körper als Liebesgabe. Stattdessen bedeckte Isabelle ihre Blöße mit der seidenen Bettdecke.
    In Raymonds Armen zu liegen war nicht unangenehm gewesen. Ganz im Gegenteil – er wusste, wie er einer Frau Vergnügen bereiten konnte. Ein Flämmchen war aufgelodert, und doch hatte es sein Liebesspiel nicht vermocht, ein alles verzehrendes Feuer in ihr zu entzünden, so wie es bei Leon der Fall gewesen war. Leon hatte sie nur berühren müssen, und schon war jede Faser ihres Körpers erbebt. Ihr Herz war übergelaufen vor Glück, ihre Seele hatte gejauchzt vor lauter Verliebtheit. Wo aber waren Herz und Seele in der letzten Nacht gewesen?
    Kurze Zeit später schlug Raymond die Augen auf. Er blinzelte zweimal, als wollte er sich der Realität versichern. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er stützte sich auf einen Ellenbogen, küsste Isabelle sanft auf die Stirn und sagte: » Ich danke dir für die vergangene Nacht, es war wunderschön …«
    Isabelle lächelte verkrampft zurück. Bevor sie ihn bitten konnte, sie allein zu

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