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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Aber ich verspreche dir, ein Auge auf Clara zu haben. Doch nun genug von diesem leidigen Thema. Erzähl lieber mal – was macht die Liebe? Du bist mit diesem charmanten Champagnerhändler angereist, hat das etwa zu bedeuten, ihr zwei …?«
    Isabelle lachte. »Was willst du hören? Dass ich mich Hals über Kopf in Raymond verliebt habe?«
    »Warum nicht?«, antwortete Josefine forsch. »Oder schlägt dein Herz eher für deinen neuen Kellermeister – wie hieß der attraktive Bursche noch?«
    Bei dem Gedanken an Daniel schlug Isabelles Magen sogleich einen kleinen Purzelbaum.
    »Ach Jo«, sagte sie mit gequälter Stimme. »Ich weiß gar nichts mehr! Damals, als ich Leon in die Ungewissheit gefolgt bin, habe ich mich von großen Gefühlen hinreißen lassen. Nicht, dass ich meine Entscheidung bereue«, fügte sie eilig hinzu. »Aber ein bisschen mehr Nachdenken hätte mir nicht geschadet. Die Zeiten haben sich geändert, ich will einfach keinen Fehler mehr machen. Vielleicht sollte ich mich zukünftig nur von der Vernunft leiten lassen.«
    »Wirst du etwa feige?« Josefine schaute die Freundin spöttisch an. »Alles hätte ich geglaubt, nur das nicht.«
    »Was hat denn das mit feige zu tun?«, antwortete Isabelle leicht ärgerlich. Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr. »Schon so spät, du lieber Himmel! Um drei Uhr kommt die Friseurin, die Raymond für mich bestellt hat, ins Hotel.« Hastig begann sie in ihrer Tasche nach Geld zu kramen. »Ich muss dringend gehen. Stell dir vor, Raymond und ich sind heute Abend im Berliner Schloss eingeladen. Ein wichtiger General hat die Einladung unterzeichnet, er ist wohl ein alter Kunde von Raymond. Mir wird ganz schlecht vor Aufregung, wenn ich daran denke, womöglich den Kaiser zu sehen. Raymond meinte zwar, dass Kaiser Wilhelm selbst nur deutschen Sekt trinkt, dass aber seine Generäle einem Glas Champa­gner gegenüber durchaus aufgeschlossen seien. Es wäre eine Sensation, wenn sie ausgerechnet meinen Champagner kaufen würden, drück mir die Daumen, ja?« Sie küsste Josefine zum Abschied auf beide Wangen. »Gute Geschäfte und finanzielle Sicherheit – das ist es, was für mich zählt. Und Margerite natürlich, für sie mache ich das schließlich alles. Für die Liebe bin ich vielleicht gar nicht geeignet.«
    Statt zu antworten, lächelte Josefine nur.
    Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn des kaiserlichen Diners strömten immer mehr Damen und Herren ins Foyer des Berliner Stadtschlosses, ein Paar eleganter als das andere. Zum Glück hatte sie sich in Wien von Raymond zu einer neuen Abendrobe überreden lassen, dachte Isabelle. Mit ihrem smaragdgrünen Seidenkleid und den passenden Accessoires konnte sie mit jeder Dame mithalten, sie fühlte sich schlank und schön. Doch gegen das aufgeregte Rumoren in ihrer Magengegend half selbst ihre elegante Robe nicht, bei jedem Schritt fühlte sie sich unsicherer. Während sie vorsichtig den Sitz ihrer Hochsteckfrisur prüfte, schaute sie unauffällig zu ihrem Begleiter hinüber. Im Gegensatz zu ihr schien sich Raymond in der Residenz des deutschen Kaisers so wohl zu fühlen wie ein Fisch im Wasser. Zudem gehörte er an diesem Abend unbestritten zu den attraktivsten Herren – schwarzer Frack, weißes Frackhemd, Zylinder, Glacéhandschuhe, eine goldene Taschenuhr, dazu seine feinen Gesichtszüge, die von den silbrigen Strähnen in seinem vollen Haar noch akzentuiert wurden. Unter den anwesenden Männern wirkte Raymond jedenfalls am aristokratischsten von allen.
    »Ich bin so aufgeregt«, flüsterte sie ihm zu.
    »Warum denn?«, flüsterte er zurück. Lächelnd nickte er jemandem zur Begrüßung zu, wechselte da ein paar Worte, machte dort ein Kompliment. Wie in München und Wien kannte er auch hier jeden, der Rang und Namen hatte.
    »Ich habe das Gefühl, dass alle zu uns herüberstarren«, sagte Isabelle und lächelte dabei krampfhaft. Da – war das nicht ein alter Verehrer von ihr? Freiherr Gottlieb von … Sie konnte sich nicht an seinen Nachnamen erinnern, dafür aber daran, dass er und seine Mutter immer schrecklich nach Mottenkugeln gerochen hatten. Er war ein großer Favorit ihres Vaters auf der Liste seiner Heiratskandidaten gewesen. Und dort, war das nicht Irene Neumann, Adrians Schwester? Sofort rumorte Isabelles Magen noch heftiger. O Gott, wem würde sie heute wohl noch begegnen?
    »Die Leute schauen nur, weil wir ein so schönes Paar sind. Entspannen Sie sich«, sagte Raymond und tätschelte ihre Hand.
    Isabelle

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