Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
bis gleich.«
Er steckt das Telefon wieder in seine Jeans.
»Das war nur Iris.«
Schon klar.
»Soll ich mal das Rad nehmen, Cornelius?«, biete ich an.
Ich muss ihn irgendwie sanftmütiger stimmen. Sonst gelingt mir das doch auch immer!
Ich tue so, als würde ich das Rad prüfen. »Mensch, das sieht aber ehrlich so aus, als müsste es dringend mal überholt werden. Das ist ja lebensgefährlich, damit zu fahren.«
Ich schiele zu Cornelius hoch. Bingo, er sieht ein klein wenig beeindruckt aus.
»Hm, ja«, grunzt er unentschieden. »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, das habe ich ja eben gemerkt.«
Ich möchte grinsen, nicke aber nur ganz ernsthaft und bemühe mich, einen besorgten Blick aufzusetzen.
Cornelius drückt ein bisschen an seiner Hose rum, die von der dicken Pfütze klitschnass ist, und zieht einen Flunsch. »Na schön, dann gehen wir eben zu Fuß«, bestimmt er.
Dann reicht er mir sein Handy. »Ruf schnell mal Dodo an und frag, ob sie wirklich schon zu Hause ist.« Dann schüttelt er missbilligend den Kopf. »Feine Freundin, die sich nicht mal meldet und dich einfach hier im Regen stehen lässt!«
Ich nehme das Handy, tippe Dodos Nummer ein und sage lieber nichts. Oh, Dodo, bitte vergib mir! Du darfst das nächste Mal auch mich als Notlüge benutzen, ja?
Dodo klingt reichlich verschlafen, als sie sich meldet. Die Ärmste! Sie weiß zwar natürlich, dass Javier und Ramón kommen, aber sie hat die beiden ja vor zwei Wochen erst das erste Mal gesehen und hatte keine Lust, nachts draußen zu stehen, um auf sie zu warten.
Als ich jetzt mit ihr rede, versuche ich, munter und auch ein kleines bisschen glaubhaft vorwurfsvoll zu klingen. »Dodo! Du bist also tatsächlich schon zu Hause! Also echt und ich stehe hier im Regen!«
Ich kann nur hoffen, dass Cornelius Dodos Antwort nicht hört.
»Was ist los? Sag mal, haben sie dir das Gehirn püriert? Oder hast du nur schlecht geträumt?«
»Okay, macht nichts, Dodo«, plappere ich ungerührt weiter, »kein Problem, mach dir keine Sorgen! Zum Glück hab ich eben meinen Vater auf dem Marktplatz getroffen, also brauche ich nicht allein zu gehen.« Das müsste sie doch jetzt kapieren!
Aber Dodo kapiert leider nichts. Sie ist viel zu verschlafen. »Vater, hä? Wolltest du dich nicht mit den Spaniern treffen? Echt, Tessa, ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Aber du kannst dich ja noch mal melden, wenn du wieder klarer bist, ja? Ciao!«
Noch mal melden? Und ob ich das werde! »Okay! Tschüss, Dodo.«
Cornelius neben mir sieht leider immer noch grimmig aus. »Alles klar?«, brummt er.
Ich nicke betont fröhlich. »Ja, jetzt ja. Wie gut, dass ich sie angerufen hab.«
Cornelius sieht etwas zufriedener aus.
Meine Güte, das scheint ja gerade noch mal gut gegangen zu sein!
NEIN! Ist es nicht!
Da vorne! Das Auto, das eben um die Ecke gekommen ist! Oh, neeein!
Ich gucke ganz schnell weg. Ob es was bringt, wenn ich mich hinter Cornelius verstecke?
Nein, jetzt hupen die Idioten auch noch! Ja, sehen die denn nicht, dass mein Vater hier neben mir geht? Was ist los, lieber Gott, ich dachte, du wärst heute Abend auf meiner Seite?
»Hola, Tiara, mi amor!«, jubelt Javi so laut zur Begrü ßung, dass man es bestimmt bis zur spanischen Grenze hören kann, und lehnt sich dabei weit aus dem Fenster. »¿Qué tal? ¿Me has extrañado? Hast du mich verrrmisst?«
Cornelius’ Gesichtsfarbe ändert sich innerhalb von zehn Sekunden bedenklich. Aus einem normal verfrorenen Weiß-Blau wird erst ein leicht erhitztes Rosa, das aber sogleich in ein ungesund wirkendes Dunkelrot übergeht.
Ramón, der am Steuer sitzt, bringt das Auto mit quietschenden Reifen direkt neben uns zum Stehen. »Hola, Tessa, wie geht’s?«
Danke, Jungs, könnte nicht besser gehen. Ehrlich, habt ihr denn überhaupt kein Gefühl für gutes Timing?
Ich gucke rüber zu Cornelius und weiß: das war’s. Dieses Mal brauche ich mir gar nicht erst irgendwelche tollen Ausreden einfallen zu lassen.
Cornelius hat seinen Tötet-alle-männlichen-Wesen-die- meinen-Töchtern-zu-nahe-kommen!-Blick aufgesetzt. Und nun scheinen endlich auch Javi und Ramón zu begreifen,
was gerade Sache ist. Sie halten jedenfalls plötzlich ihre Klappe und glotzen uns nur reichlich verunsichert an.
»Äh... hola«, sage ich mal so in das Schweigen hinein. Dann nicke ich zu Cornelius rüber. »Das – äh – ist mein Vater.«
Javier klettert sofort aus dem Auto und streckt Cornelius die Hand hin. »Buenas dias, guten
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