Die Chaosschwestern sind die Größten!
Roma lag Hase und ließ sich von zwei kichernden Mädchen mit Eiskugeln füttern.
Also echt! Hunde haben es doch wirklich leicht im Leben! Hatte er seine Liebste bereits vergessen? Wegen ein paar Kugeln Vanilleeis?
Bei dem Anblick der köstlichen Eisbecher fing mein Magen schon wieder an zu krampfen. Allerdings genügte der Gedanke daran auch, um mich sofort wieder wie der mieseste Übeltäter der Welt zu fühlen. Eis im Bella Roma ist ja sonst mein Agentenlohn, also die Bezahlung für meine Spionierleistungen. An einem schlechten Tag erlaube ich mir nicht mehr als eine Kugel, an einem richtig guten sind auch mal drei drin. Da muss man hart und gerecht bleiben mit sich selber. Schlampige Arbeit wird nicht auch noch belohnt. Ich musste meerestief seufzen. Und heute? Was sollte ich mir heute als Lohn auszahlen? Minus siebzig Kugeln oder so? Eis gestrichen für die nächsten zehn Jahre?
Die Mädchen winkten. »Hey, bist du nicht Tessas kleine Schwester? Und ist das hier Henrys Hase?«
Ich antwortete überhaupt nicht. Man kann nie wissen. Nachher sind das Polizeispione, die im Eiscafé nur zur Tarnung sitzen. Es gibt viel mehr Spione auf der Welt, als die meisten denken! Die kaufen einem dann freundlich ein paar Kugeln, fragen dich freundlich ein paar Fragen, und wenn du ihnen ahnungslos ebenso freundliche Antworten gibst, dann – peng – lochen sie dich ein.
Nee, nicht mit mir! Ich ging nicht nur einfach weiter, ich rannte sogar wieder ein Stück. Als ich mich umdrehte, konnte ich sehen, dass Hase mir hinterhergaloppierte. Ja, und weil mir nichts Besseres mehr einfiel, bin ich dann irgendwann tatsächlich zu uns in die Kastanienallee gegangen.
Als ich jetzt unser rosa Haus sehe, wird mir allerdings wieder flau. Was, wenn die Polizei schon bei uns ist und mit gezückten Handschellen auf mich wartet?
Was, wenn Remi und Iris und bestimmt auch Livi (der geht immer alles so ans Herz) weinend im Wohnzimmer sitzen und, sobald ich durch die Tür trete, auch schon losschluchzen » Wie konntest du nur, Malea! «?
Was, wenn Kenny ihre ganzen Freundinnen aus der Schule angerufen hat, weil bei uns mal wieder was Aufregendes passiert, und die jetzt alle dastehen und begeistert glotzen, wie die Beamten mich festnehmen?
NEIN !
Ich will gerade wieder schneller werden und einfach an unserem Haus vorbeigehen, da sehe ich Kenny und Sinan am Fenster stehen und wild winken.
Und jetzt reißt Kenny das Fenster sogar auf und brüllt: »Schnell, Malea! Livi kocht heute! Weil Mama immer noch schreibt! Kooooomm!«
Kennys Kochschule. Heute: Spaghetti mit Ketchup!
Schneidet eine Packung Spaghetti auf und holt die Nudeln da raus. Das Plastik kann man nämlich nicht mitkochen. (Das weiß ich genau!) Dann ruft eure große Schwester. Oder euren großen Bruder. Oder eure Oma. Oder irgendjemanden, der größer ist als ihr und schon Wasser kochen darf. Das muss man nämlich als Nächstes. In einem großen Topf. Wenn es blubbert, ist es fertig. Dann kann man die Spaghetti alle in das Blubberwasser reinwerfen. Achtung: Wenn ihr die Spaghettipackung so aufreißt wie ich und alle hunderttausend Spaghetti auf dem Boden landen, so wie bei mir, könnt ihr euch mit dem Rufen nach eurer großen Schwester (oder eurem großen Bruder oder eurer Oma) Zeit lassen. Es dauert nämlich eine Weile, bis man Spaghetti wieder aufgesammelt hat. (Das weiß ich auch genau.)
Sobald die Spaghetti im Blubberwasser blubbern, dauert es zehn Minuten, bis sie weich gekocht sind. Kleiner Kenny-Tipp: Legt euch zwanzig ungekochte Spaghetti zur Seite. Während ihr darauf wartet, bis die Nudeln weich sind, könnt ihr mit den harten Spaghetti Mikado spielen. Ist das eine gute Idee oder ist das eine gute Idee? Wenn die zehn Minuten um sind, müsst ihr noch mal kurz eure große Schwester oder euren großen Bruder oder eure Oma bitten, euch die heftig heißen Nudeln in ein Sieb zu gießen. Achtung: Das Sieb muss im Abwaschbecken stehen, damit das kochende Wasser ablaufen kann.
Und dann kommt das Beste: Ihr holt die Ketchupflasche! Schüttel, schüttel, schüttel und rüber über die Spaghetti damit. Mhm, lecker!
M alea winkt nicht zurück. Sie glotzt nur blöd.
Deswegen schreie ich jetzt das dritte Mal richtig freundlich aus dem Fenster: »Wir können uns selbst was aussuchen! Komm endlich rein! Mama schreibt noch! Und Livi kocht!«
Malea schleicht ins Haus mit krummem Rücken und Au-weh-Blick. So wie Papa, wenn er eine seiner Trommeln rein- oder rausschleppt. Ohne was zu
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